In einem Roman fügt sich immer (na ja, fast immer) eins zum anderen. Der Held verlässt die Frau, die er sowieso nie geliebt hat und stolpert beim Einkaufen über die Frau, die er schon immer geliebt hat. Die Heldin gibt ihren Job auf und kommt beim Friseur mit dem Chef eines Fünf-Sterne-Hotels am Gardasee ins Gespräch, der dringend eine Yogalehrerin sucht. Die Heldin, die natürlich eine ebensolche ist, wollte sowieso schon immer in Italien leben.
Aber selbst, wenn sich nichts fügt, wenn nichts (Erzählenswertes) passiert, dann steht da eben „x Jahr(e) später (passiert dies und das oder jenes)“.
Manchmal kommt es mir so vor, als ob mein Leben gerade an dieser Stelle festhängt. Also in diesem Zwischenraum, der dann einmal mit „x Jahr(e) später“ zusammengefasst wird.
Es könnte natürlich noch schlimmer kommen: „Mein“ Roman könnte sich an Margaret Fosters „Ich warte darauf, dass etwas geschieht“ orientieren und dann – auf der letzten Seite angekommen – stelle ich fest, dass überhaupt gar nichts geschehen ist.
Ansichtssache, natürlich. Wer entscheidet denn, ob etwas passiert (ist) oder nicht – ich. Manche Dinge müssen auch gar nicht unbedingt geschehen, auf Anrufe à la „der/die X ist im Krankenhaus“ kann ich gern verzichten.
Außerdem passiert ja auch immer irgendwas. Ich laufe zum Beispiel durch die Stadt und jemand, den ich nicht kenne, fragt mich, ob ich zum Hauptbahnhof wolle, dann könne ich nämlich mitfahren.
Vielleicht hätte ich ja sagen sollen. Wer weiß, welche Chancen ich da ausgeschlagen habe. Aber ich wollte Haselnüsse kaufen und die gibt es am Hauptbahnhof nicht.
Auf dem weiteren Weg zu den Haselnüssen kam ich an einem Buchladen vorbei – ich ging natürlich hinein, ich habe ja noch einen Indiebookday auf meiner Liste.
Schwierig, das. Ich hätte das Buch von mairisch übers Radfahren kaufen können, aber Radfahren ist leider nicht so mein Thema. Ansonsten mal wieder das Übliche im Regal: btb, rororo, KiWi, Piper, Ullstein und so weiter. Am Ende habe ich von Milena Moser „Das wahre Leben“ gekauft, auch wenn ich mir fast schon gedacht habe, dass Nagel & Kimche auch nicht zu den kleinen unabhängigen Verlagen zählen. Indiebookday steht also immer noch aus.
Das Buch, also das von Milena Moser, handelt übrigens auch von einer Frau, die ihr Leben ändern will/muss und – so ein Zufall – auf Leute trifft, die dann solche Sachen sagen:
„Nicht nur dein Haus ist verkehrt. Dein ganzes Leben ist verkehrt. Das merkst du doch. Du strengst dich viel zu sehr an. Das ist das falsche Leben. Das richtige Leben sollte nicht so anstrengend sein.“
Der Herr Rilke hat es ja auch schon gesagt: Du musst dein Leben ändern.
Dabei ist es doch gut, mein Leben.
Nur manchmal warte ich darauf, dass etwas geschieht.