Es ist kompliziert. Allein unterwegs sein, dafür muss ich mir nichts zutrauen, dafür brauche ich keinen Mut. Vielleicht war es mal so, vielleicht habe ich mal welchen gebraucht, aber das wäre dann so lange her, dass ich es längst vergessen habe. Und vielleicht habe ich mir das damals auch nicht zugetraut, dieses allein unterwegs sein, aber siehe da, es ging und was für ein Spaß das doch ist.
Vielleicht gibt es also gar keinen Widerspruch. Oder doch, aber vieles ist ein Widerspruch.
Zum Beispiel Entscheidungen. Man gebe mir eine Speisekarte, ich lese sie mir durch und Zack, weiß ich, was ich essen will (im Normalfall). Andererseits kann ich tagelang überlegen, ob ich jetzt oder morgen das Bad putze (im Normalfall eher morgen).
Oder diese Gruppensache.
Ich wundere mich ja des öfteren darüber, über was sich andere Leute so Gedanken machen. Dass die Fenster ordnungsgemäß geputzt sind. Was man alles sein und tun muss, um „eine gute Mutter“ zu sein. Oder überhaupt ein guter Mensch. Ob man einfach so den Seminarraum verlassen darf oder nicht. Ob man eine Putzhilfe in Anspruch nehmen darf.
Und vieles andere mehr, meist im Hinblick darauf, was „die Leute“ wohl von einem denken.
Ist mir das so egal, was die Leute von mir denken.
Ich war mal bei einem Seminar, da sagte eine Teilnehmerin, sie hätte sich vorher Sorgen darüber gemacht, ob die anderen Teilnehmerinnen sie wohl mögen würden.
Ich hingegen hatte mich gefragt, ob ich die anderen mögen würde.
Vielleicht liegt das daran, dass ich davon ausgehe, dass mich die anderen ja eh mögen. Warum sollten sie nicht, sie tun es doch bisher auch meistens. Und selbst wenn nicht, dann ist das deren ihr Problem und nicht meins.
Und nun kommt der Widerspruch, denn andererseits wundere ich mich dann auch darüber, dass mich jemand in seiner Gruppe dabei haben möchte. Mich? Echt jetzt? Nun denn. Ich freue mich, mache gegebenenfalls mit und sehe überall Zeichen, dass ich eigentlich doch nicht dazugehöre und die anderen sich nur nicht trauen, mich wieder rauszuwerfen. Ich neige dann dazu, mich auf die eine oder andere Art andauernd versichern zu müssen, tatsächlich dazuzugehören oder aber still und heimlich der Meinung zu sein, eben nicht dazuzugehören und mich mehr oder weniger ausgeschlossen zu fühlen, obwohl ich doch dabei bin und überhaupt keinen Grund habe, alles anzuzweifeln.
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Was auch kompliziert ist:
Kürzlich fragte mich jemand, worum es in der Stapelverarbeitung denn eigentlich ginge.
Nichts schlimmeres als diese Frage.
Es soll ja Schreibende geben, die nichts lieber tun, als über ihre Geschichten und Figuren zu erzählen. Ich hingegen möchte jedem am liebsten nur „dann lies es halt selbst“ an den Kopf werfen.
In diesem Fall bot sich diese Antwort nicht unbedingt an, daher sagte ich erst einmal sehr lange Zeit gar nichts, bevor ich schließlich anfing, ähms und öhms aneinander zu reihen.
Der Fragende war da schon mehr auf Zack, fragte Sachen wie: Liebesgeschichte? Familiengeschichte? Historische Erzählung?
Ich verneinte munter drauflos und wusste noch immer nicht weiter.
Familiengeschichte – das vielleicht noch am ehesten. Kaputte Familie, versteht sich.
In Sachen Stapelverarbeitung tut sich momentan auch nichts. Das heißt, ich tue momentan nichts dafür. Weil es so viel anderes zu tun gibt.
Das ich allerdings auch nicht tue.
Aber hey, die Heizungsfrau hat sich gemeldet. Ganz von selbst.
(Sofern man das nach x Nachfragen noch so nennen kann.)