Indiebookday, nächster Versuch.

War der jetzt erfolgreich? Ich habe mir jedenfalls den Koala von Lukas Bärfuss aus dem Wallstein Verlag gekauft.

In meiner Lieblingsbuchhandlung, in der ich gestern erneut feststellen konnte, dass sie nicht ohne Grund meine Lieblingsbuchhandlung ist. Leider viel zu weit weg. Wobei, das ist vielleicht ganz gut so, ansonsten würde ich vermutlich noch öfter noch mehr Bücher nach Hause tragen.

Jedenfalls finde ich da immer Bücher, die es in anderen Buchhandlungen nicht gibt. Oder sie sind dort besser versteckt.

Die Buchhändlerin hat mich dann auch gleich noch von Katharina Hagenas Vom Schlafen und Verschwinden überzeugt.

Und meinen Indiebookday werde ich in demnächst auf jeden Fall erfolgreich zu Ende bringen: indem ich mir Claire Keegans Das dritte Licht bestelle. Aus dem Steidl Verlag.

Das Buch habe ich in der Bücherei gefunden. Gelesen habe ich es auch schon, aber nicht zum letzten Mal. So wenig Worte, so viel gesagt. Ich mag Bücher, die durch nichts sagen viel sagen. Das ist so eins.

So einfach ist das.

Ich weiß es doch. Eigentlich. Was mir gut tut.

Raus.

So lange laufen, bis die Gedanken still stehen, bis die Stille von draußen in mir angekommen ist.

Die Stille des (vogel-)geschwätzigen Frühlingswaldes, des schnaubenden Pferdes, der malmenden Kühe, des dahinhoppelnden Hasens; die Stille im Schrei des Greifvogels, im Surren der Fliege; die Stille in der sonnigen Wärme des Sandbodens und im ausgeblichenen Holz der Sitzbank, in der grazilen Leichtigkeit des Waldmeisters, im satten Gelb der Sumpfdotterblumen, in der Maßlosigkeit des Löwenzahns; die Stille im steten Fluss des Bachlaufs, in der Samtigkeit der jungen Blätter des Fingerhuts, in der Sorglosigkeit der Schmetterlinge, in der ruhenden Kühle der Granitblöcke, die Stille in den Bäumen.

So einfach ist das.

Serendipity.

(Leo übersetzt Serendipity so: „die Gabe, zufällig glückliche und unerwartete Entdeckungen zu machen“)

Auch so ein schönes Wort. Von dem ich zum ersten Mal bei Meike Winnemuth gelesen habe. Und gleich dachte: Ah, das kenne ich auch.

Heute ist es wieder passiert: eine zufällige und unerwartete Entdeckung, dieses Mal beim Radiohören. Stefan Parrisius redet mit Zoë Beck, von der ich gar nicht wusste, dass sie irgendwann mal nicht Zoë Beck hieß. Sondern Henrike Heiland. Namen gibt es. Und damit bin ich dann bei der Serendipity, denn Zoë Beck hat sich den Namen Zoe ausgesucht, weil Zoe Leben bedeutet.

Ich höre das und denke: Kann jetzt nicht sein, oder?

Kann aber doch sein.

Warum mich das so erstaunt: In meiner Geschichte (die Geschichte, die immer noch ein „richtiges“ Buch werden will) gibt es auch eine Zoe. Die hieß einfach so, da hatte ich noch keine Ahnung, was der Name bedeutet. Jedenfalls: er passt.

 

 

Mehr Regen, bitte.

Danke. Das ging ja schnell.

Falls Ihnen heute ein breit grinsender Mensch auf einem Fahrrad entgegen kam, der mehr oder weniger laut „I’m only happy, when it rains“* gesungen hat: das war ich.

Regen ist immer dann toll, wenn man weiß, wo die nächste heiße Dusche auf einen wartet. Ich bin ja gern zu Fuß unterwegs und da lässt es sich leider nicht vermeiden, auch mal nass zu werden.

Zum Beispiel wenn man trotz eines drohenden Gewitters vom Berg des Grauens flüchtet. Und dann – natürlich – fürchterlich nass wird, während man versucht, die Blitze zu ignorieren und sich fragt, was der Schutzengel bei diesem Wetter wohl so treibt. Und schließlich vor einem rettenden Häuschen steht, in dem man zwar keine heiße Dusche, dafür aber einen heißen Espresso bekommt. Dann geht man wieder raus in den Regen. Wenigstens die Blitze haben ihre Arbeit eingestellt. Später steht man triefend und tropfend vor einem ausgestopften Wildschwein (der aufmerksame Leser erinnert sich), während man darauf wartet, dass die Wirtin, die einen eben noch entgeistert angestarrt hat, ein paar Betten bezieht und nach Handtüchern sucht.

Oder man steht ebenso triefend vor einem Haus, dass laut einer vergilbten Infotafel in der Ortsmitte ein Gästezimmer beherbergen sollte (das einzige im ganzen Ort). Jetzt, wo man davor steht, deutet allerdings nichts darauf hin, dass es tatsächlich so ist. Man klingelt beherzt, wird erneut entgeistert angestarrt und tropft Pfützen ins Gästezimmer, während die Wirtin allerlei uninteressante Dinge erzählt und sich darüber freut, nach vielen Jahren mal wieder einen Gast zu haben. Später ist man zwar längst wieder trocken, fragt sich aber, ob es nicht besser wäre, wieder in den Regen zu flüchten: einer der Hausbewohner scheint ein großer Fan von Phil Collins zu sein, hört ebenjenen auf maximaler Lautstärke und findet auch nach der zehnten Wiederholung noch Gefallen am immer gleichen Lied.

Da ist es schon fast nicht mehr der Rede wert, wenn man durch eins der angeblich trockensten Alpentäler** wandert, während vor lauter Nässe schon die Schuhe quietschen.

Oder wenn man glaubt, die heiße Dusche sei zum Greifen Aufdrehen nahe und aus dem Duschkopf kommt nur lauwarmes Wasser.

Ja, in solchen Momenten komme ich dann schon mal ins Grübeln, wessen Schnapsidee die Sache mit dem Wandern eigentlich war. Dummerweise oft genug meine eigene.

Oh, eine Regengeschichte hab ich noch: Wenn man triefend und tropfend vor der Rezeptions eines Sternehotels steht und überhaupt nicht entgeistert angestarrt wird. Wenn man das Zimmer gezeigt bekommt und dezent auf den im Schrank versteckten Föhn hingewiesen wird („Den brauchen Sie sicher noch“). Wenn man im ganzen Zimmer nasses Zeug ausbreitet, essen geht, schlafen geht und am nächsten Morgen feststellt, dass derjenige, der unnötigerweise ins Zimmer kam, um die Tagesdecke zurückzuschlagen, auch die Schranktüren geschlossen hat. Die man selbst wohlweislich aufgelassen hatte, wegen dem nassen Zeug, dass darin hängt. Das nasse Zeug, das jetzt immer noch nass ist.

Ja, ich sollte mal wieder wandern gehen.

 

* normalerweise singen das andere, nämlich: Garbage

** das Pitztal, und diese Behauptung hatten wir tags zuvor in einem vor Ort ausliegenden Buch oder einer Broschüre gelesen.

Immer wenn es regnet*

Das Beste am Frühling ist der Regen. Tagelang dieses dunstige 20-Grad-Wetter, bei dem ich im Gegensatz zur Katze ganz dösig werde und mich frage, wann er endlich kommt: der Regen, der den Himmel gründlich durchwäscht, damit man auch mal wieder die Berge in der Ferne sieht (Berge, schön wär’s. Sind leider nur Hügel).

Und dann – heute! Endlich.

Vermutlich habe ich nur wegen dem Regen mal wieder länger gebraucht und meine Vier-Stunden-Schicht gründlich überzogen. Weil ich ständig am offenen Fenster stand und nach links guckte. Dahin, wo es schon regnete. Jesses, das dauerte aber auch, bis die dunklen Wolken endlich zu mir kamen.

Als sie dann da waren, stand ich natürlich immer noch am offenen Fenster, weil: dieser Geruch! Hach. Komisch, im Winter riecht Regen anders. Aber der Winter ist ja eh dazu da, dass es schneit. Eigentlich.

Apropos: der MMM berichtet, in Norwegen sei es brausekalt und die Seen wären zum Teil noch zugefroren. Die haben’s gut, die Norweger.

Zurück zum Regen. Leider nicht genug davon. Ich hatte mich darauf gefreut, nach der unendlichen Vier-Stunden-Schicht entweder

a)  Im Regen nach Hause zu laufen

Oder

b)  Ohne Regen nach Hause zu laufen, aber mit den Handflächen an nassglitzernden Buchsbaumhecken entlangzustreifen.

Pustekuchen.

Hat noch nicht mal für Nassglitzer auf Buchsbaumhecken gereicht. Mehr Regen, bitte.

 

 

* Titel sponsored by Freundeskreis

edit: Ja sowas. Man findet hübsche Bilder, wenn man nach „Immer wenn es regnet“ sucht.

Von Norwegen, einer Frühlingskatze und Sprachlosigkeiten.

Der allerliebste MMM wirft gerade Steine in norwegische Fjorde. Extra für mich. Lieber wäre mir natürlich, ich wäre mit dem MMM vor Ort und könnte das gleich selbst übernehmen mit dem Steinewerfen, aber aus diversen Gründen, die alle höchst kompliziert sind und unter anderem mit geldwerten Vorteilen und halben Beinen in Gefängnissen zu tun haben, geht das leider nicht. Tja.

Nun könnte man sich natürlich fragen, was das überhaupt soll, mit dieser Steinewerferei. Weiß ich auch nicht. Ich kann das jedenfalls stundenlang machen, zumindest, wenn es genug Steine gibt. Ich mache das sogar an Orten, an denen sie Schilder aufstellen, dass man in diesen Fluss bitte keine Steine werfen soll. Meistens bin ich ja ziemlich gesetzestreu, aber in dem Fall hatte ich schon geworfen und danach erst das Schild entziffert (war ein italienisch-sprachiges Schild).

Steine sind jedenfalls nicht sprachlos, schon gar nicht, wenn man sie ins Wasser wirft. Da hat jeder Stein sein eigenes Geräusch. Manche sind platschende Arschbombensteine, andere sind grazil plingende, dreifach gehechtete Vierviertelschrauben. Oder so. Wieder andere machen einfach nur Plopp.

Das hat jetzt natürlich nichts mit Katzen zu tun, aber die Katze und ich, wir sind eben noch hier (und nicht in Norwegen). Wobei die Katze da vermutlich auch gar nicht hinwollen würde (im Gegensatz zu mir). Die hat momentan sowieso anderes im Sinn. Der Winter ist nämlich vorbei, da liegt man nicht mehr faul auf dem Sofa herum, 27 Stunden am Tag. Stattdessen tut man – ja, was? Keine Ahnung, was die Katze so macht. Ich fahre zum Beispiel mit dem Fahrrad durch laue Frühlingsnächte und frage mich, warum andere Leute, die auch Geschichten schreiben, so gern von ihren Geschichten erzählen (im Gegensatz zu mir). Wobei. Das ist wohl eher eine generelle Sache. Es gibt genug Leute, die keine Geschichten schreiben und trotzdem gern welche erzählen.

Jedenfalls habe ich heute eine weitere Geschichtenschreiberin kennengelernt und natürlich kam sie, die ultimative „Und was schreibst du so?“-Frage.

Und damit bin ich dann bei der Sprachlosigkeit angekommen.

„Lies doch selber“, will ich sagen, aber aus marketingtechnischen Gründen macht sich das nicht so gut. Stattdessen erzähle ich von einer meiner Geschichten und es hört sich ziemlich schlimm an, das will doch nun wirklich keiner lesen und zuhören will da eigentlich auch keiner. Vielleicht doch, aber puh, derjenige muss schon echten Einsatz zeigen, um Antworten aus mir herauszuholen.

Das schafft nicht jeder. So mancher scheint es auch gar nicht wirklich zu wollen und würgt meine gestammelten Halbsätze mit „Ah ja, interessant“ ab, um dann auf das Eigentliche zu kommen, nämlich das „Und jetzt erzähl ich dir, was ich so schreibe.“

Ach ja. Würde ich doch nur Regionalkrimis schreiben. Oder Sachbücher zum Thema Steinewerfen. Oder „Wie Kater Karlo einmal ein Rotkehlchen zerfledderte“. Das wäre einfacher, zumindest, wenn mal wieder die ultimative Frage gestellt wird. Aber nein, ich schreibe Geschichten über Leute, die genauso ungern reden wie ich. Kein Wunder, dass sie mir so sympathisch sind.

Der Zufall ist eine Haselnuss.

haselnuss

In einem Roman fügt sich immer (na ja, fast immer) eins zum anderen. Der Held verlässt die Frau, die er sowieso nie geliebt hat und stolpert beim Einkaufen über die Frau, die er schon immer geliebt hat. Die Heldin gibt ihren Job auf und kommt beim Friseur mit dem Chef eines Fünf-Sterne-Hotels am Gardasee ins Gespräch, der dringend eine Yogalehrerin sucht. Die Heldin, die natürlich eine ebensolche ist, wollte sowieso schon immer in Italien leben.

Aber selbst, wenn sich nichts fügt, wenn nichts (Erzählenswertes) passiert, dann steht da eben „x Jahr(e) später (passiert dies und das oder jenes)“.

Manchmal kommt es mir so vor, als ob mein Leben gerade an dieser Stelle festhängt. Also in diesem Zwischenraum, der dann einmal mit „x Jahr(e) später“ zusammengefasst wird.

Es könnte natürlich noch schlimmer kommen: „Mein“ Roman könnte sich an Margaret Fosters „Ich warte darauf, dass etwas geschieht“ orientieren und dann – auf der letzten Seite angekommen – stelle ich fest, dass überhaupt gar nichts geschehen ist.

Ansichtssache, natürlich. Wer entscheidet denn, ob etwas passiert (ist) oder nicht – ich. Manche Dinge müssen auch gar nicht unbedingt geschehen, auf Anrufe à la „der/die X ist im Krankenhaus“ kann ich gern verzichten.

Außerdem passiert ja auch immer irgendwas. Ich laufe zum Beispiel durch die Stadt und jemand, den ich nicht kenne, fragt mich, ob ich zum Hauptbahnhof wolle, dann könne ich nämlich mitfahren.

Vielleicht hätte ich ja sagen sollen. Wer weiß, welche Chancen ich da ausgeschlagen habe. Aber ich wollte Haselnüsse kaufen und die gibt es am Hauptbahnhof nicht.

Auf dem weiteren Weg zu den Haselnüssen kam ich an einem Buchladen vorbei – ich ging natürlich hinein, ich habe ja noch einen Indiebookday auf meiner Liste.

Schwierig, das. Ich hätte das Buch von mairisch übers Radfahren kaufen können, aber Radfahren ist leider nicht so mein Thema. Ansonsten mal wieder das Übliche im Regal: btb, rororo, KiWi, Piper, Ullstein und so weiter. Am Ende habe ich von Milena Moser „Das wahre Leben“ gekauft, auch wenn ich mir fast schon gedacht habe, dass Nagel & Kimche auch nicht zu den kleinen unabhängigen Verlagen zählen. Indiebookday steht also immer noch aus.

Das Buch, also das von Milena Moser, handelt übrigens auch von einer Frau, die ihr Leben ändern will/muss und – so ein Zufall – auf Leute trifft, die dann solche Sachen sagen:

„Nicht nur dein Haus ist verkehrt. Dein ganzes Leben ist verkehrt. Das merkst du doch. Du strengst dich viel zu sehr an. Das ist das falsche Leben. Das richtige Leben sollte nicht so anstrengend sein.“

Der Herr Rilke hat es ja auch schon gesagt: Du musst dein Leben ändern.

Dabei ist es doch gut, mein Leben.

Nur manchmal warte ich darauf, dass etwas geschieht.

Tage: kreisrund (aber nicht alle).

Am 14. März war Pi-Tag. Zu Ehren der Kreiszahl Pi öffnet man möglichst um 1 Uhr 59 und 26 Sekunden den Sekt und isst, im Kreis herumlaufend, kreisrunde Kuchen.

Ein riesiger Spaß also, den ich dummerweise verpasst habe.

Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag. Wer will, darf dann ebenfalls kreisrunde Kuchen backen, essen, damit um sich werfen, was auch immer. Ich werde die Kuchen links liegen lassen, zu Ehren von B. ein breites Grinsen aufsetzen und lauthals jubelnd „Jaaaaaaaaaaaaaaaa!“ rufen. Hehe. Das sorgt jetzt schon für gute Laune, jedenfalls bei mir.

Am 22. März geht es dann gleich weiter mit dem:

schriftzug_und_stern_klein
[Grafik: www.indiebookday.de]
Dummerweise kann ich an diesem Tag leider nicht in einen Buchladen meiner Wahl gehen und ein Buch eines kleinen/unabhängigen/Indie-Verlags kaufen. Zum einen liegt das daran, dass die mich umgebenden Buchläden derartige Bücher oft gar nicht da haben. Man kann die natürlich bestellen. Finden macht allerdings mehr Spaß. Letzer Fund in der Hinsicht: Gretchen.

Zum anderen bin ich an diesem Tag damit beschäftigt, mein Unterbewusstsein zu reinigen. Hört sich merkwürdig an, hat was mit Yoga zu tun, ist (hoffentlich) ganz harmlos.

Aber vielleicht schaffe ich es am Abend noch ins DAI, zur Lesung von Dorian Steinhoff.  Und vielleicht kaufe ich dann doch noch ein Buch. Falls nicht, wird mein persönlicher Indiebookday eben an einem anderen Tag stattfinden.

 

 

Jammerkatze.

Es ist noch nicht allzu lange her, da haben wir uns über Leute amüsiert, die sich Futterautomaten für Katzen kaufen. Also ein Napf, der pünktlich um 03:45 Uhr aufspringt, damit die Katze satt und zufrieden ist und Mensch ungestört weiterschlafen kann.

Mittlerweile sind wir heilfroh, dass die Katze noch nicht herausgefunden hat, welches unser Schlafzimmerfenster ist.