Herbst!

Kürbisse nach Hause gefahren. Die erste Kürbissuppe des Jahres gegessen.
Ein Fazit zur diesjährigen Kartoffelernte gehört.
Walnüsse gesammelt. Gesammelte Haselnüsse geschenkt bekommen.
Des Nachbars Kastanien beäugt.
Über Äpfel und Birnen geredet.
Herbstapfelsaft gekauft.
An eine Winterjacke gedacht.
Die Fetthenne bestaunt.
Weintrauben geerntet. Weintrauben gegessen.
Die Hände in des Katers dichter werdendem Schneeanzug vergraben.
An den Pappeln vorbeigefahren. Bald sind sie gelb. Dann kahl.
Nach kopfüber in den Sonnenblumen hängenden Distelfinken Ausschau gehalten.
Die Bienen an den Herbstastern aufgeschreckt.
Dem Tag dabei zugesehen, wie er sich erst alrot guldin*, dann dunkel färbt.

Herbst.
Schön, dass du wieder da bist.

 

* aus dem Falkenlied des Kürenberges gemopst und vermutlich falsch geschrieben.

Heile Welt und so, Teil II.

Heute: Futter ist für alle da.

Der Kater hat aufgegeben. Jämmerlich miauend wollte er uns zunächst noch weismachen, er sei beklagenswert unterfüttert. Ein Blick in den Futternapf zeigt: der Kater lügt. Oder er hat ganz andere Sorgen und es bestehen Kommunikationsprobleme.

Nun liegt er wieder ruhend auf der Couch und sieht wahlweise weise oder erzürnt aus. Ich sitze ebenfalls auf der Couch und sehe wahlweise verschlafen oder zerknautscht aus.

Dann: Geräusche von draußen. Futternapfgeräusche.

Heute zu Besuch: eine Elster.

Ich staune. Den Kater sieht mich fragend an, dann sinkt sein Kopf wieder auf die Pfoten. Interessiert ihn nicht die Bohne, wer sein Futter wegmampft.

Der erste war Herbert. Der Igel.
Dann eine Wespe. Oder auch zwei.
Als nächstes die rotbraune Fremdkatze. Die nach zwei Besuchen schon herausgefunden hatte, wo das Katzenfutter herkommt und nicht davor zurückschreckte, ins Wohnzimmer vorzudringen. Während der Kater schlafend auf der Couch lag.
Gestern Nacht die weiße Monsterkatze. Huah. Schnell die Tür zumachen.

Heute also eine Elster.

Mal sehen, wer morgen zu Besuch kommt.

Fliegt ein Pferd den Himmel entlang …

… dann war Kerwe. Kerwe, Kirmes, Kirchweih und jetzt fliegen die Pferde. Langsam und gemächlich fliegen sie und von der Seite sehen sie fast ein bisschen aus wie ein Milan, aber ein Milan ist irgendwie doch – eleganter.

 

 

Schon ist es weg, das Pferd. Verschwunden im Herbsthimmel. Herbst! Nicht nur die Pferde fliegen. Auch die Blätter taumeln durch die Luft. Rote, gelbe, braune, noch ein Rest von Grün. Landen in Pfützen, in denen sich Wolken spiegeln.

Vor kurzem spiegelten sich noch Berge, doch der Urlaub ist vorbei, die Berge hinter dem Fenster wieder zu Hügeln geschrumpft. Rucksäcke warten darauf, ausgeräumt zu werden, Wäsche türmt sich auf, Schuhe fordern ihre ursprüngliche Farbe zurück. Und ich – ich will eigentlich schreiben. Von der Stille, von Deutschlands höchstem Berg, von Niederländern und von Bäumen, die gepflanzt, von Hütten, die bewohnt wurden. Vom Zähneputzen beim Mondenschein, von grünen Wiesen, anderen Welten, kalten Seen, wilden Bächen. Von einem Feuer, das auf sich warten lässt, vom Angst machen und Angst haben, von Rucksäcken, deren Inhalte ganze Zimmer füllen, von Kümmelbroten und Kaisersemmeln.

Aber die Worte verlieren sich, genau wie das Pferd da oben am Himmel.

Gute Reise.

Abhängen und entspannen.

Abhängen und entspannen, das ist ein nebelverhangener Septembermorgen, den ich mit bayrischen Forstarbeitern und internationalen Pin-Up-Girls in einem Bauwagen verbringe. Drinnen Wurstbrote und Bildzeitung, draußen Regen und noch mehr Regen.

Später sind die Wurstbrote gegessen, die Bildzeitung – na ja, gelesen und draußen: immer noch Regen.
Egal.
Wurstbrote wollen verarbeitet werden.

Also hangelt man sich am Zaun entlang. Der Kollege mit den starken Armen und dem Spannbügel vorneweg.
Ich hinterher. Durch den Nebelwald bis zum ersten Zaunpfosten. Warten auf das Rufen aus dem Nebel. Warten auf die Entspannung.
Sie kommt und der Zaun lässt los.
Also: abhängen. Den Zaun. Der nächste Winter kommt bestimmt.

Und weiter in den Nebelwald hineinstapfen. Über moosbewachsene Baumstämme klettern, Brombeerranken ausweichen, dem Farn im Vorübergehen die Regentropfen von den Blättern streifen. Nass werden. Noch nasser.
Der nächste Pfosten. Entspannen, abhängen, weiter.

Der Kollege ein schemenhaftes, gelbes Männchen in der Ferne, mal schimpfend, mal verschwindend. Nebelfetzen auf dem Grat, Überreste eines hölzernen Gatters, Kuhfladen, Hinweisschilder. Karspitz 1½ Stunden, rot-weiß-rote Markierung, Weg 24. 2 Stunden zum Jochköpfl, rot-weiß-rote Markierung, Weg 25.

Abhängen und entspannen: 1½ Stunden. Immer dem Zaun folgen.