Autoerlebnisse mit m.

Oder: Eine Odyssee.

Neuerdings ist Autofahren mit m eine erstaunlich entspannte Sache. Vor allem, seit ich die spannenden Spiele „Wir zählen auf siebzehn“ und „Wie macht die Kuh|Schaf|Ziege|Hund|etc.“ erfunden habe.
Daher war ich heute fast schon etwas unvorbereitet, als das Elend seinen Lauf nahm.

Das kam nämlich so:
15:30 Uhr. P. winkt uns zum Abschied.
15:40 Uhr. Wir fahren auf die Autobahn.
15:45 Uhr. Das erste Autobahnkreuz kommt in Reichweite. Problem: Auf der rechten Spur ist Stau. Was vermutlich bedeutet, dass auf der Autobahn, auf die wir wechseln wollen, ebenfalls Stau ist.
Ach, denke ich. Da reihe ich mich jetzt nicht ein. Das geht kurz vor knapp auch noch.
Problem: Kurz vor knapp kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mich tatsächlich einreihen soll, es staut sich nämlich immer noch und theoretisch könnte ich auch einfach weiterfahren, dadurch wird der Weg zwar länger, aber immerhin würden wir uns fortbewegen.
Als ich zu dem Schluss komme, dass der Stau hauptsächlich die andere Richtung betrifft, klappt es dann doch nicht mehr mit dem Einreihen.
16:00 Uhr. Ups. Blöd, wenn sich die Autos auch auf der Alternativroute stauen.
Immerhin staut es sich aber erst nach der Ausfahrt zum Autobahndreieck.
Nun denn, denke ich. Fahren wir halt kurz in die völlig falsche Richtung. Hauptsache wir fahren überhaupt. Es kommt ja gleich eine Ausfahrt.
Äh.
Wir fahren ziemlich lange in die falsche Richtung, bis die Ausfahrt tatsächlich kommt. Dann fahren wir wieder zurück und geradewegs in den vom Autobahnstau verursachten Landstraßenstau hinein. Hätte ich mir irgendwie denken können.
Bis dahin war die Lage auf dem Rücksitz noch leidlich entspannt. Nun zeigte sich aber die mangelnde Vorbereitung, die darin bestand, dass ich vier von fünf Taschen in den Kofferraum gepackt hatte, wegen: Ach, brauche ich nicht. Das war natürlich ein Fehler. Vor allem das mit der Essenstasche. Vor allem, da ich den Eindruck hatte, dass m so langsam wieder Hunger bekommt.
16:30 Uhr. Viele, viele rote Ampeln später nutze ich die erste Möglichkeit, am Straßenrand zu parken. Und tatsächlich, m hat Hunger. Nachdem der gestillt ist, muss ich auf die Toilette. Praktischerweise ist auf der anderen Straßenseite ein Hotel und der nette Rezeptionist winkt mich durch, als ich nach der Toilette frage.
16:35 Uhr. Der Versuch, m wieder in den Autositz zu verfrachten, schlägt fehl.
Nun ja. Laufen wir eben eine Runde um den Block.
16:50 Uhr. Der Versuch, m wieder in den Autositz zu verfrachten, schlägt fehl. Der Versuch, m den Ernst der Lage zu erklären, schlägt ebenfalls fehl. Na gut, spielen wir eben mit Sicherheitsgurten. Der eine ist praktischerweise hinter dem Kindersitz und als m Anstalten macht, in den Sitz zu klettern, um besagten Gurt zu erreichen, handle ich blitzschnell oder zumindest schnell genug.
16:59 Uhr. m steckt brüllend im Sitz.
17:00 Uhr. Wir fahren weiter. m beruhigt sich glücklicherweise schnell wieder (die siebzehn Kühe, Sie erinnern sich).
17:10 Uhr. Wir queren die Autobahn, die wir eigentlich entlanggefahren wären, wäre nicht alles anders gekommen. Da ist sogar eine Auffahrt. Theoretisch könnten wir da jetzt drauf fahren. Praktisch tun wir das aber nicht, denn, Sie ahnen es: Stau.
Fahren wir also durch die Stadt. Das ist nicht wirklich besser, aber wenn es ganz schlimm kommt, könnte ich das Auto irgendwo parken und mit der Straßenbahn weiterfahren (alles schon passiert). Erstaunlicherweise erwischen wir anfangs sogar eine grüne Welle (noch nie erlebt an dieser Stelle). Dieses Glück ist natürlich nicht von Dauer, doch als die grüne in eine rote Welle übergeht ist m – Hurra! – eingeschlafen.
17:30 Uhr. Zu Hause.
Puh.

Dreierlei Schnipsel.

Mit m zur Bahn gelaufen. Nicht zur üblichen Haltestelle, sondern eine weiter – weil noch so viel Zeit war. Dann aber:
Kladatsch! Ich drehe mich um – die ältere Frau, die wir zwanzig Schritte zuvor überholt haben, liegt jetzt der Länge nach auf der Straße. Auweia. Gar nicht gut.
Die Welt aber, die ist dann doch nicht so schlecht, wie einem gern mal weisgemacht wird. Zahlreiche Helfer versammeln sich, rufen Krankenwagen, bringen eine Decke, fragen, ob sie gebraucht werden. Und nur eine Frau, die sich ihren Kommentar hätte sparen können.

m und ich werden schließlich auch nicht mehr gebraucht und setzen unseren Weg fort. Von weitem ist schon der Krankenwagen zu hören.

*

Am Nachmittag laufen m und ich an der blauvioletten Krokuswiese vorbei. Ich denke an K. und daran, dass ich die blauviolette Krokuswiese ohne sie vielleicht nie bemerkt hätte.
Mittlerweile ist es so, dass K. nichts mehr bemerkt.
Ich denke an Palermo Shooting, die Szene, als Finn auf sein Handy sieht, X Anrufe in Abwesenheit, liest er vor und fragt sich, wann und ob er überhaupt jemals anwesend war.
So ziemlich die einzige Szene, die mir vom Film in Erinnerung geblieben ist. Ja, dachte ich. Wann war ich eigentlich anwesend?
Aber jetzt, mit K., da hat sich diese Frage erledigt. Das ist Abwesenheit.
Später treffen wir noch Frau B.
Ich habe geklingelt, sagt Frau B., aber sie hat nicht aufgemacht. Da kann ich leider nichts machen.
Ja, da kann man wohl nichts machen. Und K. verschwindet noch ein bisschen mehr.

*

Mit Zuhause telefoniert. Telefonieren, das ist nicht gerade das, was wir am liebsten tun, daher sind die Telefonate meist ziemlich kurz. Aber immer mit dabei: Diese Freude, dass man da ist. Dass der andere noch da ist. So schön.

Im Wald, da gibt es Bäume.

Ich fürchte, ich wiederhole mich, aber eventuell sind Sie ja ähnlich vergesslich wie ich. Jedenfalls: Wald.
Ich war heute im Wald. Endlich. Ungefähr ein Jahr lang dachte ich, das ginge nicht. Jetzt gehöre ich zu denen, die mit dem Auto in den Wald fahren. Nun ja. Man muss Prioritäten setzen, noch dazu lese ich gerade ein Buch über Flow, das heißt, lesen tue ich es eher nicht, mehr so hineingucken, jedenfalls, darin steht, man solle dafür sorgen, ausreichend Flow-Erlebnisse zu haben und schwimmen ist ja nun noch schwieriger als Wald und alles andere, ach, ist ja auch egal, noch dazu war heute Freitag, da sollte man sowieso tun, was einem Spaß macht, ich war also im Wald und Wald! Wald ist toll.

Und funktioniert. Wenn das Leben gerade nicht in die Kategorie „Was schön war“ einzuordnen ist (also eigentlich doch, vor allem vergleichsweise, aber ach, egal), wenn einen noch nicht einmal die Zahnärztin lobt, dann sollte man in den Wald gehen, oder fahren, in meinem Fall. Das funktioniert prima, ich steige aus dem Auto, denke: Wald! Wald! Wald! und dann denke ich erst mal überhaupt nicht mehr.

Muss natürlich ein echter Wald sein. Heißt: da begegnet einem niemand. Außer die obligatorische Frau mit Hund. Und irgendwo dröhnt eine Motorsäge. Vögel natürlich. Der Wind raschelt mit irgendetwas, das noch vom letzten Jahr in den Bäumen hängt, aber sonst: nix.

Hach.

Alles gut also, abgesehen von dem Gedanken, weitergehen zu wollen, weiter und weiter und weiter und noch weiter. Was nicht geht, oder vielleicht doch, aber dazu ist mir noch keine Lösung eingefallen. Knappe fünfundvierzig Minuten müssen daher reichen. Fürs erste.

Das habe ich ganz toll gemacht.

Heute habe ich mal wieder meinen Zahnarztball geknetet.Und das neue Album von Adele gehört. Als ich das letzte Mal eine längere Zahnarztsitzung hatte, haben sie mir noch einen CD-Hefter in die Hand gedrückt. Dieses Mal bekam ich einen I-Pod. Bis ich heraushatte, wie man den bedient*, ging es auch schon los. Doch die SpontanPanikwahl Adele haute ganz gut hin, Adele hat eine sehr tröstliche Stimme.

Überhaupt Trösten. Vor mir war ein kleiner Junge in Behandlung, hatte sich ein Stück Zahn abgebrochen. Das machst du ganz toll, bekam der mindestens zehn Mal gesagt (so hörte ich im Wartezimmer).
Das mit dem „toll gemacht“ können Sie zu mir auch sagen, sagte ich der freundlichen ZFA, als sie mich zum Stuhl des Grauens führte. Sie lachte, dabei hatte ich das durchaus ernst gemeint.
Ich bekam folglich kein einziges „Das machen Sie ganz toll“ zu hören, obwohl ich meiner Meinung nach ziemlich tapfer war, vor allem, als die freundliche ZFA gleich zwei Mal einen Abdruck aus mir heraushebeln musste. Man braucht ordentliche Armmuskeln als ZFA.

Die freundliche Zahnärztin fragte, ob ich eine Betäubung wolle. Aber hallo, natürlich will ich eine Betäubung.
Blöd nur, dass ich jetzt, wo alles überstanden ist, Hunger habe, meine rechte untere Gesichtshälfte sich allerdings noch nicht wieder so anfühlt, als würde sie zu mir gehören.
Die Belohnungsbrötchen, die ich mir vom lustigen Bäcker mitgebracht habe, müssen also noch warten.

Und in zwei Wochen wieder.
„I miss you“, sang Adele. Nun ja. Eher nicht.

 

* Ist ja eigentlich ganz einfach. Aber hey, ich war gerade bei der Zahnärztin und in Panik.

32.202*

Wir reden mit P. über Farben.
„Diese Baumarktfarben“, sagt P., „die gehen gar nicht. Kann ich Ihnen jedenfalls nicht empfehlen, da müssen Sie drei Mal streichen, bis das deckt, bei kräftigen Farben vielleicht sogar noch öfter.“
Ich denke an unsere Schlafzimmerwand. Mit etwas viel gutem Willen könnte man das als Wischtechnik verkaufen. P. gegenüber wohl eher nicht.
„Weiß“, sagt P., „Weiß ist ideal, gerade mit Kindern. An der Treppe und an den Lichtschaltern, da werden Sie immer Flecken haben. Mit Weiß können Sie einfach drüber streichen, über die Flecken. Bei Farbe müssen Sie die ganze Wand streichen, sonst haben Sie unterschiedliche Farbtöne, auch wenn sie genau die gleiche Farbe verwenden, das sieht einfach nicht gut aus.“
Niemals P. in unsere Wohnung lassen, denke ich. Überhaupt niemanden, der etwas von Farbe versteht.

Als nächstes reden wir über Tapeten**.
„Das gute an der groben Raufaser“, sagt P., „da können Sie in fünfzehn Jahren fünf Mal drüber streichen. Eher noch öfter. Überhaupt kein Problem.“
Im Stillen rechne ich nach. Fünfzehn Jahre, das haut ungefähr hin, in etwa so lange wohnen wir in unserer jetzigen Wohnung. Gestrichen haben wir genau ein Mal. Beim Einzug.

Am Abend sitzen der MMM und ich in eben dieser Wohnung und betrachten Wände.
„P. würde uns wohl eher nicht einstellen“, sage ich.
„Ach was“, sagt der MMM. „Das sind nur die Baumarktfarben.“

 

* Farbtonnummer
** Leider. Wir hätten lieber über Putz geredet, aber das hätte unser Budget gesprengt.

Menschen.

Gerade las ich Hausbesuche von Stephanie Quitterer. Ziemlich vereinfacht zusammengefasst geht es in dem Buch darum, bei Fremden an der Tür zu klingeln und um Einlass zu bitten.
Irgendwo auf den letzten Seiten fällt das Wort Herzwärme (oder war es herzwarm?) und ich dachte, ja genau, so ist das mit diesem Buch, fast hätte ich es augenrollend aussortiert, aber dann wurde mir so warm ums Herz, so die-Welt-ist-gut-und-die-Menschen-auch.
Wobei das für mich jetzt nicht so die Neuigkeit ist, ich glaube da eigentlich schon länger dran (ans Gute), aber es schadet auch nichts, das ab und an von anderen bestätigt zu bekommen.

Neuerdings, also seit m, komme ich ja auch mit den Leuten ins Gespräch, oder was heißt ins Gespräch, die Leute sagen so etwas wie „Wie süß! Meine [Tochter|Kinder|Enkel|…] …“ und dann reden sie und reden und ich sage „Hm“ oder „Ach ja?“ – das ist manchmal ein bisschen ermüdend, aber meistens auch ziemlich interessant, da sitzt einem zum Beispiel in der Straßenbahn eine ältere Frau gegenüber und die sieht total harmlos und normal aus und dann erzählt sie von ihrer Tochter, die sei nämlich gerade in den USA, würde dort wohnen und arbeiten und ich wundere mich, weil die Frau so normal aussah. Nicht, dass es so außergewöhnlich wäre, eine Zeitlang in den USA zu leben, aber die Frau sah eben mehr so nach „und die Tochter arbeitet irgendwo im öffentlichen Dienst und zwar schon seit zwanzig Jahren und die nächsten zwanzig auch“ aus.

Auch so ein Ding, das Frau Quitterer in ihrem Buch anspricht, das Schubladendenken und „der sieht doch so und so aus.“ Und wie man sich täuschen kann.

Auf den letzten Seiten schreibt sie, dass sie das Projekt „an Türen klingeln“ mit der Fremde-Hereinlass-Übung ablöst oder zumindest mit dem Hereinlassen von Freunden.
Da musste ich dann spontan an eine mir bekannte Berliner Dachterrasse* denken, aber das nur nebenbei, hauptsächlich dachte ich an 2017 und dass ich mich schon seit einem Monat bei diversen Leuten melden will und das einfach nicht auf die Reihe bekomme, unter anderem natürlich, weil ich Menschen des öfteren tendenziell anstrengend finde.
Keine Menschen ist allerdings auch nicht so das Wahre**.
Heute Abend!, nahm ich mir also vor, aber wie das nun mal so ist, zuerst kam alles mögliche dazwischen, dann wollte m nicht mehr alleine schlafen und jetzt bin ich müdemüdemüde oder zumindest wäre es schlau, schlafen zu gehen.

Aber morgen. Morgen klingle ich an Türen.

Beim rM und dann finde ich endlich heraus, wie die alle zusammengehören und was es mit den bodentiefen Fenstern auf sich hat.

Äh.
Vielleicht auch nicht.

Aber den Brief an B., den könnte ich wirklich endlich mal schreiben.

 

*
Hach.
*seufz*

** Das Gute ist ja, dass sich Menschen auch ohne mein Zutun bei mir melden. Ansonsten wäre ich sicher schon ziemlich vereinsamt, aber nein, auf einmal ruft jemand an und/oder kommt vorbei und wenn ich ganz viel Glück habe, bringt derjenige sogar Brötchen mit, wenn ich noch mehr Glück habe, Croissants; nur Käsekuchen, da muss ich noch daran arbeiten.

WmdedgT – Februar 2017

Huch, schon wieder der Fünfte. Frau Brüllen will wissen, was ich heute so getan habe.

Das war so: Ich habe ziemlich viel geschlafen. Erst gegen 5:30 Uhr meinte m, sie wolle jetzt wirklich nicht mehr allein in ihrem Bett liegen. Dann wurde es ein wenig eng, wir waren nämlich nicht zu Hause, komischerweise ist das Bett anderswo theoretisch genauso breit, aber praktisch und gefühlt dann eben doch nicht, ich lag also eine Weile im Halbdunkeln und habe mich bemitleidet, weil ich ob der Enge niemals nicht nochmals einschlafen würde, aber genau das tat ich dann wohl doch, denn als ich, beziehungsweise m, wieder aufwachte, war es überraschenderweise schon nach acht Uhr.
Da war es dann wiederum ganz praktisch, nicht zu Hause zu sein – der MMM brachte m nämlich ein Stockwerk höher und das große Ausschlafen ging weiter.

Nach dem großen Ausschlafen starteten wir das große Frühstücken und eine mittlere Spazierrunde. Nach so einer Spazierrunde hat man natürlich schon wieder Hunger, da ist es dann auch ganz praktisch, wenn am Abend zuvor Geburtstag gefeiert wurde, denn natürlich war von fast allem noch irgendwas da, sogar, als wir erneut davon gegessen hatten.

Dann verging eine dieser merkwürdigen Stunden, von denen ich hinterher nicht mehr weiß, was in ihnen eigentlich geschah, ziemlich sicher baute ich ein paar Türme mit m, räumte alles mögliche aus dem Weg und sah aus dem Fenster. Was ich nicht getan habe: darüber nachdenken, wie der Tag weitergehen sollte, das war ein Fehler, denn zack, wurde mir ein Plan vorgeschlagengegeben und dann begann der Teil des Tages, an dem ich nichts mehr mit mir anzufangen wusste, also ich wusste schon, aber gegen das, was ich wusste, sprachen allerlei Gründe, ich motzte also ein wenig herum, trug ein paar Stühle umher, motzte noch mehr herum, trug noch mehr Stühle umher, hätte gern noch mehr Stühle umher getragen, da war man wenigstens in Bewegung und wenn ich schon keinen Berg hochklettern oder schwimmen gehen konnte, dann wenigstens Stühle tragen. Nun ja. Wir gingen dann doch noch ein bisschen raus, passten auf, dass m nicht einschlief, kamen zurück, aßen schon wieder, räumten allerlei Zeug ins Auto, es gab eine Abschiedsszene und wir fuhren nach Hause.
Ich zählte nur ungefähr zwölf Mal auf siebzehn, dann war m eingeschlafen und blieb eingeschlafen, bis wir vor unserer Haustür das Auto parkten. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Während m schlief und der MMM sich über andere Autofahrer aufregte, nur ganz leise natürlich, währenddessen schrieb ich Sätze in mein Notizbuch, zwischendurch sah ich aus dem Fenster und dachte über die nächsten Sätze nach, sehr schön war das.

Zu Hause gab es natürlich wieder was zu essen, der MMM baute Türme mit m, ich durfte noch mehr schreiben, dann wieder essen, m einschlafen, mal eben ein schlechtes Buch überfliegen, noch mehr schreiben.

Doch, ich bin recht zufrieden mit diesem Fünften.

Nirgendwo, nirgends.

Und dann sagt wieder einer was. Gar nicht mal zu dir, einfach so, in die Runde hinein. Hat auch nichts mit dir zu tun, das Gesagte.
Es ist gesagt und du bist draußen. Nicht deine Runde, schon wieder. Die ganze Zeit an der Illusion gebastelt, doch irgendwie dazuzugehören. Tust du aber nicht (nirgendwo, nirgends).

Keiner sieht dich (nirgendwo, nirgends). Du siehst dich ja selbst nicht.

raus! – so war das eigentlich nicht gedacht.

Was man besser nicht schreiben sollte:

„Demnächst also wieder Dampfnudeln, dafür braucht man keine Kartoffeln. Was sollte also schiefgehen?“

Der Hefeteig könnte zum Beispiel nicht aufgehen. Und dann könnte man denken: „Ach, was solls, in der Pfanne werden die Dampfnudeln schon aufgehen.“ Das tun sie dann aber nicht und so schmeckt das Resultat doch eher fragwürdig.

Tja.

Aber Hefeteig kneten! Hefeteig kneten macht glücklich. Mich jedenfalls.

Und wenn genug Salz an den Dampfnudeln ist. Und man die auf der anderen Seite einfach auch noch mal anbrät. Dann geht das schon irgendwie.

Es werde Licht.

Ich bin ja so ein einerseits-andererseits-Mensch. Das zeigt sich auch beim Lampenkauf. Einerseits habe ich nämlich eine schier unendliche Geduld. Mit Kindern und Senioren zum Beispiel. Andererseits habe ich überhaupt keine Geduld, mit Lampen unter anderem.

Die letzten vierzehn Jahre sind wir ohne (Lampen) ausgekommen, es gab zwar welche, aber die waren entweder schon vor uns dagewesen (und hässlich) oder wir haben sie geschenkt bekommen (nicht ganz so hässlich schon schöner), und eine, die habe ich mir tatsächlich selbst ausgesucht, über die gibt es allerdings auch geteilte Meinungen im Haushalt, ich finde sie natürlich wunderhübsch.
Dann gab es auch noch Glühbirnen, die in Fassungen baumeln.

Jetzt ziehen wir hoffentlich bald um und der MMM ist der Ansicht, im neuen Haus sollten keine Glühbirnen in Fassungen herumbaumeln, höchstens im Keller, aber für den Keller hätten wir ja auch noch all die hässlichen Lampen, die wir jetzt schon haben.

Es müssen also Lampen her und deshalb waren wir heute im Baumarkt. Genaugenommen waren wir in zwei Baumärkten, nachdem sich der erste als Pleite herausgestellt hatte. Noch nicht einmal der versprochene Zoo war den Besuch wert. Wir hatten uns schon überlegt, in ebenjenem mit m unsere nächsten Samstage zu verbringen, doch dann schwammen da nur ein paar Fische umher, ziemlich kleine noch dazu. Was ist aus all den Meerschweinchen, Hamstern, Mäusen und Ratten geworden? Vermutlich moralisch fragwürdig, die aus dem Baumarkt zu holen.
Immerhin war in einem der Gänge ein Hund zu finden (nicht zu verkaufen).

Wir gingen daher noch in einen zweiten Baumarkt, meine Geduld war trotz der Kürze des ersten Besuchs aber schon ein klein wenig strapaziert, man ich kann mir nur eine gewisse, sehr überschaubare Menge an Lampen, Briefkästen und Spiegelschränken ansehen, ohne die Krise zu bekommen. Außerdem neige ich dazu, schnellen Schrittes durch die Gänge zu gehen und nur dann stehenzubleiben, wenn mir etwas gefällt (was nicht allzu oft vorkommt). Der MMM dagegen ist in diesem Fall eher der Tasse-halb-voll-Typ, der daran glaubt, inmitten all der Hässlichkeiten doch noch irgendetwas brauchbares zu finden. Wenn man sich nur genug Zeit lässt.

Erstaunlicherweise haben wir uns dennoch schon wieder nicht verkracht, vermutlich nur deshalb, weil der MMM nicht nur äußerst geduldig (ganz ohne andererseits), sondern auch sehr weise ist und den Baumarkt verlässt, sobald ich ihm etwas vom Overflow erzähle.

Noch erstaunlicher: Wir haben sogar zwei Lampen gekauft, eine hässlich, die andere nicht so.

 

Bemerknis am Rande: m ist auf der Heimfahrt im Auto eingeschlafen. Im Auto! Der MMM träumt schon von einer Fahrt ins Hinterland in die Pfalz.