Hallo.

Kürzlich im Zuge von Serendipity auf dieses Buch aufmerksam geworden (ausgerechnet jetzt, das ist aus Gründen schon ziemlich merkwürdig): Auch alte Wunden können heilen, von Dami Charf. Hineingeschaut, vom Totstellreflex gelesen, Oha, das könnte was mit mir zu tun haben, gedacht und das Buch bestellt.
Nun.
Gestern drei Viertel des Buchs gelesen und mit jeder Seite mehr zum Überfliegen gewechselt. Weil: Ja, ich habe das jetzt verstanden. Ja, wenn dies und das passiert(e), dann führt das zu diesem und jenem. Ist jetzt nicht wirklich was Neues. Und die wichtigste Frage(n) wird nicht beantwortet, nämlich: Und was mache ich jetzt?

Dem Buch heute noch einmal eine Chance gegeben und ja, so nebenbei und zwischen den Zeilen gibt es dann doch ein paar Antworten, eine davon, wie könnte es anders sein: Meditation. Wobei, so konkret wird auch das nicht gesagt, mehr so hinsetzen, nichts tun, hören, was der Körper dann so zu sagen hat. Aber was ist das anderes als Meditation.

Wieder an T. gedacht, die doch tatsächlich sagt, Meditation, das ginge völlig an ihr vorbei. Kommt nicht bei ihr an, interessiert sie jetzt nicht so, will sie nicht andauernd als Gewohnheit in ihr Leben einbauen.
Wie kann Meditation an einem vorbeigehen.

Dann an Herrn K. gedacht, mit seinen elf Minuten. Zwei Mal elf Minuten am Tag meditieren. Warum gerade elf habe ich vergessen, können Sie aber bestimmt herausfinden.

Dann das Handy geholt, den Wecker auf elf Minuten gestellt. An Musik gedacht. Sofort aufspringen wollen, weil Musik jetzt genau das richtige wäre. Liegen geblieben.

Nach den elf Minuten gleich wieder zum Buch greifen wollen, aber Ha!, stattdessen zum Kopfhörer gegriffen. Seit langem mal wieder Nadeah gehört. Ziemlich gleich danach singend durchs Wohnzimmer getanzt. Vier neue drandenken-Zettel geschrieben, nämlich: herausfinden, ob und wann Nadeah mal wieder in die Nähe kommt, weil Nadeah live noch viel mehr Freude macht als aus Kopfhörern. Gleich auch noch Zettel für Chris Potter und Keren Ann geschrieben. Und fürs Enjoy-Jazz-Festival, denn ohne Enjoy Jazz hätte ich von zwei der drei Genannten noch nie etwas gehört (Keren Ann hat mir Inspektor Banks „empfohlen“).

Beim Musik hören fiel mir dann wieder ein, warum ich diese Blog-Idee irgendwann mal so überaus ansprechend fand, oder überhaupt die Idee des Schreiben und dann fiel mir Frau Einhorns Sichtbarkeits-Thema wieder ein (das ich jetzt leider nicht verlinken kann, weil es nicht mehr da ist, aber hier geht es zu Frau Einhorn) und dann fiel mir ein anderes Buch ein, in dem es auch ums gesehen werden ging, zumindest am Anfang, den Rest habe ich noch nicht gelesen, ich weiß auch gar nicht, um was es eigentlich geht, der Sichtbarkeitsabsatz allein gab den Ausschlag, auch dieses Buch zu kaufen*.

Außerdem kann man nie genug Bücher haben und wo ich gerade dabei bin, Matthew Quick, Schildkrötenwege, das habe ich heute auch gelesen und Hurra, endlich mal wieder ein lesenswertes Buch, ich bin versucht, unsere (gehäkelte) Schildkröte (erneuter Dank an Herrn F.!), die bisher noch keinen Namen hatte, nun Quick zu nennen.
Im Buch, also dem von Matthew Quick geht es ums normal-sein beziehungsweise eben nicht normal-sein, beziehungsweise um die Frage, was denn nun eigentlich normal sei und warum „die Masse“ oftmals völlig bekloppte Dinge gut findet und derjenige, der diese Beklopptheiten nicht mitmachen will, dann komischerweise der Bekloppte ist. Das ist jetzt auch alles nichts Neues, aber er hat das ganz wunderbar geschrieben.

Da musste ich dann auch schon wieder an Frau Einhorn denken, denn Frau Einhorn sammelt manchmal Menschen um sich herum und einer dieser Menschen war ich und in Schildkrötenwege heißt es sinngemäß, dass es so unfassbar viele Menschen auf der Welt gibt und man nur einen Bruchteil dieser Menschen kennt und wenn die nun alle ganz anders sind, als man selbst, dann könnte man meinen, niemand ist wie man selbst, aber vielleicht hat man auch nur noch nicht die „passenden“ Menschen unter all diesen vielen gefunden.
Jedenfalls, als ich einer dieser Menschen bei Frau Einhorn war, da waren alle anderen auch irgendwie anders und gar nicht unbedingt wie ich, und doch war ist irgendwo darunter dieses Gefühl, auf eine Art Zuhause zu sein, die anderswo so nicht möglich ist. Dort ganz leicht ein ganz bestimmtes Ich sein zu können.
(Erneuten Dank an Frau Einhorn! Und alle „Beteiligten“)

Jetzt aber wieder zurück zum Sichtbarkeitsbuch, es heißt Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren, geschrieben hat es Ali Benjamin und die Stelle, die ich meine, geht so:

„In den ersten drei Wochen der siebten Klasse habe ich vor allem eins gelernt: Ein Mensch kann unsichtbar werden, indem er einfach schweigt.
Ich hatte immer angenommen, dass jemand wahrgenommen wird, weil die Menschen ihn mit ihren Augen sehen. Aber als wir mit der Schule unseren Herbstausflug ins Aquarium machten, war ich, Suzy M. Swanson, völlig unsichtbar. Gesehen zu werden, hat nämlich mehr mit den Ohren als mit den Augen zu tun.“

Auf bald.

 

* Außerdem ist es vom Hanser Verlag und ganz oft mag ich Bücher vom Hanser Verlag.

in der fremde


(heute alles klein)
(weil mir danach ist)
(vermutlich halte ich das eh nicht durch)

die fremde ist gar keine fremde, eigentlich. aber ich bin nun mal nicht zu Hause (oha. schon passiert).
wohlmeinende menschen um mich herum, die b verstehen, wenn ich a sage. wohlmeinende menschen haben immer so viel mehr energie als ich, überhaupt haben eigentlich alle mehr energie als ich, vor allem bei über dreißig grad.
nein, nein, ich meine a, sage ich.
ja, sicher, habe ich verstanden, b, du meinst b, sagt der wohlmeinende mensch.
eher früher als später gebe ich auf.
mir doch egal
(nein)

in der fremde auf mich selbst zuürckgeworfen. kann nicht rausgehen, will nicht rausgehen, viel zu warm. mitgenommene bücher erweisen sich als nicht lesbar. selbst wenn sie lesbar wären, am ende hängt m dann doch wieder an meinem bein. so kann ich nicht lesen. so kann ich nicht denken, so kann ich eigentlich überhaupt nichts.

außer die lego-kiste sortieren. m mag das auch, zumindest, wenn ich ein event draus mache. diese event-sache. das ist das schlimmste. ein großer spaß, aber nur, wenn es nicht sein muss. wenn es sein muss, dann nicht.
(bin ich gut drin)
(aber ich kann ja auch smalltalk)
(wenn es sein muss)
(und dann brauche ich einen wald)
(zur genesung)
lego-kiste sortieren: gelb zu gelb, rot zu rot, räder zu rädern, dach zu dächern, fenster zu fenstern.
kann ich, kann ich gut.
ui, ein kopf! der passt zum legomännchen-oberkörper. eine halbe stunde später finden sich auch die beine.
nachdem die hälfte der kiste sortiert ist, merke ich, wie das zu einer sache wird, die ich zu ende bringen will. tue ich dann erst mal doch nicht, aber wer weiß, morgen ist auch noch ein tag. in der fremde.
[an früher denken, früher hatte ich auch eine lego-kiste, meine lego-kiste hatte ein dutzend fächer, meine lego-kiste war immer sortiert.
außer der s. kam zu besuch. ich mochte den s. nicht sonderlich.]

später dann sind wir auf dem fest. essen etwas. leute kommen, reden. ich setze mein smalltalkgesicht auf und finde fast alles fürchterlich anstrengend. gehe mit m den bach entlang, werfe steine hinein.
dann wieder zurück aufs fest. ich muss da bleiben.
(nein, muss ich nicht. aber – egal)

dann gehe ich auch. gehe durch den wald und mache einen umweg und hätte gern etwas zu trinken dabei, aber sonst ist alles gut. abgesehen von der temperatur. im wald sehe ich einen hasen.
was ich mag: hasen, die auf wegen davonhoppeln.
dann sieht mich ein reh. das reh hüpft davon, ich sehe ihm nach.
ich lege mich auf die weiße bank, sehe in den waldhimmel. könnte ewig so liegen, hätte ich etwas zu trinken dabei.
gehe weiter.
denke gerade, dass ich es nicht verstehe, warum leute angst davor haben, allein im wald unterwegs zu sein, als es links von mir raschelt und röchelt. upsi, denke ich und: hoffentlich keine wildsau. eine wildsau so ziemlich der einzige grund, warum ich angst vor dem wald haben könnte.
war dann aber keine, war irgendein wieseltier, das geräusche machte, als hätte es gegen eine flasche wasser und eine eistonne auch nichts einzuwenden. sprang nichtsdestotrotz äußerst behände einen baum hinauf.

ich klopfe ans lego-kisten-haus. werde eingelassen.

einfach mal

Einfach mal … jemanden anlächeln, steht auf der Postkarte, die im Biomarkt hinter dem durchsichtigen Kassenschalter lehnt. Es funktioniert, ich lächle sofort die Kassiererin an. Die allerdings interessiert das gerade wenig. Komisch, ist doch ein Biomarkt.
Hübsche Postkarte, will ich sagen und das zählte dann vielleicht sogar als Einfach mal … jemandem etwas Nettes sagen, was auf der zweiten Postkarte hinter dem Kassenschalter steht, aber irgendwie sage ich es dann doch nicht. Und auch die Frage, wo man diese Postkarten herbekommt, bleibt ungefragt, beantwortet sich aber wenig später von selbst, als nämlich im öffentlichen Bücherregal unzählige davon herumliegen.

Neben dem Bücherregal steht die Smalltalk-(Sitz)-Bank und da fällt es mir wieder ein, der Artikel in der Zeitung, feierliche Eröffnung dieser Bank, man möge doch einfach mal wieder mit jemandem reden, ob man den nun kennt oder nicht und jetzt gebe es genau dafür diese Bank, da setzt man sich hin und dann kommt jemand und tada, mit dem redet man (und alle haben sich lieb).

Auf der Bank sitzt keiner. Liegt vielleicht daran, dass die Bank in der Sonne steht und es neuerdings in der Sonne ziemlich heiß ist.
Ich setze mich ebenfalls nicht auf die Bank. Eine Smalltalk-Bank, nein, das ist nichts für mich, noch nicht mal im Schatten. Wenn ich auf einer Bank sitze, dann will ich gern in Ruhe gelassen werden. Meistens auch, wenn ich nicht auf einer Bank sitze.

Komischerweise bin ich trotzdem latent neidisch auf Leute wie T., die sich in den Zug setzen und zwei Minuten später die interessantesten Gespräche mit irgendwelchen fremden Leuten anfangen. Oder angefangen werden. Also wirklich interessante Gespräche, nicht nur dieses „herrje, diese Hitze“-Zeug. Frau Nessy nennt dieses Phänomen ihr Ansprechgesicht.
Das will ich auch, denke ich, aber dann sitze ich im Zug und im Zug habe ich natürlich immer ein Buch dabei (mindestens eins) und das will ich auch gern lesen oder wenn nicht, dann will ich einfach mal aus dem Fenster schauen, im Zug habe ich eine erstaunliche Ausdauer dafür, zu Hause klappt das dagegen überhaupt nicht. Im Zug aber könnte ich ziemlich lange einfach mal aus dem Fenster schauen und sehr glücklich dabei sein (vorausgesetzt die Klimaanlage funktioniert).

Kürzlich waren wir im Urlaub, am Weissensee, wir gehen da nun schon ziemlich lange hin und schon, als wir das zweite Mal dort waren, haben wir festgestellt, dass es anderen Leuten ganz ähnlich geht, dass die auch immer wieder dorthin zurückkommen, um Urlaub zu machen. Es ist aber auch einfach zu schön.
Dieses Mal war erstaunlicherweise keiner da, den wir schon mal gesehen hatten, viele andere hatten sich schon mal gesehen, aber es waren auch Leute da, die sich noch nie gesehen hatten, was man ihnen aber kaum anmerkte, denn bei jedem Abschied, denn für irgendeinen ist der Urlaub dann doch immer wieder zu Ende, gab es ausufernde Abschiedsszenen inklusive Adressentausch und der Vereinbarung auf ein Wiedersehen, im nächsten Jahr, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort.

Als wir nach Hause fuhren, interessierte das keinen.

Dabei hatten wir doch dieses Mal ein Kind dabei, und, so heißt es doch immer, wenn du ein Kind dabei hast (noch dazu so eins wie m), lernst du auf jeden Fall Leute kennen, so ist das einfach (ein Hund ginge auch, heißt es).

Nun ist es so, dass m und ich auch schon eine Weile ins Eltern-Kind-Turnen gehen. Im Eltern-Kind-Turnen ist es so, dass sich alle Mamas (ja, Mamas, der jeweilige Quotenpapa ist normalerweise außen vor) miteinander unterhalten, nur ich rede kein Wort. Also kaum eins. Auch nach einem Jahr nicht.
Was jetzt kein Jammern sein soll, das macht nichts und wenn ich will, dann kann ich das auch ganz gut, dieses Unterhalten, es ist auch nicht so, dass mich überhaupt niemals nie jemand anspricht, aber wenn, gebe ich kurze Antworten oder renne schnell in die andere Ecke, auf der m gerade auf einer Bank herumbalanciert von einer Bank herunterfällt.

Jetzt weiß ich mal wieder nicht, was ich eigentlich schreiben wollte.
Ach ja, die Postkarte, jemanden anlächeln und so.
Ich habe gleich eine Handvoll von diesen Postkarten mitgenommen, denn jemandem schreiben, das kann ich ganz gut oder zumindest besser als mit jemandem reden und auch wenn die Postkarten nun schon eine Weile ungeschrieben hier herumliegen, bin ich doch ganz zuversichtlich, dass sie irgendwann mit den richtigen Worten beim richtigen Mensch ankommen.

 


Falls jemand wissen will, wie sie aussehen, die Postkarten: *klick*
Da geht es zwar um Plakate, aber das ist quasi das Gleiche in groß.

Was machen wir heute?

Heute morgen habe ich damit angefangen, Bachmannpreistexte nachzuhören. Und zwar mit Bov Bjergs Text SERPENTINEN.

Gerade habe ich den Text auch noch mal nachgelesen, um die Stelle zu finden, die ich gleich zitieren will. Beim Nachlesen habe ich dann aber zuallererst festgestellt, dass es (natürlich) etwas ganz anderes ist, einen Text vorgelesen zu bekommen und dann auch noch vom Autor. Das sollte ich eigentlich wissen, spätestens seit Saša Stanišić. Vor dem Fest habe ich ungefähr drei Mal angefangen zu lesen, drei Mal resigniert, dann hörte ich Saša Stanišić live lesen und sollten Sie Saša Stanišić jemals live lesen gehört haben, verstehen Sie, warum ich danach ein viertes Mal zu Vor dem Fest griff. Und siehe da, mit seiner Stimme im Ohr hatte ich den Roman an wenigen Abenden gelesen. Mit Genuss, übrigens.

Aber zurück zu Bov Bjerg. Bov Bjerg, weil gefühlt sämtliche BloggerInnen, die ich lese, von seinem Auerhaus schwärmten; Auerhaus, auch das habe ich gelesen, dazu reichte ein einziger Versuch, es las sich ganz geschwind und abgesehen davon, dass ich mit dem Ende nicht einverstanden war (warum, weiß ich heute allerdings nicht mehr), fand ich nichts daran auszusetzen. Die Begeisterung der besagten BloggerInnen konnte ich allerdings auch nicht nachvollziehen.

In der ersten Vorleseminute war ich kurz davor, wegzuklicken, hatte allerdings gerade keine Hand frei und manchmal ist es ganz gut, keine Hand frei zu haben, den Rest der Zeit war ich nämlich doch sehr angetan und als ich das morgendliche Yoga beendete, zum MMM und zu m hinunterging, hatte ich sogleich die passende Antwort für die Frage des MMMs nach meiner (Gefühls)Lage.
Das Präteritum, das Präsens und das Futur lastet auf mir, sagte ich.
Das war dann selbst für meine Verhältnisse eine merkwürdige Antwort, der MMM sah dementsprechend fragend drein.

Das Präteritum, das Präsens und das Futur – das war diese eine Stelle, die sich sofort bei mir festgesetzt hatte, spätestens mit diesem Vergleich hätte mich Bjerg für seinen Text begeistert, allein es war nicht mehr nötig, ich mochte ihn ja sowieso schon, den Text. Also was heißt mögen, kann man Texte mögen, er war bei mir angekommen, der Text.

Und jetzt hätte ich fast das Zitieren vergessen*, Bov Bjerg, SERPENTINEN:

Und dann kamen die Erdzeitalter und legten sich auf mich. Das Präteritum, das Präsens, das Futur. Diese Versteinerung da, im Präteritum, schau mal, das bin ich.

 


* Den Titel dieses Textes habe ich übrigens ebenfalls aus SERPENTINEN zitiert geklaut.

Individualisierung, Exotische Früchte, Waffeln.

Seit Tagen Wochen schon will ich etwas schreiben. Also hier, im Blog. Heute habe ich dann immerhin an Sam herumgeschrieben. Die unendliche Geschichte (also meine, beziehungsweise die von Sam). Und da sagt der Herr Fitte, man müsse Gedanken zu Ende denken (nun ja, so ähnlich sagt er das). Und ich, die ich immer weniger verstehe, was ich da eigentlich schreibe. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, ob überhaupt. Wo das alles hinführen soll, ob überhaupt.
Trotzdem fühlte es sich überraschend richtig an. Das Schreiben. Vorhin. Aber das ist auch nicht immer von Dauer, dieses Gefühl.

Zwischendurch aber etwas ganz Profanes, heute nämlich waren wir bei der Obst- und Gemüsehändlerin, alles dauerte ein bisschen länger, denn die Obst- und Gemüsehändlerin war gerade am Telefon und orderte Käsenachschub.
Sagen Sie, hatten Sie nicht auch schon mal Kochkäse?, fragte ich, als sie auflegte.
Gut, dass Sie fragen, sagte sie, da muss ich gleich noch mal anrufen. Und tat es.
(Kochkäse gibt es am Montag wieder.)
m sah derweil die Erdbeeren und wollte Erdbeeren, ich wollte ebenfalls Erdbeeren, wir kauften also (unter anderem) Erdbeeren. Wir wollten gerade gehen, da sah m die Steige mit den Johannis-, Heidel-, Him- und Brombeeren.
Und m wollte Johannisbeeren. Ich wollte keine Johannisbeeren, aber nun. Nehmen wir die auch noch mit. Den Kassenzettel nehmen wir auch mit, aus Gründen und er erweist sich noch dazu als recht vergnüglich, die Johannisbeeren tauchen da nämlich als Exotische Früchte auf.

Aber wieder zurück zum Schreiben. Frau Einhorn schreibt jetzt auch wieder, zwar unter anderem darüber, dass sie nicht schreibt, aber das gildet auch. Wie so oft, wenn Frau Einhorn etwas schreibt, führt es dazu, dass ich ebenfalls etwas schreiben will, dann aber verheddern sich meine Gedanken und alles ist schneller wieder gelöscht, als es geschrieben wurde.
Nichtsdestotrotz denke ich unter anderem wegen Frau Einhorn darüber nach, was das mit dem Schreiben eigentlich soll, ob ich tatsächlich nur für mich schreibe oder ob ich mir da etwas vormache, denn schriebe ich nur für mich, warum gebe ich es dann anderen zu lesen.

Damit die mir sagen, wie großartig das ist, natürlich.

Und – und deshalb kann ich das mit dem Schreiben sei Individualisierung (was ebenfalls der Herr Fitte sagte und/oder zitierte) nicht recht nachvollziehen, ist, oder war es für mich doch auch der Versuch, überhaupt etwas zu sagen, überhaupt irgendwie gehört, beziehungsweise gelesen zu werden und das widerspricht ja nun wieder dem, dass ich nur für mich schreibe, aber vielleicht meine ich damit auch einfach nur etwas anderes, dass ich nämlich noch nie irgendwelche Leserinnen im Sinn hatte, wenn ich etwas schreibe, ich verstehe auch nicht, wie das gehen kann, etwas für jemanden schreiben, ich schreibe einfach, was da ist und fürchte, das könnte der Grund sein, warum ich nicht schreiben, weil da nämlich nichts ist.
Frau Einhorn jedenfalls schreibt von einem Raum, in dem nichts, was sie sagte, gehört wurde und ganz spontan dachte ich, das kenne ich doch, dann aber fragte ich mich, ist das wirklich so und ich glaube, so ist es nicht, noch nie habe ich etwas in den Wind geschrien und wenn man nichts sagt, wer soll das dann hören (doch, ja, manche Leute können das, aber die sind noch seltener als diejenigen, die hören, was man sagt).
Wenn ich es schon nicht sage, schreibe ich es wenigstens auf und mache mich damit ein klein wenig sichtbarer. Dachte ich mal. Aber was soll ich schreiben, da ist nichts. Vielleicht klappt es deshalb nicht, die unendliche Geschichte aufzuschreiben, weil da nichts ist und wie soll man das in Worte fassen.
Das fühlt sich oft schlimm an, dieser Gedanke. Jetzt nicht, jetzt fühlt er sich mehr wie „nun, so ist es eben“ an, aber jetzt gerade schreibe ich ja auch, da ist alles viel leichter zu ertragen.

Nun aber wieder zurück zum Essen*. Heute morgen hatte ich nämlich Lust auf Waffeln, also gab es Waffeln. Mit Waffeln ist es ja so, spätestens nach drei Waffeln will man nie wieder etwas essen, zumindest keine Waffeln, allerhöchstens noch Leberwurstbrote.
Daher war noch Teig übrig, denn kalte Waffeln schmecken noch weniger als Bananen und der MMM sollte heute Abend auch seine frischen Waffeln bekommen. Doch dann, als der heutige Abend gekommen war und ich den Stecker des Waffeleisens in die Steckdose steckte, machte es Plopp! Was kein gutes Geräusch ist, wenn man Stecker in Steckdosen steckt, ich kenne es noch von den kaputten Steckdosen in D., hier immerhin ging das Licht noch, die Sicherung war also noch drin, nur roch es auch schon so verschmort, es qualmte aus dem Stecker und nun ja, eventuell ist es nur der Stecker und das Waffeleisen könnte man noch verwenden, aber das Waffeleisen ist älter als ich und so jung bin ich jetzt auch nicht mehr, es ist also vielleicht doch an der Zeit, dass wir uns ein neues Waffeleisen zulegen.
Neue Waffeleisen sind blöd, an denen hängen überhaupt keine Erinnerungen.
Aber nun, egal, zumindest fürs erste, die wichtige Frage jetzt erst mal, was machen wir mit dem Waffelteig? Man kann ja wohl keinen Waffelteig wegwerfen, man kann Waffelteig natürlich roh essen, aber das ist so ähnlich wie mit fertigen Waffeln, nach drei Löffeln will man nie wieder etwas essen, allerhöchstens Leberwurstbrote. Man könnte bei H. oder G. klingen, eine von beiden, wenn nicht gar beide werden doch wohl ein Waffeleisen haben, aber wegen drei Waffeln und dann muss man das Waffeleisen wieder sauber machen**.
Falls Sie schon immer mal wissen wollten, ob man Waffeln auch in der Pfanne backen kann: ja, das geht. Gut sogar. Sieht nicht ganz so hübsch aus, schmeckt aber.

Und jetzt noch mal zurück zum Schreiben? Nein, lieber nicht.

 


* Macht man nicht, solch völlig zusammenhanglosen Themenwechsel, nicht wahr? Ist mir aber gerade völlig egal. Außerdem schreibe ich ja sowieso nur für mich.
*hier bitte Augen verdrehen*

** Wenigstens der Punkt fällt weg, sollten wir das Waffeleisen entsorgen – wir müssen es immerhin nicht sauber machen.

Leben, sterben.

Kürzlich mit T. über das Leben gesprochen. T. findet das Leben nicht anstrengend. Also doch, schon, aber anders. Ich finde das Leben grundsätzlich anstrengend. Und dabei habe ich noch nicht mal ein anstrengendes Leben.
Morgens aufstehen ist anstrengend. Zu entscheiden, was nach dem Aufstehen zu tun ist, ist anstrengend. Sich nicht zu entscheiden, noch viel anstrengender.
T. gefragt, wie sie das denn mache, sich für eine der Optionen zu entscheiden, also beispielsweise einkaufen, aufräumen, mit den Kindern im Garten herumtoben – wo anfangen, mit was? Ich kann schlimmstenfalls mit der Überlegung, was zu tun ist, eine ganze Stunde verbringen. T. sagt, sie tut es eben einfach. Aber was? Und warum?
Ich tue auch irgendwas, irgendwann. Abends habe ich meist dennoch das Gefühl, nichts getan haben, also nichts, was dieser ganzen Anstrengung ihre Berechtigung geben würde.
Sie würde ganz oft denken, wie schön das Leben ist. Sagt T. Ja. Durchaus. Jetzt kann ich hier sitzen und denken und fühlen, wie schön das ist, hier sitzen können, atmen, nichts tut mir weh, na ja, der Problemzahn vielleicht ein bisschen, aber egal, keine „wirklichen“ Sorgen und ja, Nachbars Baum ist so schön grün und der Himmel so blau und die Vögel und alles.

Komischerweise oder vielleicht hat das eine auch mit dem anderen zu tun, denn wenn nichts einen Sinn hat, dann ist es egal und wenn es egal ist, ist die Entscheidung, ob die Wandfarbe nun creme- oder doch eher eierschalenweiß sein soll, auch egal und somit schnell entschieden, schneller als bei T., die selbst nach der Entscheidung noch eine Weile darüber nachdenkt, ob eierschalenweiß nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.

*

Passend zum Thema Leben schon wieder auf einer Beerdigung gewesen. m mit einem Keks bestochen, so dass ich dieses Mal sogar etwas von der Andacht(? Oder wie sagt man da?) mitbekommen habe. Schwierig, die richtigen Worte zu finden, schwierig, überhaupt Worte zu finden. Das meistgefundene Wort in diesem Fall dankbar – man solle doch dankbar sein, für die Zeit, die man mit dem Verstorbenen hatte, man solle dankbar sein für all das, was man mit ihm erlebt habe, es wäre doch eine gute Zeit gewesen.
Dankbar, [zensiert zensiert zensiert].
Das ist nun wirklich nicht das, was ich in einem solchen Moment hören wollen würde. Wenn einer fort ist und fehlt, fehlt so sehr, dann will ich nicht gesagt bekommen, ich solle dankbar sein.

Nun denn.

Wieder einmal bemerkt, dass es bei Beerdigungen keine Kinder gibt. Vielleicht liegt es am Alter der Beerdigten, vielleicht auch daran, dass man die Kinder mit Keksen bestechen muss, um selbst tatsächlich dabei sein zu können, also etwas mitzubekommen. m wäre ja auch nicht dabei gewesen, hätte sich die Gelegenheit ergeben, sie anderswo unterzubringen. Gesucht habe ich sie aber nicht, die Gelegenheit.
Wäre ja auch zu anstrengend gewesen (jetzt bitte Augen verdrehen).

*

Und nun hinaus in diesen sonnigen Samstag, der Nachbar hat längst seine Arbeitshosen an, der Nachbar macht nicht den Eindruck, als müsse er je darüber nachdenken, was als nächstes zu tun ist, ob er das wirklich tun will und warum er das überhaupt tun sollte, aber nun ja, der Nachbar schlägt sich sicherlich auch mit irgendeinem Problem herum und denkt sich vielleicht, mei, die Nachbarin hat es gut, die kann da an ihrem Rechner sitzen und weißGottWasTun oder eben auch nicht.

Still.

Vermisst du es nicht?, wurde ich kürzlich gefragt. Das Wandern war gemeint, wandern wie: einen Rucksack packen, losgehen, Tage später irgendwo ankommen.
Wie so oft habe ich viel zu schnell irgendetwas geantwortet, ich weiß schon gar nicht mehr was.

Heute war ich allein unterwegs, ohne Rucksack zwar und es hat auch nur anderthalb Stunden gedauert, bis ich wieder zu Hause ankam, aber ich dachte an diese Frage, immer wieder.

Oh ja!, hätte ich antworten müssen.

Oh ja, ich vermisse es. Vermisse es, allein unterwegs zu sein. Einen Weg vor mir zu haben, keinen bestimmten, irgendeinen. Ihn zu gehen, herausfinden, was hinter der Kurve kommt, hinter dem Hügel, nach dem Wald. Die Stille bemerken und einfach nur gehen. Durch den Wind, über die Straße, durch den Wald, am Weizenfeld entlang, wieder durch den Wind, am Gerstenfeld entlang, zum Hochsitz hinunter, an den Pappeln Halt machen, sitzen, lauschen. Irgendwann aufstehen und weiter gehen, am Waldrand entlang, den nächsten Waldrand entlang, wieder durch den Wind, über die Straße, zurück ins Dorf.
Die Wege danach aussuchen, dass keiner oder zumindest kaum einer dort unterwegs ist.

Ich muss das öfter machen, denke ich und weiß doch, ich werde es so schnell nicht wieder tun.

Grün, grün, grün.

Heute im Wald gewesen. Es ist unfassbar, wie schlecht ich darin bin, Dinge zu tun, die mir gut tun. Heute hat es gerade so zu einer halben Waldstunde gereicht und in der hatte ich noch dazu ein latent schlechtes Gewissen.
(Nein, das macht keinen Sinn.)

Kürzlich irgendwo gelesen, dass es neuerdings auch Waldbademeisterinnen gibt. Könnte man meinen, das wäre endlich einmal ein Job auf der will-ich-werden-Liste, aber weit gefehlt, allein die nie-im-Leben-Liste wird länger und länger. Ich mag das gar nicht so genau begründen, aber Waldbademeisterinnen, das ist irgendwie so, als müsse ich jemandem beibringen, Gummibärchen toll zu finden.

In der halben Waldstunde wieder einmal bemerkt, dass sich jeder Wald anders anfühlt. Heute: Eschenwald. Eschen! So schön.
Und der Waldmeister blüht auch schon. Waldmeister! Hach.

Außerdem, und das eine hat jetzt nichts mit dem anderen zu tun: Falls Sie die Kommentare suchen, die machen ein klein wenig Urlaub sind vor der DSGVO geflüchtet.

Wartezimmerorakel.

Beim Zahnarzt. Ja, schon wieder. Das heutige Orakel des Wartezimmerzeitschriftenregals weiß nicht so recht und hat gleich drei Vorhersagen für mich:

Im Rausch der Farbe
Das doppelte Ende
Das erfüllte Leben

Bevor ich mich für eine der drei entscheiden kann, werde ich auch schon aufgerufen. Stellt sich heraus, das Orakel hatte insofern recht, dass ich mich ja auch nicht entscheiden kann, wo es jetzt eigentlich genau weh tut. Vielleicht auch, weil es in dem Moment überhaupt nicht mehr weh tut.

Tja.

Frau Doktor würde von einer sofortigen Wurzelbehandlung abraten. Ich fürchte ja, nicht drumherum zu kommen, weil, wenn es denn weh tut, fühlt es sich ganz genau so an, wie es sich vor all den anderen Wurzelbehandlungen auch angefühlt hat.
Aber nun ja, wer besteht schon auf einer Wurzelbehandlung? Ich sicher nicht. Zumal überhaupt nicht klar ist, welcher Zahn nun eigentlich für den Ärger verantwortlich ist.

Vermutlich sind es gar nicht drei Vorhersagen, es ist eine einzige: (be)rauschendes Schmerzmittel, dann doch das dicke Ende und schließlich, endlich: erfülltes Leben, alles wieder gut.

*seufz*

Shake this world off my shoulders*

Durchs Wohnzimmer tanzen. Hüpfen, schreien, springen, singen. Jede Gelegenheit sollte ich nutzen, in denen das Haus und ich alleine sind. Oder mir endlich vernünftige Kopfhörer besorgen. Oder beides.

Komisch, wenn man nach langen Jahren mit einem Lied endlich doch mal genauer hinhört, sich wundert, was singt der da eigentlich, feststellen, es passt überhaupt nicht zu dem, von dem man dachte, er singe es.

Dann das andere Lied – das einzige, bei dem ich verlässlich eine Gänsehaut bekomme, jedes Mal.
Und immer, wenn ich es höre, denke ich an die Frage, nach dem Lieblingslied, eine Frage, die ich unmöglich beantworten kann, schließlich kommt es darauf an. Nach dem, was mir gerade ist.

Nicht mehr daran glauben, dass ich mich ans Hüpfen, Springen, Schreien erinnern sollte, wenn gerade gar nichts mehr geht.

*

Heute bei zwei Pferden halt gemacht. Ein Pippi-Langstrumpf-Pferd und ein ganz dunkles. Selten, dass Pferde so kommunikativ aufgelegt sind. Meistens sind sie ja lieber am anderen Ende der Koppel, fressend. Diese nicht.

Endlich mal wieder die Pferde-Sache angehen.

*

 


* Dancing in the Dark, Bruce Springsteen