Wald und Bücher

Heute Urlaub gehabt. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als der MMM anrief und sagte, m und er stünden beim Getränkehändler und das Auto springe nicht mehr an.
Und dabei war ich morgens noch mit dem Gedanken losgefahren, was Ole wohl zu dieser Urlaubsfahrt meint und ob er mich auch wieder nach Hause bringen wird. Hat er doch kürzlich ganz plötzlich herumgepiepst und wollte kurz gar nicht mehr weiterfahren. Wirklich nur ganz kurz. Einen Moment innehalten, dann ging es wieder.

Immerhin war ich zu dem Zeitpunkt, als der MMM anrief, sowieso schon auf dem Heimweg oder zumindest in Richtung Heimat unterwegs, eventuell hätte ich noch irgendwo angehalten, aber so fuhr ich weiter und weiter und kam tatsächlich kurz vor dem Abschleppwagen beim Getränkehändler an.
(Der – natürlich – mal wieder nicht alles da hatte, was wir wollten. Aber so schlecht war das in diesem Fall gar nicht, mehr hätte auch gar nicht in Ole hineingepasst.)

Im Kofferraum stapelten sich nämlich schon Unmengen Tomaten (und anderes Gemüsezeug) vom morgendlichen Stopp beim Tomatenmann. Unmengen Brötchen vom lächelnden Bäcker.
Und Bücher, denn ich hatte auch bei der ehemaligen Lieblingsbuchhandlung Halt gemacht. Die immer noch Lieblingsbuchhandlung ist, aber tja, jetzt eben noch weniger um die Ecke liegt, als damals in D.
Ich entschied mich neben Unmengen an Postkarten für Takeshis Haut von Lucy Fricke und erst, als ich Töchter im Regal stehen sah (ebenfalls von Fricke), bemerkte ich, dass ich genau das schon zu Hause stehen habe, ungelesen. Na sowas.
Ich schmökerte gerade in einem Magellan-Buch herum, als mich schon die zweite Buchhändlerin ansprach, ob sie mir denn helfen könne. Nö, sagte ich und sie: Oh, ein Magellan-Buch, und schon lobten wir beide den Magellan Verlag in den höchsten Tönen. Ich zog Echt* von Christoph Scheuring aus dem Regal und sagte, das habe mir gefallen, daraufhin legte sie mir Halbe Helden von Erin Jade Lange ans Herz, das ich aber natürlich auch schon gelesen habe.
Daraufhin empfahl sie mir Der Märchenerzähler von Antonia Michaelis und nun, das hätte ich mir nie im Leben selbst ausgesucht, wegen Titel, Cover, Klappentext, Verlag, einfach allem, aber nachdem sie so begeistert davon war, habe ich es dann doch mitgenommen.

Ich fuhr weiter und eigentlich dachte ich, wenn ich diese eine Straße entlang fahre, komme ich dahin, ich kam dann allerdings woanders hin, das war nicht schlimm, machte die Sache nur etwas komplizierter, ich wollte ja noch in den Wald, genauer: auf die Tromm und deshalb hatte ich auch eine Wanderkarte mitgenommen, Problem war nur, dass die Tromm quasi am Rand der Karte liegt und ich jetzt von der falschen Seite kam.
Dann machte mich das Autofahren wahnsinnig und ich bog einfach links ab, wo es sinnvoll erschien und gerade, als ich dachte, diese Straße führt dann wohl doch ins Nichts, führte sie geradewegs auf einen Wanderparkplatz und nachdem ich kurz auf die Karte gesehen habe, hatte ich eine Vermutung, welcher Parkplatz das sein könnte. Ich stieg aus, guckte aufs Wanderparkplatz-Schild und Hurra, richtiger Parkplatz. Sehr praktisch, so ein gut funktionierender Orientierungssinn.

Ich ging also los, auf die Tromm, dort gibt es das Odenwald-Institut und das Odenwald-Institut hat eine Buchhandlung und drei Mal dürfen Sie raten, natürlich kaufte ich noch ein Buch (und Unmengen Postkarten), nämlich Allein in den Wäldern von Howard Axelrod. Und ein Eis, das kaufte ich auch.
Dann ging ich allein in die Wälder (Brüller, nicht wahr?).
Die Wälder waren sehr, sehr vertrocknet, viel mehr als bei uns. Viele braunhurzlige Blätterbäume und einige, die ihre braunhurzligen Blätter sogar schon abgeworfen hatten. Drei oder vier Mal blieb ich stehen, weil mir Schwaden warmer Orangenbaum**-Duft um die Nase wehten. Das habe ich noch nie erlebt, dass dieser Duft so richtig in der Luft liegt.

Auch ohne Duft blieb ich andauernd stehen, guckte Bäume an oder Aussichten und wenn ich nicht stehenblieb, freute ich mich, dass ich durch den Wald laufen konnte, ganz allein. Manchmal setze ich mich auch hin und guckte im Sitzen und manchmal fielen mir dann auch Wörter ein und Hurra, später, viel später, stellte ich fest, dass die Wörter sich nun endlich auf über 11.000 Zeichen angehäuft haben. Und das, wo ich dachte, es sei nun wirklich alles erzählt oder zumindest das Wichtige.

 


* Tja, Magellan, das ist jetzt nicht so doll, warum kann ich nicht direkt aufs Buch verlinken?
** Nein, natürlich keine echten Orangenbäume, aber diese Nadelbäume, deren Nadeln, wenn man sie zwischen den Fingern verreibt, nach Orangen duften.

Kontraste

Heute aus Gründen ein Rosa-Glitzer-Prinzessinnen-Märchenschloss-Puzzle gepuzzlet (mit Flamingos!), während auf den Kopfhörern gerade Paradise City* lief.

 

* Guns N’Roses, aber das wissen Sie natürlich

Heute so.

Wenn man mit der Liste im Kopf (Sparkasse, Briefkasten, Apotheke, Schraube) losgeht und plötzlich Meerschweinchen findet.
Dann ist das auf einmal ein guter Tag, in jedem Fall ein besserer als zuvor. m findet das auch, vor allem, nachdem die Meerschweinchen uns nach einigen Minuten als halbwegs vertrauenswürdig eingestuft haben und anfangen, hin und her zu flitzen. Hui!, sagt m und befiehlt den Meerschweinchen eine weitere Runde. An der Kommunikation m <–> Meerschweinchen hapert es allerdings. Vielleicht machen es die Meerschweinchen auch wie O. und verstehen nur das, was sie verstehen wollen.
Irgendwann gehen wir weiter. Tschüss Schweinchen, wir kommen wieder.

An Punkt 2 (Briefkasten) fährt L. an uns vorbei, winkt. Wenig später biegt ein Notarztauto um die Ecke. Dann ein Rettungswagen.
Kurz darauf verstummt die Sirene.
Oje, denke ich. Irgendwo hier im Ort.

Drei Traubenzucker später (Apotheke: check) biegen wir schließlich wegen Punkt 4 im Hof ein. Hinten im Hof stehen Notarzt und Rettungswagen. Oh Mist, denke ich und gucke erst mal, wo P. ist. Ich bin hier, ruft P. Ein Glück.

Später dann, sämtliche Punkte erledigt, dreht m eine Dreiradrunde auf dem Hof, gerade, als sich Notarzt und Rettungswagen wieder auf den Weg machen. Wir fahren an die Seite, m sieht ihnen hinterher. Wie in deinem Buch, sage ich. Die fahren jetzt ins Krankenhaus.
Auf der Treppe sitzt L., daneben steht C. Ach verdammt, denke ich und will etwas sagen, aber was sagt man da. Wieder das Herz, ruft C. noch, dann gehen sie hinein.
Alles Gute, lieber A. Möge es noch lange für dich schlagen, das Herz.

Wir sitzen auf der Bank. Schön ist es, auf der Bank zu sitzen. Wollt ihr Pfannkuchen, fragt H., als wir gerade gehen wollen. m sagt niemals Nein zu Pfannkuchen. Warum auch.

Unterwegs.

Heute morgen einen Teil des Mensch-Otto-Interviews mit Stephan Meurisch gehört.

Ach, Wandern. *seufz*
(Heute aber immerhin im Wald gewesen. Hurra!)

Später dann in der Zeitung von einem Bürgermeister aus unserer Gegend gelesen, der quer durch Deutschland gelaufen ist. In Etappen, was aber nur zwischen den Zeilen stand. Dabei ist das etwas völlig anderes. Also, ob man immer mal wieder ein, zwei Wochen unterwegs ist oder eben am Stück von A nach B läuft.
(Etappen sind natürlich besser als gar nichts.)

Jedenfalls, Stephan Meurisch ist (unter anderem) vier Jahre von München nach Tibet gelaufen. Ohne Geld noch dazu. Wenn ich das richtig verstanden habe, nicht, weil er sich und der Welt was beweisen wollte, sondern weil er eben keins hatte, aber trotzdem nach Tibet wollte.

Er meinte, bei so einem Vorhaben helfe es seiner Meinung nach, weniger vorausschauend zu sein, vorausschauend im Sinn von „herrje, was kommt da alles auf mich zu und oje, was passiert wenn xyz eintritt.“
Und da fiel mir mal wieder auf, wie ambivalent ich oft bin. Nach Italien laufen, kein Problem. Das wird sich schon alles irgendwie finden. Hat sich schon immer irgendwie gefunden. Aber mal eben spontan an den zwanzig Autominuten entfernten See fahren, um Himmels willen. Was dafür alles zu tun ist, welche Probleme das eventuell mit sich bringt, nein, das geht gar nicht.

Meurisch wird wohl ebenfalls des öfteren (unter anderem eben auch von Thorsten Otto) gefragt, warum er denn ausgerechnet zu Fuß unterwegs sei und nicht etwa mit dem Fahrrad, da käme man doch viel schneller von A nach B.
Ja nun, das ist ja das Problem. Ein Fahrrad ist viel zu schnell. Mir auch. Da kommt man ja gar nicht oder viel zu wenig dazu, nach links und rechts zu schauen, die kleinen Dinge am Wegesrand zu finden und die Welt auf sich wirken zu lassen. Vor allem, weil man ja auch viel mehr auf den Weg achten muss.
Auf den es natürlich ankommt, also auf den Weg. Als wir unser Berlin-Ostsee-Vorhaben abgebrochen haben, lag das unter anderem auch daran, dass wir gefühlt einen ganzen Tag lang an irgendeinem Kanal entlanggelaufen sind und nun ja, da hätte ich dann auch lieber ein Fahrrad gehabt, denn das war sterbenslangweilig. Alles flach, alles sah irgendwie gleich aus und noch nicht mal auf dem Wasser irgendwas los.

Meurisch erzählte auch noch darüber, dass er durch viele Länder gelaufen ist, deren Sprache er nicht beherrschte. Was sogar ein Vorteil sei, meinte er, denn man achte dann viel mehr auf alles andere und hätte so ein besseres Gefühl dafür, ob es der Mensch, mit dem man es zu tun hat, gut mit einem meint oder nicht. Außerdem sagte er, das sei wie mit Kleinkindern – also solche, die noch nicht sprechen, die würden ja trotzdem kommunizieren.
Zufälligerweise habe ich gerade so ein Kleinkind zu Hause, ein eher nicht sprechendes, und da habe ich das auch schon ganz oft gedacht, dass ich es total erstaunlich finde, dass man sich eben auch ohne Worte versteht. m versteht sowieso alles, was wir von ihr wollen und ich behaupte mal, wir verstehen auch das meiste von dem, was m uns mitteilen will. Da könnte man jetzt natürlich sagen, das sei doch klar, dass wir drei Familienmitglieder uns verstehen, aber bei anderen (fremden) Menschen funktioniert es genauso.

Ich habe aber nicht zu allem genickt, was Meurisch erzählte. Ich fürchte, ohne Geld würde ich nicht weit kommen, denn nun ja, man muss dann natürlich auf Leute zugehen oder zumindest nicht gleich davonlaufen (wollen), wenn Leute auf einen zukommen. Er sei in ein Fünf-Sterne-Hotel eingeladen worden, sagte er, und da hätte er sich abends einsam gefühlt, denn es war niemand um ihn herum, er war ganz allein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Abenden, an denen er von irgendwelchen Leuten, die er zuvor noch nie gesehen hatte, „nach Hause“ eingeladen wurde.
Nun, ich würde wohl lieber mit dem Zelt im Wald übernachten.

Lachen und Weinen.

Heute in einen der Fünf-Zentimeter-Dornen aus Nachbars heimtückischer Berberitzenhecke getreten. Es erwischte exakt den Zeh, wegen dem ich aus Gründen eh schon latent unrund herumlaufe.
Nun, so eine Fünf-Zentimeter-Dorne hat den positiven Effekt, dass die anderen Gründe höchst verblassend in den Hintergrund rücken.

Und jetzt das wirklich Positive: Frau Kaltmamsell verlinkte heute mit den völlig zutreffenden Worten „James Corben, der auf großartigste Weise einen an der Waffel hat, (…)“ auf Crosswalk Musical Videos von und mit James Corben. Ich sah mir das hier an und musste derart lachen, dass ich sogar den MMM aus dem Keller hervorgelockt habe (m hingegen ließ sich in ihrem Mittagsschlaf nicht stören. Ein Glück).

Der MMM, Sie müssen sich keine Sorgen machen, war nur zufällig im Keller, sein eigentlicher Job bestand nämlich darin, unsere Süd-Terrasse aus dem Nichts auferstehen zu lassen. Das klappte derart gut, dass wir heute Abend schon mal darauf* herumsitzen und -stehen konnten und es ist wirklich erstaunlich, wie anders sich das anfühlt (als auf der Nord-Terrasse). Denn obwohl in unserer Straße nur ungefähr zwei Autos in der Stunde vorbeifahren und Fußgänger (üblicherweise mit Hund) sind es auch nicht viel mehr, zeigt sich dann doch der eine oder andere Nachbar, man fühlt sich quasi wie mitten in der Großstadt *hust*, vor allem, da das bunte Heckendickicht, das wir uns an dieser Stelle so vorstellen, noch nicht mal ansatzweise existiert.

 

* nun, auf einem Drittel davon

Was ich euch jetzt erzähle.

Heute den diesjährigen Lieblingssee besucht (aus der Reihe der nahegelegenen Seen (die allesamt immer noch viel zu weit weg sind)).

Am See über Musik gesprochen, genauer: über Konzerte der Toten Hosen. Deren neue Lieder lagen ein halbes Jahr im Wohnzimmer herum. Zuerst hatte ich keine Kopfhörer, dann keine Lust, dann irgendwas anderes. Nun hat mir aber B. ein Konzertticket geschenkt, für Anfang September, es wurde also doch langsam dringend, die neuen Lieder mitsingsicher parat zu haben. Ansonsten nämlich macht ein Konzert (dieser Art) nur halb so viel Spaß.
Die neuen Lieder also endlich angehört und gedacht, huch, die kenne ich doch. Und ein paar kannte ich auch, aus dem Radio, aber die anderen kannte ich, weil sie sich nun mal anhören wie Tote-Hosen-Lieder (was jetzt nichts schlechtes ist).
Eins meiner liebsten Lieder (nein, kein neues) (und ich werde es wohl leider auch nicht live hören) ist: Schwimmen.
Womit ich jetzt wieder beim See bin, aber zu dem ist eigentlich schon alles gesagt.
Was jetzt auch nicht ganz richtig ist, aber nun.

Schon wieder was gelesen, gleich beide Bücher von Celeste Ng (Kleine Feuer überall / Was ich euch nicht erzählte). Gleich mal Celeste Ng auf meine „alles von ihr lesen“-Liste gesetzt. Nur gibt es ja leider noch nicht mehr von ihr zu lesen. Vermutlich wird es auch gar nichts Neues je geben, denn ich vermute, mit Ngs Büchern verhält es sich genau wie mit Tote-Hosen-Songs, kennt man eins, kennt man alle (ja, das ist übertrieben). Aber das macht ja wiederum nichts.

Ngs Bücher passen wiederum prima (so ein Zufall, nech) zum sichtbar sein, zum Reden, beziehungsweise Schweigen, zu all dem, was ich nicht sage, zu dieser Ohnmacht, die sich einstellt, wenn ich doch mal was sage und keiner hört es (ja, auch das ist übertrieben) oder jemand hört es, aber er hört etwas ganz anderes.
Auch dazu, dass ich ein Problem damit habe, herauszufinden, was ich will, aber ganz oft weiß, was der andere (von mir) will.
Und noch siebentausend andere Sachen.

Und ich denke an die Leserunde in D., frage mich wieder einmal, ob es nicht auch eine Leserunde in H. geben könnte, denn beide Bücher wären genau das richtige für so eine Runde, aber im Endeffekt würde ich dann doch wieder nur in der Runde sitzen und mich fragen, von was die alle reden, warum dieses oder jenes denn so schwer zu verstehen ist und irgendwann würde ich dann doch etwas sagen (im dritten Anlauf) und die Wörter würden wieder gänzlich falsch herauskommen und ich würde mich unterbrechen lassen, obwohl ich doch noch gar nicht zu Ende geredet habe und jemand würde mir antworten und da wäre es dann wieder, dieses Gefühl, wie kann er denn etwas ganz anderes hören, als das, was ich gesagt habe, hat er mich überhaupt gehört?

Und nun ist es schon wieder passiert, alles hört sich ganz furchtbar und nicht zum Aushalten an, und so ist es ja auch, aber so ist es auch nicht.

Und dazu fallen mir jetzt all diese Übungen ein, abends aufschreiben, was gut lief, dem Guten mehr Gewicht verleihen, ich will ja immer schreiend weglaufen, wenn ich davon lese, aber es funktioniert natürlich und daher suche ich jetzt noch etwas Gutes abseits des Lieblingsseebesuchs.

Und da findet sich sogar etwas, denn der Text von vorgestern (den kennen Sie nicht), der ist beim heutigen Lesen immer noch brauchbar und vorhin beim Essen fanden sich sogar weitere Worte und ich konnte die sogar aufschreiben, denn m aß mit Begeisterung ungefähr drei Mal so viel Nudeln wie ich und m kann ganz wunderbar allein (allein wie: selbstständig) essen (wenn sie denn will).

Hallo.

Kürzlich im Zuge von Serendipity auf dieses Buch aufmerksam geworden (ausgerechnet jetzt, das ist aus Gründen schon ziemlich merkwürdig): Auch alte Wunden können heilen, von Dami Charf. Hineingeschaut, vom Totstellreflex gelesen, Oha, das könnte was mit mir zu tun haben, gedacht und das Buch bestellt.
Nun.
Gestern drei Viertel des Buchs gelesen und mit jeder Seite mehr zum Überfliegen gewechselt. Weil: Ja, ich habe das jetzt verstanden. Ja, wenn dies und das passiert(e), dann führt das zu diesem und jenem. Ist jetzt nicht wirklich was Neues. Und die wichtigste Frage(n) wird nicht beantwortet, nämlich: Und was mache ich jetzt?

Dem Buch heute noch einmal eine Chance gegeben und ja, so nebenbei und zwischen den Zeilen gibt es dann doch ein paar Antworten, eine davon, wie könnte es anders sein: Meditation. Wobei, so konkret wird auch das nicht gesagt, mehr so hinsetzen, nichts tun, hören, was der Körper dann so zu sagen hat. Aber was ist das anderes als Meditation.

Wieder an T. gedacht, die doch tatsächlich sagt, Meditation, das ginge völlig an ihr vorbei. Kommt nicht bei ihr an, interessiert sie jetzt nicht so, will sie nicht andauernd als Gewohnheit in ihr Leben einbauen.
Wie kann Meditation an einem vorbeigehen.

Dann an Herrn K. gedacht, mit seinen elf Minuten. Zwei Mal elf Minuten am Tag meditieren. Warum gerade elf habe ich vergessen, können Sie aber bestimmt herausfinden.

Dann das Handy geholt, den Wecker auf elf Minuten gestellt. An Musik gedacht. Sofort aufspringen wollen, weil Musik jetzt genau das richtige wäre. Liegen geblieben.

Nach den elf Minuten gleich wieder zum Buch greifen wollen, aber Ha!, stattdessen zum Kopfhörer gegriffen. Seit langem mal wieder Nadeah gehört. Ziemlich gleich danach singend durchs Wohnzimmer getanzt. Vier neue drandenken-Zettel geschrieben, nämlich: herausfinden, ob und wann Nadeah mal wieder in die Nähe kommt, weil Nadeah live noch viel mehr Freude macht als aus Kopfhörern. Gleich auch noch Zettel für Chris Potter und Keren Ann geschrieben. Und fürs Enjoy-Jazz-Festival, denn ohne Enjoy Jazz hätte ich von zwei der drei Genannten noch nie etwas gehört (Keren Ann hat mir Inspektor Banks „empfohlen“).

Beim Musik hören fiel mir dann wieder ein, warum ich diese Blog-Idee irgendwann mal so überaus ansprechend fand, oder überhaupt die Idee des Schreiben und dann fiel mir Frau Einhorns Sichtbarkeits-Thema wieder ein (das ich jetzt leider nicht verlinken kann, weil es nicht mehr da ist, aber hier geht es zu Frau Einhorn) und dann fiel mir ein anderes Buch ein, in dem es auch ums gesehen werden ging, zumindest am Anfang, den Rest habe ich noch nicht gelesen, ich weiß auch gar nicht, um was es eigentlich geht, der Sichtbarkeitsabsatz allein gab den Ausschlag, auch dieses Buch zu kaufen*.

Außerdem kann man nie genug Bücher haben und wo ich gerade dabei bin, Matthew Quick, Schildkrötenwege, das habe ich heute auch gelesen und Hurra, endlich mal wieder ein lesenswertes Buch, ich bin versucht, unsere (gehäkelte) Schildkröte (erneuter Dank an Herrn F.!), die bisher noch keinen Namen hatte, nun Quick zu nennen.
Im Buch, also dem von Matthew Quick geht es ums normal-sein beziehungsweise eben nicht normal-sein, beziehungsweise um die Frage, was denn nun eigentlich normal sei und warum „die Masse“ oftmals völlig bekloppte Dinge gut findet und derjenige, der diese Beklopptheiten nicht mitmachen will, dann komischerweise der Bekloppte ist. Das ist jetzt auch alles nichts Neues, aber er hat das ganz wunderbar geschrieben.

Da musste ich dann auch schon wieder an Frau Einhorn denken, denn Frau Einhorn sammelt manchmal Menschen um sich herum und einer dieser Menschen war ich und in Schildkrötenwege heißt es sinngemäß, dass es so unfassbar viele Menschen auf der Welt gibt und man nur einen Bruchteil dieser Menschen kennt und wenn die nun alle ganz anders sind, als man selbst, dann könnte man meinen, niemand ist wie man selbst, aber vielleicht hat man auch nur noch nicht die „passenden“ Menschen unter all diesen vielen gefunden.
Jedenfalls, als ich einer dieser Menschen bei Frau Einhorn war, da waren alle anderen auch irgendwie anders und gar nicht unbedingt wie ich, und doch war ist irgendwo darunter dieses Gefühl, auf eine Art Zuhause zu sein, die anderswo so nicht möglich ist. Dort ganz leicht ein ganz bestimmtes Ich sein zu können.
(Erneuten Dank an Frau Einhorn! Und alle „Beteiligten“)

Jetzt aber wieder zurück zum Sichtbarkeitsbuch, es heißt Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren, geschrieben hat es Ali Benjamin und die Stelle, die ich meine, geht so:

„In den ersten drei Wochen der siebten Klasse habe ich vor allem eins gelernt: Ein Mensch kann unsichtbar werden, indem er einfach schweigt.
Ich hatte immer angenommen, dass jemand wahrgenommen wird, weil die Menschen ihn mit ihren Augen sehen. Aber als wir mit der Schule unseren Herbstausflug ins Aquarium machten, war ich, Suzy M. Swanson, völlig unsichtbar. Gesehen zu werden, hat nämlich mehr mit den Ohren als mit den Augen zu tun.“

Auf bald.

 

* Außerdem ist es vom Hanser Verlag und ganz oft mag ich Bücher vom Hanser Verlag.

in der fremde


(heute alles klein)
(weil mir danach ist)
(vermutlich halte ich das eh nicht durch)

die fremde ist gar keine fremde, eigentlich. aber ich bin nun mal nicht zu Hause (oha. schon passiert).
wohlmeinende menschen um mich herum, die b verstehen, wenn ich a sage. wohlmeinende menschen haben immer so viel mehr energie als ich, überhaupt haben eigentlich alle mehr energie als ich, vor allem bei über dreißig grad.
nein, nein, ich meine a, sage ich.
ja, sicher, habe ich verstanden, b, du meinst b, sagt der wohlmeinende mensch.
eher früher als später gebe ich auf.
mir doch egal
(nein)

in der fremde auf mich selbst zuürckgeworfen. kann nicht rausgehen, will nicht rausgehen, viel zu warm. mitgenommene bücher erweisen sich als nicht lesbar. selbst wenn sie lesbar wären, am ende hängt m dann doch wieder an meinem bein. so kann ich nicht lesen. so kann ich nicht denken, so kann ich eigentlich überhaupt nichts.

außer die lego-kiste sortieren. m mag das auch, zumindest, wenn ich ein event draus mache. diese event-sache. das ist das schlimmste. ein großer spaß, aber nur, wenn es nicht sein muss. wenn es sein muss, dann nicht.
(bin ich gut drin)
(aber ich kann ja auch smalltalk)
(wenn es sein muss)
(und dann brauche ich einen wald)
(zur genesung)
lego-kiste sortieren: gelb zu gelb, rot zu rot, räder zu rädern, dach zu dächern, fenster zu fenstern.
kann ich, kann ich gut.
ui, ein kopf! der passt zum legomännchen-oberkörper. eine halbe stunde später finden sich auch die beine.
nachdem die hälfte der kiste sortiert ist, merke ich, wie das zu einer sache wird, die ich zu ende bringen will. tue ich dann erst mal doch nicht, aber wer weiß, morgen ist auch noch ein tag. in der fremde.
[an früher denken, früher hatte ich auch eine lego-kiste, meine lego-kiste hatte ein dutzend fächer, meine lego-kiste war immer sortiert.
außer der s. kam zu besuch. ich mochte den s. nicht sonderlich.]

später dann sind wir auf dem fest. essen etwas. leute kommen, reden. ich setze mein smalltalkgesicht auf und finde fast alles fürchterlich anstrengend. gehe mit m den bach entlang, werfe steine hinein.
dann wieder zurück aufs fest. ich muss da bleiben.
(nein, muss ich nicht. aber – egal)

dann gehe ich auch. gehe durch den wald und mache einen umweg und hätte gern etwas zu trinken dabei, aber sonst ist alles gut. abgesehen von der temperatur. im wald sehe ich einen hasen.
was ich mag: hasen, die auf wegen davonhoppeln.
dann sieht mich ein reh. das reh hüpft davon, ich sehe ihm nach.
ich lege mich auf die weiße bank, sehe in den waldhimmel. könnte ewig so liegen, hätte ich etwas zu trinken dabei.
gehe weiter.
denke gerade, dass ich es nicht verstehe, warum leute angst davor haben, allein im wald unterwegs zu sein, als es links von mir raschelt und röchelt. upsi, denke ich und: hoffentlich keine wildsau. eine wildsau so ziemlich der einzige grund, warum ich angst vor dem wald haben könnte.
war dann aber keine, war irgendein wieseltier, das geräusche machte, als hätte es gegen eine flasche wasser und eine eistonne auch nichts einzuwenden. sprang nichtsdestotrotz äußerst behände einen baum hinauf.

ich klopfe ans lego-kisten-haus. werde eingelassen.