Seit die alte Heimat wieder zur Alltagsheimat geworden ist, bin ich nur noch am Staunen. Wie konnte ich über zwanzig Jahre hier leben und noch nie an diesem und jenem Ort gewesen sein?
Heute habe ich ein Pappelnest gefunden. Würde ich Liebeserklärungen schreiben und würde ich ebenjene an Bäume adressieren, die Pappel wäre die erste, die Post bekommt. Ich müsste mich natürlich zwischen Schwarz-Pappel und Zitter-Pappel entscheiden. Hm. Vielleicht doch nicht so einfach.
[…]
Nun habe ich gerade im Internet nach einem geeigneten Pappel-Link gesucht und was sehe ich an zweiter Stelle der Ergebnisliste?
„Die Pappel als Problembaum.“
Tss.
Einer der anderen Links sagt unter Wissenswertes:
„In der Antike galt die Pappel als Baum der Trauer und der Unterwelt.“
Ha! Das ist ja nun wieder ein höchst eigenartiger Zufall. Serendipity, Sie wissen schon.
Aber ist ja eigentlich auch egal. Der Link.
Pappelnest gefunden.
Dabei wollte ich eigentlich ganz woanders hin. Doch der Wald, in den ich wollte, er machte heute Abend nicht den allereinladensten Eindruck. Obwohl er kürzlich noch so nett zu mir war.
Ich fuhr also weiter. Dorthin, wo der Weg vermeintlich im Nichts endet und warum soll man dann überhaupt dort entlang fahren.
Tja, über zwanzig Jahre und dennoch keine Ahnung. Der Weg stellte sich als einer heraus, bei dem ich andauernd hätte stehen bleiben können, was ich aber nicht tat, was gut war, denn – huch! – plötzlich steht da eine Pappel. Und noch eine. Und noch eine. Und so weiter.
Der Weg ging dann übrigens immer noch weiter, von wegen Sackgasse, aber nun ja, ein andermal, jetzt musste ich tatsächlich anhalten. Denn das waren keine Miniwutzelpappeln, das waren ausgewachsene die-kriege-ich-nicht-mal-mehr-umarmt-Pappeln (was ich natürlich versucht habe).
Nicole hatte irgendwann geschrieben, wenn man am Stamm einer Pappel lausche, höre man das Wispern noch einmal mehr und ganz anders (oder so ähnlich).
Nun ja, Nicole scheint andere Pappeln zu kennen. Vielleicht diese hundsgemeinen Kanadapappeln (folgen Sie dem Problembaumlink).
Vielleicht habe ich das Wispern aber auch einfach nicht gehört, weil die Pappeln auch ohne Stammlauschen schon gehörig rauschten. Wie Pappeln das nun mal so tun. Bei Wind.
Hach, Pappelrauschen. Das ist das allerallerbeste. Da will ich sofort die Hängematte von hier nach da spannen, nach oben schauen und/oder einfach nur die Augen schließen und nie mehr fortgehen.
Nun ja, m wachte auf. m findet Pappelrauschen jetzt noch nicht so wahnsinnig spannend. Aber das wird vielleicht noch.