Ganz vernünftig?

Der E. ist eben ein Hitzkopf. Genau wie sein Bruder. Sagt der H.
Und ich denke: Hä? Hitzköpfe? Der E. und sein Bruder? Der E. ist doch ganz vernünftig? Und sein Bruder ebenso?

Aber gut, das erklärt die Geschichte, die der E. über den H. erzählte. Der E. habe den H. nämlich nach einer Banane* gefragt, die ihm der H. verweigerte, mit der Begründung, er, der H., habe vor Jahren vom XY, der mit der Geschichte ansonsten überhaupt nichts zu tun hat, ebenfalls keine Banane bekommen.
Hä?, dachte ich. Der H.? So eine bekloppte Begründung? Dabei ist der doch ganz vernünftig?

Oder die Ms, die von den Vs zum wiederholten Fensterputzen genötigt werden und dementsprechend über die Vs reden. Hä?, dachte ich. Die Vs sind doch eigentlich ganz vernünftig?

Nun ja.
Vermutlich klärt das die Frage, warum ich mit den meisten Leuten gut auskomme. Mit dem E., seinem Bruder, dem H., den Ms und den Vs.
Wenn der H. mir keine Banane geben will, dann hole ich mir die eben anderswoher. Oder entscheide mich für Orangen, das ist sowieso die bessere Wahl**.

Das hat natürlich auch seine Schattenseiten, dieses gut-mit-den-Leuten-auskommen. Würde ich mich aufregen, würde ich die Banane vielleicht doch bekommen***. Und manchmal wäre es durchaus angebracht, sich aufzuregen, gerade wenn jemand daherkommt und sagt, Bananen – das sei der letzte Dreck, Bananen, die sollten nun wirklich verboten werden.

Tja.

 
* Nein, natürlich nicht nach einer Banane. Ich will aber nicht die wahre Geschichte erzählen und etwas anderes bekloppteres fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
** FunFact am Rande: Der E. entschied sich dann gezwungenermaßen auch für Orangen. Und die seien ja viel besser als Bananen. Sagte irgendwann der E.
*** Aber wer will schon Bananen? Igitt****.
**** Um auch mal die S. zu zitieren.

WmdedgT – April 2017

Frau Brüllen fragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Kurz vor sieben ist m wach. Ich eher nicht.
Kurz nach sieben entdeckt m, dass sie schon ganz allein aufs Bett klettern kann. In vier von fünf Versuchen. Der fünfte geht dann leider nach hinten los. Immerhin, jetzt bin ich auch wach.

Zähne putzen, waschen, anziehen, frühstücken, Visitenkarten durch die Luft werfen. Und wieder aufsammeln. Und wieder durch die Luft werfen. Und aufsammeln. Zwischendurch greife ich mir eine und schreibe Dinge wie „Bank“, „Schornsteinfeger“ oder „Telefon kündigen“ auf die Rückseite. 100 Visitenkarten, die brauche ich nie im Leben. Dachte ich mal. Aber jetzt ziehen wir um und ich brauche sie doch („Paketband“).

Als nächstes schleppt m Bücher an. „Unterwegs auf dem Bauernhof“ und „Körpersprache des Hundes.“

Dann die übliche Einkaufsrunde, das heißt, upsi, eine von uns beiden muss zuerst noch was anderes anziehen.
Jetzt aber los.
Friedhof, Fischstand, den ersten Hund sehen, den zweiten gleich hinterher, Geld holen, eine Visitenkarte abhaken und die Bank über unsere neue Adresse informieren. Zum zweimillionsten Mal das Gespräch „Warum man hier eigentlich nicht wegziehen sollte, aber woanders ist es auch schön“ führen. Dann noch zum Metzger und Frau S. im Lieblingslebensmittelmarkt Hallo sagen.

Wieder zu Hause stellen wir fest, dass ein Stockwerk höher tatsächlich immer noch eine Wand steht, die es einzureißen gilt. Nein, hier wollen wir nicht bleiben. Nun ja, die Liste ist lang, es gibt genug zu tun, wir fahren zur Tankstelle. Auf dem Rückweg blockiert die Müllabfuhr unsere Straße. Wir warten in aller Ruhe (!!!! (im Auto!)) darauf, dass der Weg frei ist.

Dummerweise steht die Wand immer noch, als wir zurückkommen. Aber es gibt immer noch genug zu tun, ich schneide Äste klein, m sammelt sie in einen Eimer, der Eimer kommt in den Biomüll, wir buddeln Herbstastern aus, und endlich, die Wand ist weg.

Mittagessen. Nun ja, eher der Versuch eines Mittagessens. m will lieber stillen und schlafen. Und noch mal stillen und schlafen.

Während m schläft, erledige ich Punkt 218 der Liste: Eine Karte für K. schreiben. Beim Schreiben fällt mir noch etwas ein, ich hole die Schere und einen Stift und Geschenkband und kein Wunder, dass die Liste nicht kürzer wird. Schere, Stift, Geschenkband brauche ich dann aber sowieso, denn Punkt 219 der Liste: das Geschenk für den 80. Geburtstag verpacken.
Kaum ist es verpackt, wacht m auch schon wieder auf (na gut, ich habe zwischendurch auch noch etwas gegessen und ein Buch gelesen überflogen, das leider hielt, was der Einband versprach).

m wirft Plüschtiere durch die Gegend und wir schauen zum dreimillionsten Mal „Das bin Ich & Das bist Du“ an. Und die Heule Eule.
Gefühlt jedes zweite von ms Büchern handelt von einer Mama, die ihr Kind sucht, beziehungsweise einem Kind, das seine Mama sucht. Und was ist mit dem Papa? Tss. Glücklicherweise muss ich ja nicht genau das vorlesen, was da steht*.

Schließlich fahren wir mit dem Auto zum Biomarkt**, bringen Gemüsekisten zurück und kaufen ms Oma einen Osterhasen. Eine Frau fragt, ob sie unsere Einkäufe für uns mit dem Auto nach Hause fahren soll – „Sie wohnen doch an der Bergstraße?“ Äh, nein. Noch dazu sind wir selbst mit dem Auto da. Aber trotzdem Danke.

Weiter zum Gemüsemann. Auch dort ist der Frühling angekommen, der Rübentisch im Eingangsbereich ist nämlich gar kein Rübentisch mehr, dort gibt es jetzt Radieschen, Petersilie und Eiszapfen.
m stapelt Einkaufskörbe. Schaut sich das Nudelregal an. Nudeln sind wirklich sehr spannend. Irgendwann kann ich sie aber doch zur Kasse locken. Und ins Auto. Auf der Heimfahrt stelle ich fest, dass es ganz gut ist, dass die Müllabfuhr morgens kommt und nicht nachmittags.

Und so geht der Tag weiter und zu Ende. Essen, Visitenkarten abhaken, m ins Bett stecken, kochen, schon wieder essen***, Visitenkarten abhaken, logistische Fragen mit dem MMM klären (oder na ja, zumindest darüber reden), undnocheineVisitenkarteundnocheine.

Nächsten Monat das Ganze dann in neuer (alter) Umgebung. Ui.

 


* „Alle Menschen haben einen Körper mit einem Kopf, zwei Armen und zwei Beinen.“ (aus: „Das bin Ich & Das bist Du“, Illustration und Text: Doris Rübel)
Ach. Ist das so?
** Was ich ähnlich bekloppt finde, wie mit dem Auto in den Wald zu fahren. Nun ja.
*** Natürlich wird m genau dann wieder wach, als wir das Essen auf unsere Teller verteilt haben.

Im Märzen der Bauer*

Jetzt übertreibe es mal nicht, bin ich versucht, dem Frühling zuzurufen, als ich m bienenumsummt und sonnengewärmt durch blühendes Weiß, Gelb, Rosa, Grün, undsoweiter schiebe.
Aber nun, genauso gut könnte ich „einem Ochs ins Horn pfetzen.“ Wie P. gern sagt.

Und er ist ja tatsächlich ganz hübsch anzusehen (der Frühling). Schneeballbäume um mich herum und die hellgrünen Ahornkugeln stehen auch schon in den Startlöchern.

m jedenfalls juchzt. „Ah!“, ruft sie und zeigt nach vorn. Vorn (und hinten und seitlich und in der Luft und überall) ist der Frühling, aber den meint sie nicht. m meint den Hund, der uns entgegen kommt. Seit ich mit m unterwegs bin, lächeln mir fast alle Hundebesitzer zu. Genaugenommen lächelt mir sowieso fast jeder zu, das heißt, noch genaugenommener lächeln sie natürlich m zu. Aber die Hundebesitzer, die ganz besonders. Endlich mal jemand, der ihren Hund ausreichend zu würdigen weiß.

Über uns kreisen Paraglider, in der Ferne steht erhaben die Burgruine und in unserer Straße baut das dicke rote Auto, das regelmäßig viel zu schnell unterwegs ist, beinahe einen Auffahrunfall. Meine Zeugenaussage wäre vermutlich nicht sonderlich objektiv ausgefallen.

Das Auto in der Einfahrt zu unserem Haus dagegen ist weg. K.s Wohnung nun also schon so gut wie ausgeräumt (so schnell geht das). Papier, Glas, Sperrmüll, zwei leere Gemüsekisten. Und ein Zitronenbaum. In guten Zeiten aus Zitronenkernen selbst gezogen. Menschen, die Zitronenbäume aus Kernen ziehen sollten verdammt noch mal ihr Leben –
Ja, das hatten wir schon. Nützt alles nichts, dem Ochs ins Horn gepfetzt.
m und ich fahren noch eine Runde auf den Friedhof, Blumen gießen.

 
* Ich weiß, ich weiß. Es ist schon April. Aber was kann ich dafür, dass die Zeit so schnell vergeht.