Bremslichterpanik.

Oder auch: Autofahren mit Kind.

Es geht immer noch schlimmer. Sagt das Internet, als ich es frage, wie es vielleicht besser gehen könnte.

Niemals will ich auf dem Rücksitz neben dem Kind sitzen, dachte ich mal. Wo doch der Beifahrersitz frei ist.

Nun ja.

Natürlich könnte ich auch den Fahrersitz für mich beanspruchen. Allerdings fahre ich des MMMs Auto sowieso eher ungern, noch dazu habe ich festgestellt, dass meine Fahrtüchtigkeit erheblich beeinträchtigt ist, wenn auf dem Rücksitz (m)ein Kind schreit.

Setze ich mich also stattdessen nach hinten, das Kind bespaßen/besänftigen, was oft genug rein gar nichts hilft.

Vielleicht sollte ich meinen Knautschball mitnehmen. Überhaupt ist Autofahren mit Kind ein bisschen wie der Gang zur Zahnärztin: Ich mache es höchst ungern, aber es muss nun mal sein. Hilft nur, nicht von vornherein das Schlimmste anzunehmen (aber wie macht man das?), mich ans Atmen zu erinnern und zwischendurch immer wieder die angespannten Schultern lockern.
Dann wird alles gut.
Oder eben auch nicht.

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Vor ein paar Jahren, als ich die Sache mit dem Schreiben ernsthaft, oder nein, eher überhaupt angefangen habe, da war das auch so eine Art Traumabewältigung; Trauma in Anführungszeichen, in denen folgendes steht: „Interessiert doch eh keinen, was ich zu sagen habe.“

Einmal herausgefunden, beschwerte jammerte ich, sagte genau das: „Interessiert doch eh keinen, was ich zu sagen habe“ und traf auf jemanden, der mich fragte: „Was hast du denn zu sagen?“
Ich so:

 
 
 
 

Dann funktionierte das aber doch ganz gut, mit der Traumabewältigung. Vielleicht nicht in der Hinsicht, dass es jemanden interessiert, was ich zu sagen habe, darum ging es aber auch gar nicht, wie ich irgendwann festgestellt habe, nein, funktioniert in der Hinsicht, überhaupt etwas zu sagen, beziehungsweise zu schreiben.
Vor lauter „Interessiert doch keinen“ hatte ich das nämlich zwischenzeitlich aufgegeben verlernt.

Und heute? Nun ja.
Zurück auf Los.
Ich will schreiben, aber da ist nichts. Oder da ist etwas, aber die Worte finden nicht zusammen, passen nicht, und vielleicht hängt das schon wieder oder noch immer mit dem alten Gedanken des „Interessiert doch eh keinen“ zusammen.

Schreibe ich also nichts. Beziehungsweise ich schreibe etwas und lösche es gleich wieder.

Aber nicht Schreiben ist schlecht, tut nicht gut. Ist wie jeden Tag ein klein bisschen mehr verschwinden.

Hier sollte jetzt noch ein grandioser Schlusssatz stehen, aber nun ja, er fand sich nicht. Was das ganze Dilemma dann doch wieder treffend zusammenfasst.

Rats vs. Rain.

Wieder einmal gebe ich meinem täglichen Calvin Recht. Hausaufgaben im übertragenen Sinn.
Vorgestern erst wunderte ich mich mal wieder darüber, wie schnell eine Küche (und nicht nur die) zumüllen kann. Gerade noch blitzblank*, stapeln sich aus dem Nichts heraus schon wieder Teller, Pfannen, Töpfe, leere Flaschen, leere Brötchentüten, drei Lauchstangen, ein Beutel Kartoffeln, und, und, und.
Das Leben, eben.
Das tägliche Zen-Koan spricht von Wundern. Den alltäglichen, unbemerkten Wundern. Seifenschaum vielleicht. Das Knirschen der Brösel unter den Füßen. Glasringe auf Holztischen. Wäsche im Wind. Haare, überall Haare.

Das Leben eben auch: Schon wieder ein Geschenk.

tagesplan

Tagesplan, lustige Idee. Pläne waren ja noch nie mein Ding. Also eigentlich schon, ich mache gerne Pläne, fühle mich dann so effektiv, so: „Ich habe einen Plan gemacht, der erste Schritt ist getan, alles wird gut.“ Meistens mache ich dann auch noch den zweiten, vielleicht auch noch den dritten Schritt, spätestens dann fange ich an, den Plan in Frage zu stellen; Pläne überhaupt total und absolut doof zu finden.
Dann wiederum finde ich es doof, dass ich es niemals nicht auf die Reihe bekomme, irgendeinen Plan konsequent umzusetzen**.

Nun kann ich das Planen momentan sowieso in die Tonne treten.
(Ein bemerktes Wunder: m.)
Überhaupt halten mich Pläne sehr zuverlässig von den täglichen Wundern ab. Ich habe dann ja etwas zu tun, es gibt etwas abzuarbeiten, keine Zeit mehr, innezuhalten, um Kronleuchtersonnenlichtfunkeln an Wänden zu bewundern.

Fazit: Besser keine Pläne. Stattdessen gefühlt zu gar nichts kommen, das stimmt nicht, aber das, was getan wird, verschwindet, geht unter, nun, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar.

Hinter dem Nebel:
Gelernt, was eine Schamwand ist. Dass es so etwas überhaupt gibt.
Geburtstag gefeiert. Viel gelacht. Mich andauernd und immer wieder über die Familie, die kleine, die große, die ganz große, gefreut. Dann wieder traurig gewesen, darüber, dass so viele schon nicht mehr da sind. Kein Lachen mehr hören, von dieser Seite. Dafür von der anderen, meines – „Ich habe mir schon gedacht, dass du da bist, ich habe dich vorhin lachen hören.“
Abschied, die Straße überqueren und an diejenige denken, die nicht mehr lacht, nicht mehr da ist, das früher zigtausendmal gehörte „Pass auf, wenn du über die Straße gehst“ heute noch im Ohr, lang, sehr lang ist es her. Rechts, links, rechts. Kein Auto, wir können gehen.
Später die Encyclopaedia Britannica in einem Regal entdecken. Erinnerungen, schon wieder. Fernsehabende, Worte tauchen auf, unbekannte, nachgeschlagene. Ein Fernsehsessel am Fenster.

Jetzt irgendwie den Faden verloren, Trauer auch darüber – so viele Worte, die einfach nicht zusammen passen, nicht stimmen. Aufschreiben, löschen, aufschreiben, löschen; Leben verlieren, was ist das überhaupt für ein Leben, das nichts aufgeschriebenes hergibt, ist das überhaupt ein Leben, aber es gäbe ja etwas zu schreiben, wenn nur die Worte –
Alltagswunder, der Mann, der die Fahnenstangenhalterung sauber macht, uns zulacht, Jubiläum? Jubiläum!, beim Nachbarn weht ebenfalls eine Fahne, Fahnen, rot-weiße Erinnerungen; der Seidelbast haut uns um mit seinem Duft und der neue Vermieter wirft uns nicht raus, die Welt ist gut, wieder einmal, Plan B darf Plan B bleiben; die Schamwandleute sind auch nett, einfach so, haben doch eigentlich schon Feierabend, fragen trotzdem „Brauchen Sie Hilfe?“, dann löst sich das Problem auf, man hätte auch einen Streit vom Zaun brechen können, aber wozu, wieder eine Gelegenheit vertan, zum Glück.
Der tägliche Calvin vielleicht doch eher der hier.

 

* Nun ja.
** Stimmt auch nicht. Aber gefühlt!

WmdedgT – April 2016

Was machst du eigentlich den ganzen Tag – wie immer am Fünften jedes Monats bei Frau Brüllen.

Der Tag begann harmlos. Aufwachen, m hat Hunger, einschlafen, m hat Hunger, am liebsten erneut einschlafen, aber geht nicht, sonst kommt der Plan ins Wanken.
Also duschen, frühstücken, m hat Hunger, Katzenwäsche mit m, Yogastunde, Sachen zusammenpacken, Sachen ins Auto tragen, m hat Hunger, losfahren.

Beim Duplo-Bäcker einen Zwischenstopp einlegen, dann weiter nach H. Dort angekommen, m beruhigen, m hat Hunger, selbst was essen (Schupfnudeln, selbstgemacht, mjam!), die Haare geschnitten bekommen, m hat Hunger, m ins Tuch packen, Frühling gucken.
Und K. besuchen, die aber nicht da ist. S. besuchen, die da ist und einen Fahrradsitz abzugeben hat. Nicht so recht wissen, ob wir das wollen/brauchen, den MMM anrufen, der weiß es auch nicht, macht aber nix, S. hat es nicht eilig, hat es höchstens eilig, das Ding loszuwerden, so steht er nun im alten Kinderzimmer, der Sitz, und harrt der Dinge.
m hat Hunger.

Einen Plan machen, m ins Auto packen, P. kommt auch mit. Den Plan in die Tonne treten, denn m schreit das Auto in Grund und Boden. Wir haben es aber immerhin zu Station 1 geschafft, P. hakt Station-1-Dinge ab, ich beruhige m und natürlich: m hat Hunger.
Station 2 und 3 wird spontan gecancelt.

Wäre dann gar nicht nötig gewesen, m schläft ein.
Die Dusche vom Morgen wäre auch nicht nötig gewesen hat sich schon seit Stunden erledigt.

P. ist flexibel und zieht Station 4 vor, wo ich ihn absetze.
Wieder in H. lade ich Station-1-Dinge aus dem Auto und mache mich auf den Heimweg.

Schaffe es zu Hause gerade so, nicht schon wieder eine Hauswand ein parkendes Auto zu zerdellern.

m beruhigen (klappt gut), m hat Hunger, mich beruhigen (klappt nicht so gut).

Auto ausladen.

Das Streusel vom Duplo-Bäcker essen. Ein Duplo in der Tüte finden. Mich freuen.

m hat Hunger (ongoing task).

Wildschweine vor dem Ayers Rock.

Vor einiger Zeit war U. mit ihrem Buch zu Gast bei Kaffee oder Tee. Wer schaut denn so etwas, fragte ich mich, hauptsächlich, weil mir die Moderatorin, beziehungsweise ihre Art zu moderieren, ziemlich auf die Nerven ging.
Wofür sie vermutlich noch nicht mal was konnte, es lag wohl eher am Konzept der Sendung, das sich für mich hauptsächlich durch Zeitdruck und durch-Beiträge-hetzen auszeichnete.

Nun.
Neuerdings hat m ungefähr dreihundertzweiundneunzig Mal am Tag Hunger. Was will man da machen, mir fällt so langsam nichts mehr ein, irgendwann ist auch das Internet leer gelesen. Oder ich finde einfach nichts mehr, was ich lesen könnte. Gleiches gilt für die Onleihe. Nur noch Bücher zur Auswahl, die ich schon gelesen habe oder ganz sicher nicht lesen will, weil im Klappentext von dunklen Geheimnissen die Rede ist; auf dem Cover die Sonne hinter dem Ayers Rock unter-/aufgeht während im Vordergrund dekorative Zweige ins Bild wachsen; es Sachbücher zu Nierenerkrankungen oder Rheuma-Kochbücher sind.

Tja.
Mal schauen, was im Fernsehen so kommt die Mediatheken so hergeben.
Tja.
Gefühlt andauernd kommt Kaffee oder Tee. Alternativ noch Ameise, Nasenbär und die Schneeziege oder einer der zweitausendachtundfünzig Fernsehköche kocht. Oder eine Doku auf arte, Wildes Deutschland oder so ähnlich, das könnte doch etwas sein, denke ich, aber nein, ein Mama-Wildschwein schubst ein anderes Mama-Wildschein, dies aber im Zeitraffer, mit dramatischer Musik untermalt und noch eine plus, plus dramatique* Sprecherstimme aus dem Hintergrund.

Wildschweine schaue ich mir dann doch lieber im Wald an. Wenn es denn sein muss. Und sein kann.

 

* das ist jetzt wieder eine andere Geschichte