Mein Glas ist leer. Fast immer. Ist ja nichts mehr drin, in so einem 0,2er Glas. Und Cola schmeckt sowieso (eis)kalt am besten.
Meine Welt dagegen: ist voll. Fast immer.
Bin ich ein Glückskind oder ist das Einstellungssache? Frage ich mich manchmal.
Ole Brumm beispielsweise. Der hat jüngst eine Auffrischungskur benötigt, ein neues Batterienherz nämlich. Das alte war ausgepumpt und leer. Also fast. Kürzlich kam schon ein freundlicher Herr vom ADAC vorbei und hat ihn, also Ole, noch einmal angeschubst. Vielleicht reicht’s ja, hat er gemeint, der freundliche Herr vom ADAC.
Es reichte leider nicht. Aber Frau, also ich, hatte vorgesorgt, mit Überbrückungskabel im Kofferraum. Als ich so überlege, bei welchem Nachbar (mit Auto) die Chancen am höchsten stehen, ihn Zuhause anzutreffen, kommt just einer angefahren, also ein Nachbar.
Kannst du mal …?
Klar, kein Problem.
Ole selbst ist auch so ein Glücksfall. Ich kannte Ole schon, als Ole noch gar nicht Ole hieß und in Besitz der Schwägerin war. Gerade zu dem Zeitpunkt, als ich mich von Vor-Ole getrennt habe, wollte sich auch die Schwägerin von Ole, der noch gar nicht Ole hieß, trennen.
Autokauf leicht gemacht.
Oder dieser Blog hier. Kaum entschließe ich mich dazu, diese Blogsache selbst auszuprobieren, werde ich gefragt: Sag, willst du hier mitmachen?
Äh. Huch. Ja!
Oder ich stehe in der Buchhandlung. Sehe das Buch herumliegen, das wir im Lesekreis als nächstes lesen werden und überlege, ob ich es kaufen soll. Entschließe mich dagegen, verlasse die Buchhandlung, laufe am öffentlichen Bücherregal vorbei und entdecke dort: genau dieses Buch.
Und, und, und.
Spricht also einiges dafür, ein Glückskind zu sein.
Aber vielleicht auch nicht.
Es lässt sich ja nicht vermeiden, auf Leute zu treffen, bei denen sich die Sache mit den Gläsern genau umgekehrt verhält. Das Glas ist voll, die Welt ist leer, böse und gemein.
Na ja, die Welt ist böse und gemein. Aber mancher, so scheint mir, sieht nur noch das Böse und Gemeine. Alle wollen sie dich ausbeuten und ausnehmen und über den Tisch ziehen und dir ein Bein stellen und dein Geld wollen sie und von dir denken sie das Schlimmste und vertrau bloß keinem.
Vielleicht lebe ich ja doch in einem Paralleluniversum.
Aber hey, es ist schön hier. Ich habe ein Dach über dem Kopf, ich habe genug zu essen und zu trinken. Und ganz viele Menschen, die sich freuen, dass es mich gibt. Fast immer, wenn ich etwas wirklich will, bekomme ich es auch. Na gut, ich will jetzt nicht so viel. Und das mit dem Lottogewinn hat auch noch nie geklappt. Aber vermutlich will ich das auch gar nicht, denn – um Himmels willen – dann müsste ich mir ja überlegen, was mit all dem Geld zu tun ist.
Ich gehe mal mein Glas auffüllen.