Der Elefant im Feigenbaum.

Herr Buddenbohm schrieb kürzlich über gedankliche Abgründe. Dinge, die man als gegeben hinnimmt, obwohl sie ohne weiteres viel besser sein könnten. In seinem Fall war das Auslöserding ein neues Bett (das kommt mir doch bekannt vor).

Jorge Bucay hat aus ähnlichen Abgründen eine Geschichte gemacht, nämlich die vom Elefanten und dem Pflock.

Weitere Abgründe finden sich in den Zweigen unseres Feigenbaums.

Irgendwann, es ist schon ziemlich lange her, habe ich einmal unseren Feigenbaum zugeschnitten. Wie ich die abgeschnittenen Zweige so in der Biotonne verstaue, fällt mir R. ein, die einmal sagte, dass sie auch gern einen Feigenbaum in ihrem Garten stehen hätte. Hm, dachte ich. Was mit Zyperngras geht, klappt vielleicht auch mit Feigenbäumen. Ich nahm also eine Handvoll Zweige, steckte sie in ein Glas mit Wasser, stellte sie ans Küchenfenster und beachtete sie fortan nicht weiter. Irgendwann bekamen die Zweige Wurzeln, ich pflanzte sie in einen Topf mit Erde und das Ende der Geschichte sind zwei Feigenbäume in R.s Garten, von denen mittlerweile sogar schon die erste Ernte eingefahren wurde. Nun ja, Ernte – ungefähr drei Feigen pro Saison, aber das wird noch, wir sind da ganz zuversichtlich.

Nun ziehen wir auf absehbare Zeit um und hätten dann auch gern wieder einen Feigenbaum im Garten. Oder zumindest der MMM hätte das gern. Ich bin ja auch schon mal ganz froh, wenn die Feigensaison wieder vorbei ist.

Aber wenn es nach uns geht, wird wohl sowieso nichts aus unserem neuen, selbst gezogenem Feigenbaum. Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder Feigenbaumzweige entsorgt, die partout keine Wurzeln bilden und ohne diese nicht gedeihen wollten.
Und es war nicht das erste Mal.
Die wundersame Feigenbaumvermehrung klappte bisher nur ein einziges Mal. Keine Ahnung, was wir beim ersten Mal anders gemacht haben, wir sind der Meinung gar nichts, aber vermutlich ist das so ähnlich wie mit dem Computer (Sie wissen schon: Ich habe doch gar nichts gemacht!).

Jedenfalls: Hätte es bei diesem ersten Versuch schon nicht geklappt, es hätte gar keine weiteren Versuche gegeben. Feigenbäume vermehrt man eben nicht, indem man Zweige in ein Glas Wasser stellt. Hätten wir gedacht und wären in die Feigenbaumgärtnerei gefahren.

Gedankliche Abgründe eben.

 

[Tatsächlich gibt es – vermutlich – doch noch ein Happy-End in Sachen Feigenbaum. Der MMM hat nämlich Feigenbaumzweige zu R. exportiert, diese hat sie in ein Glas Wasser gestellt und siehe da, sie zogen Wurzeln, wurden in Erde gepflanzt, haben sogar schon erste Blätter und wenn nicht noch schreckliche, unvorhergesehene Dinge geschehen, dann, ja dann, wird im neuen Garten doch noch ein Feigenbaum wachsen.]

Das Kissen.

Die Geschichte des Kissens begann ganz harmlos, im Grunde mit der Frage: „Was essen wir heute?“
Die Antwort – Tomatensauce – dann schon nicht mehr so harmlos; Tomatensauce, das geht garantiert schief, vor allem, wenn man irgendetwas Weißes anhat.

In diesem Fall erwischte es, also die Tomatensauce, das Kissen (blau).
Na gut, dachte ich, das wollte ich eh schon lange mal waschen.
Ich habe also Kissen und Kissenhülle voneinander getrennt und beides gemäß Waschzettel gewaschen.

Tja.

Das Kissen schien danach nicht mehr zu gebrauchen, da es sein Innerstes beim Waschen in knorkelige Einzelteile zerfasert hat.
Ich fragte noch den MMM um Rat, aber nach Sichtung der Lage fällt auch ihm nichts anderes ein, als die innere Kissenhülle aufzutrennen und herauszufinden, ob da drinnen noch etwas zu retten ist.

Stellt sich raus, das Kissen enthält irgendwelches unhandliches Knorkelzeug, das sich völlig verformt hat und von der Waschmaschine in siebzehn Teile zerrupft wurde.
Da ich lieber repariere als neu kaufe*, überlege ich schon, wie ich die siebzehn Teile doch wieder zusammenflicken könnte, als mir – herumschildkrötelnd stillend auf dem Sofa – die Plastiktüte in den Tiefen unseres Kleiderschranks wieder einfällt.

Vor vielen, vielen Jahren fuhren der MMM und ich in die Stadt, ein Kissen zu kaufen (nicht dieses). Damals sagte die Verkäuferin: „Wenn Ihnen die Füllung zu prall ist, können Sie noch eine Handvoll davon herausnehmen.“
Wir haben dann nicht nur eine Hand, sondern gleich mehrere herausgenommen und in besagter Plastiktüte in den Tiefen unseres Kleiderschranks verstaut.

Von wo ich sie jetzt wieder hervorholte, ein paar Hände voll in die aufgetrennte Kissenhülle stopfte und ebenjene wieder zunähte.
Problem gelöst.

Nun könnten Sie sich zu Recht fragen, warum ich eine belanglose Geschichten wie diese hier aufschreibe.
Das kam so: Während ich beim Zunähen der Kissenhülle gerade die Geduld verlor, dachte ich, wie symptomatisch das alles für das ist, was der MMM sehr weise mit „Das ist das Leben“ beschreibt.

Es fängt ganz harmlos an. Nur ein winziger Fleck auf dem Kissen. Gar kein Problem, na gut, ein Umstand, jetzt muss man das Kissen aus der Hülle nehmen und mindestens die Hülle waschen, wo man doch eigentlich die neueste Folge der Rosenheim-Cops gucken wollte. Aber das mit dem Kissen ist ja schnell gemacht, fahr doch schon mal den Rechner hoch.

Von wegen.

Aus einem harmlosen Fleck auf dem Kissen entstehen plötzlich siebzehn neue Punkte auf der To-Do-Liste und mit der Sache, von der man dachte, man hätte sie in zehn Minuten erledigt, ist man drei Tage lang beschäftigt.

***

Das wird ein Spaß mit dem Hausbau.

 

* Die böse Konsumgesellschaft! Da mache ich nicht mit.
Könnte ich jetzt behaupten, aber tatsächlich bin ich nur zu faul, in die Stadt zu fahren und ein neues Kissen zu besorgen. Und nein, auch das Internet ist keine Lösung, es bietet viel zu viele Möglichkeiten, allein der Gedanke stresst mich.

Schauen Sie Ihrer Frau über die Schulter.

Als Neu-Eltern hat man, also wir, ja durchaus mal die eine oder andere Frage. Unter anderem: Wie hat man das mit dem Eltern-Sein eigentlich ohne Internet auf die Reihe bekommen?

Aber das Internet hilft nicht nur mit Rat und Tat, sondern wartet auch mit Seltsamkeiten auf.

Der MMM ist bei der Suche nach etwas ganz anderem* auf diesen Artikel gestoßen. Und schwankte anschließend zwischen Belustigung und Empörung.

„Wie kann der Vater jetzt helfen?“
In der Tat eine schwierige Frage. Wo er doch bisher weder einen Staubsauger in die Hand genommen hat, noch dazu in der Lage ist, Nudeln abzukochen. Geschweige denn eine Windel zu wechseln. Dazu soll er der Frau über die Schulter schauen, mit viel Glück und gutem Willen lernt er das Windeln wechseln dann eventuell auch.
Woher die Frau es lernt, das erfährt man nicht. Vermutlich muss sie es gar nicht lernen, ist sie doch eine Frau.

Und wenn er (also der Vater) ihr (also der Mutter) mal eine Pause verschaffen will, dann ab mit dem Baby zur Oma.
Mit ganz viel Glück darf der Opa vielleicht auch mal über die Schulter schauen.

 

* Wie das eben so ist, mit dem Internet – man sucht nach Ostereierfarben und drei Stunden später sieht man sich Videos über gestrandete Pottwale an.

WmdedgT – Februar 2016

Was machst du eigentlich den ganzen Tag – wie immer am Fünften jedes Monats bei Frau Brüllen.

Ein Tag voller Menschen. Erstaunlich vieler Menschen.

Er begann so gegen sechs. Da wollte m zum ersten Mal frühstücken. Gegen neun zum zweiten Mal und wegen tausend Dinge im Kopf und eigenem Hunger bin ich dann auch gleich aufgestanden und habe ebenfalls gefrühstückt.
Dann zwei der tausend Dinge erledigt, nämlich a) beim Grundbuchamt anrufen und b) alles zusammenräumen, was später ins Auto gepackt werden muss.
Es folgte der erste Mensch des Tages (abgesehen vom MMM und m natürlich) als es an der Tür klopfte und die Mit-im-Haus-Wohnerin mit einer Krise davor stand.

Die Mit-im-Haus-Wohnerin geht wieder, um später erneut vor der Tür zu stehen, aber da ist es für uns auch schon an der Zeit, die bereitgestellten Sachen tatsächlich ins Auto zu packen, etwas vorzeigbares (ich) und etwas warmes (m, ich) anzuziehen und uns auf den Weg in die alte, bald wieder neue Heimat zu machen.

Vor der alten neuen Heimat aber noch ein Zwischenstopp beim Duplo-Bäcker und dem Raiffeisenmarkt meines Vertrauens. Der Raiffeisenmarkt meines Vertrauens hat eigentlich einen eigenen Eintrag verdient, erstaunlich, dass man heutzutage noch so viel Zeit haben, beziehungsweise sich nehmen kann. Dort geht alles einen Tick langsamer, sehr sympathisch, das. Auch die Menschen dort sind sehr sympathisch und es riecht immer so wunderbar nach Hasenfutter oder nach irgendetwas, das mich an frühere Hasenfutterzeiten erinnert. Ich könnte dort stundenlang im Lager herumstehen, schnuppern und lächeln.

Das (Herumstehen und -schnuppern) habe ich allerdings nicht gemacht, wir wurden schließlich zum Mittagessen erwartet. Mittagessen mit P. und H., dann kam noch G., dann ging G. wieder, dafür kam A., dann ging A. wieder, dafür kam M.

Dann gingen m und ich, machten uns auf den Weg zu A., wo wir auch schon erwartet und mit Pfefferminztee aus dem eigenen Garten und einem alten und neuen Lieblingskuchen bewirtet wurden. Außerdem gab es schon wieder Geschenke. Lieblingskuchen zum Mitnehmen, beispielsweise.

Von A. dann zu G. (und J. und T., und M. war auch noch mal da und später kam dann noch H., und H. auch). Man redete über Schnee und Urlaube, die Kirche und natürlich über m, dann gab es noch ein Zeugnis und man konnte Backwarenwünsche aufgeben, die wenig später auf Tellern gereicht wurden, wenn man wollte, sogar mit einem Kaffee.
m zeigte noch, wie man eine Wickelunterlage gehörig einsauen kann, es gab schon wieder ein Geschenk (das eigentlich H.s Geschenk gewesen wäre) und schließlich fuhren wir wieder nach Hause.

Dort hatten wir erneut Hunger. Der wurde gestillt, ich rief noch B. an – den wir eigentlich auch noch hätten besuchen wollen, aber das war dann nicht mehr drin, wegen schlechtem Timing und Erschöpfung.
m hatte schon wieder Hunger und während auch dieser gestillt wurde, beschloss ich, der Erschöpfung mit „früh ins Bett“ zu begegnen. Dann hatte m aber schon wieder Hunger, mir fiel wmdedgT ein und auf einmal war ich doch wieder wach oder zumindest klappte das mit dem Einschlafen nicht sonderlich gut, aber das wird sich jetzt hoffentlich gleich ändern, außer natürlich m hat schon wieder Hunger.