Danke. Das ging ja schnell.
Falls Ihnen heute ein breit grinsender Mensch auf einem Fahrrad entgegen kam, der mehr oder weniger laut „I’m only happy, when it rains“* gesungen hat: das war ich.
Regen ist immer dann toll, wenn man weiß, wo die nächste heiße Dusche auf einen wartet. Ich bin ja gern zu Fuß unterwegs und da lässt es sich leider nicht vermeiden, auch mal nass zu werden.
Zum Beispiel wenn man trotz eines drohenden Gewitters vom Berg des Grauens flüchtet. Und dann – natürlich – fürchterlich nass wird, während man versucht, die Blitze zu ignorieren und sich fragt, was der Schutzengel bei diesem Wetter wohl so treibt. Und schließlich vor einem rettenden Häuschen steht, in dem man zwar keine heiße Dusche, dafür aber einen heißen Espresso bekommt. Dann geht man wieder raus in den Regen. Wenigstens die Blitze haben ihre Arbeit eingestellt. Später steht man triefend und tropfend vor einem ausgestopften Wildschwein (der aufmerksame Leser erinnert sich), während man darauf wartet, dass die Wirtin, die einen eben noch entgeistert angestarrt hat, ein paar Betten bezieht und nach Handtüchern sucht.
Oder man steht ebenso triefend vor einem Haus, dass laut einer vergilbten Infotafel in der Ortsmitte ein Gästezimmer beherbergen sollte (das einzige im ganzen Ort). Jetzt, wo man davor steht, deutet allerdings nichts darauf hin, dass es tatsächlich so ist. Man klingelt beherzt, wird erneut entgeistert angestarrt und tropft Pfützen ins Gästezimmer, während die Wirtin allerlei uninteressante Dinge erzählt und sich darüber freut, nach vielen Jahren mal wieder einen Gast zu haben. Später ist man zwar längst wieder trocken, fragt sich aber, ob es nicht besser wäre, wieder in den Regen zu flüchten: einer der Hausbewohner scheint ein großer Fan von Phil Collins zu sein, hört ebenjenen auf maximaler Lautstärke und findet auch nach der zehnten Wiederholung noch Gefallen am immer gleichen Lied.
Da ist es schon fast nicht mehr der Rede wert, wenn man durch eins der angeblich trockensten Alpentäler** wandert, während vor lauter Nässe schon die Schuhe quietschen.
Oder wenn man glaubt, die heiße Dusche sei zum Greifen Aufdrehen nahe und aus dem Duschkopf kommt nur lauwarmes Wasser.
Ja, in solchen Momenten komme ich dann schon mal ins Grübeln, wessen Schnapsidee die Sache mit dem Wandern eigentlich war. Dummerweise oft genug meine eigene.
Oh, eine Regengeschichte hab ich noch: Wenn man triefend und tropfend vor der Rezeptions eines Sternehotels steht und überhaupt nicht entgeistert angestarrt wird. Wenn man das Zimmer gezeigt bekommt und dezent auf den im Schrank versteckten Föhn hingewiesen wird („Den brauchen Sie sicher noch“). Wenn man im ganzen Zimmer nasses Zeug ausbreitet, essen geht, schlafen geht und am nächsten Morgen feststellt, dass derjenige, der unnötigerweise ins Zimmer kam, um die Tagesdecke zurückzuschlagen, auch die Schranktüren geschlossen hat. Die man selbst wohlweislich aufgelassen hatte, wegen dem nassen Zeug, dass darin hängt. Das nasse Zeug, das jetzt immer noch nass ist.
Ja, ich sollte mal wieder wandern gehen.
* normalerweise singen das andere, nämlich: Garbage
** das Pitztal, und diese Behauptung hatten wir tags zuvor in einem vor Ort ausliegenden Buch oder einer Broschüre gelesen.