Alas, I cannot swim.

Das Schöne am Schreiben – für mich jedenfalls – ist, dass es von einem zum anderen führt.
Heute vormittag wollte ich wissen, was der Unterschied zwischen einer Büchse und einer Flinte ist (Volker Wollny kann das erklären).
Verflixt kompliziert, diese Waffensache. Langwaffen, kalte Waffen, Blankwaffen, Würgebohrung, gestochene Waffe und was ist jetzt eigentlich ein Repetierer?
Jede Antwort wirft weitere Fragen auf.
(auch diese: Welche Leute wohl anhand dieser Schlagwörter hierher finden?)

Jedenfalls stelle ich (immer wieder) fest: Ich habe ja keine Ahnung.
Von so manchem. Schon gar nicht von Waffen – bisher habe ich noch nicht mal auf Plastikrosen geschossen. Das einzige, was ich vorweisen kann, ist eine Infoveranstaltung für angehende Jäger.
(Die war lohnend. So inspirativ gesehen.)

Was hat das nun mit nicht schwimmen können zu tun?
Äh.
Fast nichts. Außer, dass eben eins zum anderen führt. Aufräumen zum Beispiel dazu, in der alten Geschichte zu blättern; der ersten, die mal ein Roman werden sollte. Es wurde keiner, es blieb Stückwerk, lose Schnipsel, manche davon gar nicht mal so schlecht, die meisten allerdings eher unbrauchbar.
Zwischen den Schnipseln fanden sich andere Schnipsel, so drumherum-Schnipsel, allerlei Songtexte zum Beispiel, unter anderem eben: Alas, I cannot swim. Von Laura Marling.
Hätte mich heute Morgen jemand gefragt, wer Laura Marling ist, hätte ich mit: „Kenn ich nicht“ geantwortet.
Vor langer Zeit kannte ich sie aber wohl doch. Wie ist es sonst zu erklären, dass ich heute dieses feine, gute Laune bringende Lied (wieder)gefunden habe.

So.
Jetzt müsste noch die Moral des Ganzen dieses Beitrags kommen.
Kommt aber nicht.
Ätsch.

Vatertag oder: Jetzt aber raus.

washThis
Ja, das Bild passt eigentlich überhaupt nicht. Und irgendwie doch.

Man tut, was alle tun. Wie man das schon immer getan hat und auch in Zukunft immer tun wird. Weil man es eben so macht.
Das muss er sein, der Grund, warum heute, an diesem, was das Wetter betrifft, doch eher mäßigen Donnerstag, all diejenigen draußen anzutreffen sind, die normalerweise vor dem Fernseher sitzen. Zu Hause. Drinnen.
Heute nicht, heute sind sie draußen. Alle. Zu Fuß. Mit dem Fahrrad. Zur Not auch mit dem Auto, irgendwo wird schon jemand ein Zelt aufgebaut haben, wo man heiße Würstchen und Bier bekommt.

Jedes Jahr, an jedem 1. Mai, jedem Christi Himmelfahrt vergesse ich, dass ich mir ein Jahr zuvor vorgenommen hatte, an diesem Tag zu Hause zu bleiben.
(Alles wiederholt sich, in diesem Fall das Vergessen).
Dabei sollte ich gewarnt sein, schließlich gibt es schon tags zuvor Zeichen, die darauf hinweisen: Wenn ich mich auf dem Supermarktparkplatz frage, was all die Leute hier wollen (ja klar, einkaufen natürlich). Komisch, es ist doch gar nicht Samstag. Ach ja, Feiertag. Man hat ja nichts zu essen zu Hause.

Ein paar Stunden Schlaf und schon habe ich den Feiertag wieder vergessen. Bis ich dann mit dem Fahrrad dort entlangfahre, wo normalerweise außer mir noch drei andere Leute und ein Traktor unterwegs sind.
Heute ist da kein Traktor. Dafür aber vierundsechzig Radfahrer, hundertunddrei Fußgänger, sechzehn Kinderwagen, dreizehn Hunde, zwölf Inlineskater, fünfzehn Autofahrer (auf dem Weg zum Zelt), ein Pferd mit Reiter, zwölf Pferde ohne Reiter, drei Modellflugzeuge (nicht zu fassen, wie laut die sind).
Von den hundertunddrei Fußgängern haben zweiundsechzig das Zelt mit dem Bier schon gefunden. Alternativ haben sie ihr eigenes Zelt einen Bollerwagen dabei. An ihnen vorbeizufahren, macht besonders viel Spaß.
(Weil: Alles wiederholt sich, auch die wenig originellen Sprüche, die man in diesem Fall zu hören bekommt.)

Nächstes Jahr denke ich dran und bleibe zu Hause. Ganz bestimmt.

Morgen.

Schwester!
Aha. Es ist mal wieder so weit.
Schwester, wegen dem Bett, ich will doch heute Nacht hier schlafen.
Ja Frau S., Sie schlafen hier. Der H. holt Sie nachher ab und bringt Sie in ihr Zimmer.
Danke, Schwester.

Alles wiederholt sich.
Fast alles.
Wer weiß, ob wir nächstes Jahr noch einmal hierher kommen.
Hat sie letztes Jahr gesagt. Hat sie dieses Jahr gesagt.

Wer weiß.

Die Schnecken fressen die Sonnenblumen auf. Der Drucker will nicht so, wie ich will. Das Lieblingslied, zum dreihundertzweiundneunzigsten Mal. Am Wochenende sind die Mohnbrötchen immer dunkler als unter der Woche. Wir kommen immer fünf Minuten vor Feierabend vor dem Getränkeladen an (Wie lange haben die noch mal auf?). Wenn ich den Brief endlich zur Post trage, ist es Mittwochnachmittag (an Mittwochnachmittagen hat die Post geschlossen). Nachmittags ist das Benzin billiger. Immer ist die Remoulade leer.
Alles wiederholt sich.

Ist das Pfefferminztee, Schwester?
Ja, Frau S.
Danke, Schwester.

Wer weiß.

Schließlich, morgen ist auch ein Tag.“*
Wenn du dich da mal nicht täuschst, Scarlett.

* aus: Vom Winde verweht, Margaret Mitchell

Kuck mal, ein Goldstück!

Kinder sind ja so einiges. Laut, meistens. Besonders, wenn sie gerade gar kein Kind, sondern ein Dinosaurier sind. Wuaaaaahhhhh!

Einmal fürchterlich erschrecken und schon hat man jemanden glücklich gemacht. So einfach ist das. Dann muss man sich noch mal erschrecken und noch mal und noch dreizehn Mal. Irgendwann geht sogar mir die Geduld aus und ich habe keine Lust mehr, mich zu erschrecken. Wuaaaaahhhhh! verwandelt sich in: Wäääähhäähh! Du bist voll gemein! Ich will gar nie nicht mehr mit dir spielen!

Eine Minute durchatmen, während das Kind kreischend nach der Mama Ausschau hält. Eine weitere Minute: Kind erzählt der Mama, wie gemein die böse Tante ist. Noch eine Minute, dann findet das Kind das Goldstück und … will es der Tante schenken.

Da kann die böse Tante noch was lernen.

Bei den Häusern.

„Du gehst aber nicht in den Wald, oder? Es wird doch schon dunkel. Bleib bei den Häusern.“

Im Haus mit den toten Tieren hängt auch ein Gedicht an der Wand. Zwischen Wildschweinfell und Elchgeweihen ist die Rede vom Wald, der Kirche der Natur. Keine Rede davon, wer das gesagt/geschrieben hat.
Georg Graf zu Münster, behauptet das Internet und findet Webseiten von Ruheforsten und Waldbestattungen.

Es liegt im Wald ein tiefer Zauber,
der stärkt das Herz, wenn es Dir schwer.

Mein Herz war gar nicht so schwer. Höchstens – vielleicht doch. Wie schwer kann ein aufgelöstes Herz sein?
Wenn ich ein Problem habe, gehe ich in den Wald. Wenn ich in den Wald gehe, habe ich meist das Problem, dass mir die Menschen zu anstrengend werden. Dass ihr Wollen zu Auflösungserscheinungen meinerseits führt.

Ich weiß so selten, was ich will. Manchmal weiß ich, was ich nicht will. Das ist schon mal was, doch oft scheint es zu wenig, vor allem dann, wenn die Menschen um mich herum so sicher, so bestimmt sind in ihrem Wollen. Wenn ihr Wollen auf mich überschwappt, übergreift, so sehr, dass ich mich auflöse. Verschwinde.

Der Wald ist ein guter Platz, Verschwundenes wiederzufinden.
Im Wald ist so viel und doch nichts. Alles und nichts – der Wald kann Zen. Er ist still und laut zugleich. Ich bin ihm total egal und doch ist er für mich da. Bis ich mich wiedergefunden habe und zu den Häusern zurückgehe.

Rein in die Krise, raus aus der Krise.

Gerade mal vierzig Beiträge und schon in der Blogkrise. Weil: andere (Blogger) schreiben über wichtige(re) Dinge, wollen was bewegen in der Welt, haben eine Meinung, schreiben ihre Meinung, erleben viel interessantere Sachen (als ich), und so weiter und so fort.

Mit Vergleichen kann man sich das Leben bekanntlich ziemlich schwer machen.

Ich habe jedenfalls beschlossen, dass mir das egal ist sein sollte. Was soll’s, schreib ich halt trotzdem über mich und was so passiert, beziehungsweise was eben nicht passiert in meinem Leben. Spaß macht das nämlich – zumindest, wenn ich es einfach tue und nicht stundenlang darüber nachdenke.
Da ich außerdem lieber schreibe als rede, erzähle ich hier manches, über das ich wohl eher nicht (oder nur nach beharrlichem Nachfragen) reden würde.
Dann treffe ich jemanden (so in echt, mit Anfassen und so) und der weiß plötzlich Dinge über mich und ich wundere mich und denke: Hä? Warum weiß der das?
Und dann stellt sich raus, der liest hier mit. Und ich denke: O Gott. Nie wieder schreib ich hier was, das kann ja jeder lesen.
Aber als nächstes stellt sich raus, dass es so schlimm gar nicht ist, denn plötzlich rede ich mit jemandem über Dinge, die ich sonst nicht erzählen würde (oder nur nach beharrlichem Nachfragen, siehe oben).

Und vielleicht klappt es nach 284 Beiträgen ja auch mal mit den wichtigen Dingen. Welt verbessern und so.

Das Elend des Alltags zeigt sich an einer Nähmaschine.

Das ist nämlich so:
Nie krieg ich was auf die Reihe.
(Das stimmt natürlich so nicht. Was mich nicht davon abhält, es zu denken.)

Statt was auf die Reihe zu kriegen, denke ich, ich sollte [beliebige Tätigkeit hier einsetzen]. In diesem speziellen Fall dachte ich immer dann: „ich sollte [nähen]“, wenn ich die Nähmaschine sah. Die strategisch un(?)günstig mitten im Wohnzimmer stand (wirklich wahr, das Snowboard war hübscher).

Statt die Nähmaschine an den Stromkreis anzuschließen und 1, 2, 3, 4 Dinge zu nähen, mache ich andere Sachen. Was man halt so tut. Blogs lesen, Geschirr spülen, Wolken gucken.

Bis G. anruft und sagt, sie bräuchte die Nähmaschine, ob ich die demnächst wieder mitbringen könne. Klar, kein Problem. Gesagt. Gedacht: Oje, oje, jetzt sollte ich aber wirklich [nähen].

Und tatsächlich: Nähmaschine angestöpselt, 1, 2, 3, 4 Dinge genäht, dabei nur ganz kurz verzweifelt, ansonsten das Genähte bewundert, Nähmaschine wieder ausgestöpselt, fertig.

So einfach ist das. Eigentlich.

Mám Berlín moc ráda.

Gerade erst hatte ich begonnen, tschechisch zu lernen – demnächst höre ich auch schon wieder damit auf. Ausnahmsweise liegt dieses frühe Ende nicht an meiner mangelnden Ausdauer – nein, das war von Anfang an so geplant.

Dazugelernt habe ich jedenfalls schon was: Ich hatte mich noch gewundert, dass dieser „Standardkurs für Selbstlerner“ nicht mit dem Üblichen: „Ich heiße …“, „Wie geht es dir“, „Mir geht es gut“ beginnt. Der MMM hat dieses Rätsel dann gelöst, als er fragte, warum ich eigentlich den Kurs für fortgeschrittene Anfänger ausgeliehen habe.
Ups.

Egal. Für Bitte und Danke hat es gereicht und auch für so unnötiges Zeug wie [siehe Titel]. Wobei das ja gar nicht so unnötig ist, schließlich fahre ich bald nach Berlin, bestimmt gibt es da Leute, die Tschechisch sprechen und dann kann ich sagen: Mám Berlín moc ráda. Was (vermutlich) sinngemäß so viel heißt wie: Berlin gefällt mir echt gut. Und ja, das weiß ich jetzt schon, dass ich das guten Gewissens sagen kann.

Ich könnte natürlich auch in der Tschechischen Republik zu jemandem sagen: Mám Česká republika moc ráda. Falls das dann so ist. Ich weiß, dass ich guten Gewissens sagen könnte, die Obstbaumalleen seien wunderschön – dafür hätte ich aber vermutlich den Kurs für fortgeschrittene Fortgeschrittene ausleihen müssen.

Letztes Jahr sind wir an ziemlich vielen Obstbaumalleen entlanggefahren. Wir wussten ja nicht, wohin. Also, wir wussten schon, wohin, wir wussten nur nicht, wie man dorthin kommt. Die Landkarte lag zu Hause und wo das Navi ist, weiß immer noch niemand.
Macht ja nix. Weil:
„Der Papa wird’s schon richten, der Papa macht’s schon gut …“ Der Papa ist auf jeden Fall höchst unerschrocken und fragt auch schon mal tschechische Straßenarbeiter, wie wir dahin kommen, wo wir hinwollen. Der Papa kann zwar auch kein tschechisch, aber er weiß sich zu helfen. Die Straßenarbeiter verstehen ihn, jedenfalls erzählen sie uns irgendwas und zeigen abwechselnd nach links und nach rechts.
Wir sagen Danke (auf deutsch), fahren weiter, der Papa kurbelt das Fenster wieder hoch (nein, das Auto ist nicht so alt, dass man tatsächlich noch kurbeln könnte, aber kurbeln ist eindeutig das schönste Wort für diesen Vorgang) und fragt mich: Und, wo müssen wir jetzt hin?

Rechts, links, geradeaus. Vielleicht schaffe ich das noch bis demnächst.