Was schön war: Blumenladenkekse.

Ich weiß gar nicht, wer mit diesem Was-schön-war angefangen hat, es ist im Grunde auch egal, aber nun ja, Ehre, wem Ehre gebührt und so. Ich habe jedenfalls bei hier und hier und hier und hier davon gelesen.

Und heute morgen geschah dann etwas, das unbedingt in diese Kategorie hineingehört.
Alles fing mit der Lampe an, die wir am Samstag natürlich nicht gefunden haben. Dafür haben wir Getränke und Milch eingekauft, das ist ja auch wesentlich einfacher einzukaufen als Lampen. Diesen Einkauf tätigten wir allerdings nicht dort, wo wir gewöhnlich einkaufen, weil, das lag natürlich nicht auf dem Weg. Macht aber nichts.
Macht dann aber doch was, wenn man, Stunden später und längst wieder zu Hause, den Pfandzettel in der Jacke findet. Über eine nicht unwesentliche Summe.

Blöd. Weil, liegt ja nicht auf dem Weg.

Vielleicht aber auch doch nicht so blöd, denn:
Fährt man, also m und ich, da halt doch noch mal hin, was solls. Wir brauchen sowieso schon wieder Milch. Und neben dem Milchladen ist der Blumenladen, dem wollte ich sowieso irgendwann einen Besuch abstatten, eigentlich erst zu Adventskranzkaufzeiten, aber ach, egal, diese Woche steht sowieso noch ein Geburtstag an, wer weiß, vielleicht finde ich dafür etwas.

Ich finde Weihnachtsplätzchen! Selbst, beziehungsweise vom Blumenladen-Team, gebackene Weihnachtsplätzchen. Die sind wunderhübsch anzusehen auf einer Theke am Eingang aufgebaut, sehen aus wie vom Bäcker, ich denke tatsächlich zuerst, irgendein Bäcker hat eine Marktlücke entdeckt und verkauft im Blumenladen 100-Gramm-weise Weihnachtsplätzchen.

Aber weit gefehlt.

Wollen Sie vielleicht ein Glas Sekt?, fragt mich die freundliche Blumenladenmitarbeiterin, die plötzlich hinter den Plätzchen auftaucht.
Stellt sich heraus, man bekommt das alles einfach so. Sekt. Plätzchen. Rezepte für die Plätzchen. Für die sehr leckeren Plätzchen.

m und ich probieren uns von Linzer Schnecken zum Schokoladenbrot durch und natürlich kaufen wir dann auch noch etwas, viel mehr, als wir eigentlich wollten.

Aber hach, war das schön lecker.

Mut-will-ich*.

Ich weiß nicht, wie wir das jemals wieder gut machen können, sagte Frau R. am Telefon.
Komisch, dachte ich und hatte mal wieder das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben. Wieder gut machen, was gibt es da wieder gut zu machen. Es ist doch nichts kaputt. Zumindest nicht bei uns.

Und Frau K., die fast schon Angst vor mir hatte. Nur weil ich ein bisschen hochdeutscher spreche als sie. Ha! Sie sollten mich mal mit P. hören, habe ich ihr gesagt.
Und dann habe ich auch noch studiert, schlimm. Als würde das etwas bedeuten.
Überhaupt, noch so eine Sache, die ich nicht verstehe – die oft gehörte Aussage, das könne doch nicht sein, wie könne die so etwas sagen**, die habe doch studiert. Ja und? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Jedenfalls, die Frau K.
Sie arbeiten hier doch schon x Jahre lang, habe ich zu ihr gesagt. Sie sind es, die Ahnung haben. Ich weiß gar nichts wenig darüber, wie es hier läuft, da hilft es auch nichts wenig, studiert zu haben.

Und wie oft mir schon mal jemand gesagt hat, ich sei mutig. Weil ich allein durch die Berge wandere, den Job hinwerfe, was weiß ich. Und dann wundere ich mich, weil ich das überhaupt nicht mutig finde, weil ich mich überhaupt nicht mutig finde, ganz oft nicht, gerade, wenn es darum geht, den Mund aufzumachen, weil irgendwer mal wieder saublöde Bemerkungen macht. Das wäre mutig. Aber allein in den Wald gehen? Das ist kein Mut, das ist eine Notwendigkeit.

Sie stünde in unserer Schuld, sagte Frau R. am Telefon dann noch und ich versuchte (vermutlich vergeblich) ihr das wieder auszureden.
Da stehe ich plötzlich da wie jemand, der etwas für andere tut, dabei tue ich alles doch nur für mich selbst und sei es, weil ich mich selbst nicht mehr leiden könnte, hätte ich es nicht getan.
A. fällt mir ein, A., die viel zu oft mit der Angst zu kämpfen hat, es würde irgendwann auffliegen, irgendwann würden alle merken, dass sie gar nicht der gute Mensch ist, für den sie alle halten.
Immerhin damit habe ich kein Problem. Sollen sie mich doch halten, für wen sie wollen.
Aber merkwürdig ist es doch.

 


* Geklaut Inspiriert von einem längst vergangenen Programmheft des Heidelberger Theaters.
** Mir fällt gerade kein Beispiel ein, meistens aber hat es etwas mit „die“ und „wir“ zu tun.

Nein, dieser Eintrag handelt nicht von Agatha Christie.

Kürzlich gab es in der nächstgelegenen Lieblingsbuchhandlung eine Büchervorstellung von Lieblingsbüchern der Buchhandelnden.
Bei dieser Büchervorstellung war ich natürlich nicht, wegen Abendtermine und ach ja.
Die örtliche Zeitung berichtete aber darüber und stellte in eben jenem Bericht auch einige der vorgestellten Bücher vor.
Bei dem einen, das mich ansprach, dachte ich, hm, Graham Norton, das hört sich doch gleich nach der Detektivgeschichte an, die es tatsächlich auch ist, also fast, eigentlich hört es sich mehr nach zwanziger Jahre an, nach Agatha Christie und weiß nicht mehr, wie die noch alle hießen.
Daher kenne ich den Namen, dachte ich, das ist einer von weiß-nicht-mehr-wie-die-noch-alle-hießen, aber dann stellte sich heraus, dass die Geschichte keineswegs zu Agatha-Christie-Zeiten spielt, sondern im Heute.
Name hin oder her, ich beschloss, mir das Buch bei Gelegenheit anzuschauen, diese Gelegenehit bot sich heute, habe ich doch heute die Buchhandlung aufgesucht, in der das Buch vorgestellt wurde.

Ich fand es aber zuerst nicht. Dafür fand ich Jan Seghers. Einen neuen Marthaler! Hurra! Den kann ich unbesehen mitnehmen, dachte ich und tat dies auch, dann aber sah ich die Tim Krohn Bücher herumliegen. Das erste (Herr Brechbühl sucht eine Katze) hatte ich über die Onleihe gelesen, fand es zunächst so naja, dann stellenweise sogar ziemlich widerwärtig* und hätten mich die Figuren nicht längst in ihren Bann gezogen, ich hätte wohl aufgehört, es zu lesen, aber es gibt so Bücher, die kann ich nicht weglegen. Üblicherweise ärgere ich mich am Schluss dann ganz fürchterlich darüber, denn üblicherweise werden diese Bücher nicht besser, eher noch schlimmer; bei Tim Krohn war das glücklicherweise nicht der Fall, das Buch wurde besser und besser. Ich beendete es schließlich und suchte sogleich nach dem zweiten Band, den hatte die Onleihe aber nicht und daher (denken Sie sich jetzt zurück in die Buchhandlung) stellte ich den Seghers wieder ins Regal (der sollte doch nun wirklich bald in der Onleihe zu finden sein) und griff stattdessen zu Band Zwei** der Menschlichen Regungen.

Ich ging weiter und auf einmal lag der irische Dorfpolizist direkt vor mir, natürlich in einer Reihe mit all den anderen vorgeschlagenen Büchern, für die wiederum hatte ich keine Zeit (m, Sie wissen schon), für den Dorfpolizisten auch nicht, ich nahm ihn daher auf Verdacht mit und beim Bezahlen dachte ich schon wieder über den Namen nach, Graham Norton, hm, hm, dann fiel mir ein, dass ich noch etwas bestellen wollte, ich bestellte Federleicht von Barbara Pachl-Eberhart (Schreibmotivation und so)***, überschritt somit mein Bücherbudget schon wieder um ungefähr 200 Prozent, aber nun ja, ich komme sowieso nicht mehr so oft in eine Buchhandlung und überhaupt komme ich nirgends hin, für irgendwas muss man sein Geld ja ausgeben.

Zuhause jedenfalls packe ich den irischen Dorfpolizisten**** aus der Plastikfolie, denke erneut über den Namen nach, Graham Norton, woher kenne ich den nur, dann fällt es mir ein, na klar, Graham Norton, die Graham-Norton-Show (so lange nicht mehr gesehen, warum eigentlich nicht, ach ja, keine Zeit), so ein Zufall, aber ich glaube immer noch an den Agatha-Christie-Autor, zumindest solange, bis ich das Autorenfoto sehe und Graham Norton natürlich Graham Norton ist.

Da das jetzt ein (für mich) ziemlich überraschender Bücherblogpost geworden ist, darf R. auch nicht fehlen, R., den ich getrost Ralf nennen kann, schließlich verlinke ich gleich sein Buch, Ich schenke dir den Tod heißt es und ich fand es die Tage völlig überraschend in meinem Briefkasten. Lieber Ralf, ich weiß immer noch nicht, wie ich das verdient habe, aber ich freue mich sehr und werde es (hoffentlich) gern lesen*****.

Bücherblogpost also. Passt ja. Es ist Herbst, es ist November, es ist dunkel, es regnet, ich fände das alles noch großartiger, wenn ich auf der Couch herumliegen und lesen, lesen, lesen könnte, aber das ist ein bisschen schwierig und nicht nur, aber vor allem auch deshalb, weil wir immer noch keine Leselampe haben.

Morgen aber wird alles besser, morgen regnet es immer noch und den ganzen Tag über und deshalb gehen wir endlich ins Einrichtungshaus und in den Baumarkt und finden alle Lampen******, die wir brauchen, aber vor allem diese eine und endlich kann ich lesen, lesen, lesen.

Und im Lotto gewinne ich auch. Doch, doch.

 


* Komischerweise nicht das Kapitel Widerwärtigkeit, sondern Rauheit. -> Menschliche Regungen
** Erich Wyss übt den freien Fall
*** Davon hatte ich bei Jademond gelesen. Außerdem kannte ich Barbara Pachl-Eberhart schon von Vier minus drei, das fand ich sehr berührend.
**** Der heißt wirklich so. Ein irischer Dorfpolizist. Was für ein bescheuerter Titel. Auf irisch, beziehungsweise englisch heißt er Holding. Ob das bescheuert ist, weiß ich noch nicht, dazu muss ich es erst lesen. Apropos, da fällt mir ein, dass ich kürzlich Regenteufel von Sonja Silberhorn gelesen habe, mich am Ende des Buches fragte, was der Titel nun eigentlich mit dem Buch zu tun hat und von der Autorin zu hören bekam, das müsse ich den Verlag fragen.
Also lieber Emons-Verlag, der du hier nicht mitliest: Was soll das, einen Titel zu vergeben, der mit dem Inhalt des Buches rein gar nichts zu tun hat? Na?
(Ich mochte ihn übrigens, den Regenteufel)
***** Was du lieber Ralf wiederum nicht lesen wirst, nicht hier auf diesem Blog, so vermute ich jedenfalls. Aber egal.
****** Warum gibt es eigentlich in Buchhandlungen keine Leselampen?