Kürzlich hat mir das Internet von SAFE erzählt, einer Serie von Caroline Link zum Thema Kindertherapie.
Eine der Szenen, die bei mir hängengeblieben sind, ist die, als der sechzehnjärige Junge, der andere mit seinem Auftreten, seinen Worten, seinem Handeln Angst macht – als der auf einmal sagen kann: „Ich bin so traurig.“
Ich bin auch traurig. Ich denke immer, ich sollte es nicht sein, ich habe doch gar keinen Grund dazu. Es gibt so viele schöne Dinge in meinem Leben – ich bin gesund, habe eine Familie, ein Zuhause, neuerdings sogar einen Job, der mir Freude macht. Und doch. Ich bin traurig. Ich bin so furchtbar traurig und wenn ich denke, ich darf es nicht sein, macht das alles nur noch schlimmer. Und warum sollte ich auch nicht traurig sein, was ist denn so schlimm daran? Es geht vorüber. Nichts ist für immer. Irgendwann ist es wieder gut und erfahrungsgemäß ist es umso schneller wieder gut, je mehr ich es zulassen kann, je mehr das, was ich nicht haben will, eben doch da sein darf.
Ich bin traurig und denke, ich dürfte es nicht sein. Dass ich doch wenigstens einen Grund dafür haben müsste. Dies hat nicht geklappt oder jenes.
Ich habe keinen Grund. Oder vielleicht doch. Vielleicht den, dass vor vielen Jahren meine Mama gestorben ist. Da war ich zwei Jahre alt. Ich kannte sie gar nicht. Ich weiß nicht, wer sie gewesen ist. Sie war nicht für mich da. Sie war nicht mehr für uns da. Niemand wusste, wie man damit weiter leben kann. Man lebt trotzdem weiter, irgendwie geht das schon.
Das ist doch kein Grund, denke ich. Das ist so lange her.
Aber wenn noch nicht einmal das ein Grund ist, was dann? Dann darf ich nie traurig sein. Ich bin es aber. Ich bin traurig.
Und es ist gut.