Reichen Sie eine Hand.

Frau Novemberregen hat mal wieder einen dieser Texte geschrieben. Ich lese ihn und will andauernd zustimmend nicken.
Dieses Mal geht es um „wir“ und „die.“ Am „die“ hatte ich mich ja auch schon mal versucht, am praktischen Hand reichen scheitert es immer noch, und das, wo mir immer wieder auf’s Neue ganz übel wird, wenn wieder einer mit „die“ ankommt und leider, das schreibt auch fraukausm in den Kommentaren zu Frau Novemberregens Text, wird man neuerdings des öfteren mit solcherlei „die“s konfrontiert.
Da muss man doch irgendwas tun, mehr tun, aber was, ich fange mal damit an, Frau Novemberregens Text zu verlinken.

 

WmdedgT?

WmdedgT* fragt Frau Brüllen mal wieder. Ich wollte die Frage schon mehrmals beantworten, aber dann kam der Fünfte des Monats und ich vergaß WmdedgT, weil so viele spannende Dinge passierten oder es kam der Fünfte des Monats und ich wollte lieber doch nicht antworten, aus Furcht, es kämen nur Belanglosigkeiten zusammen.
Aber heute – heute werde ich es tun.

Erstaunlicherweise stand am frühen Morgen (na ja, so kurz nach acht Uhr) schon der Kater vor der Tür. Normalerweise steht der Kater mehr so am späten Nachmittag vor der Tür, aber gestern Abend hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass die Tür schon kurz nach elf verschlossen bleiben würde. Der arme Kater hatte also kein Nachtmahl bekommen und hörte sich sehr, sehr hungrig an.
Nun ja.
So hört er sich eigentlich immer an. Wir lernen das vielleicht irgendwann noch. Schreit und raunzt, als hätte er seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen, aber dann verschmäht er erst das Katzenfutter, dann den auszuleckenden Sahnebecher, dann alles andere.
Irgendwann hörte er auf zu schreien und ließ sich auf dem Sofa nieder, dummerweise wenige Minuten vor dem Zeitpunkt, an dem ich das Haus verlassen wollte.

Ich warf den Kater raus, radelte zur Ärztin, wurde im Wartezimmer von der Inspiration heimgesucht, ließ mir von der Ärztin lustige Bilder zeigen und beschloss anschließend, am öffentlichen Bücherregal vorbeizufahren.
Praktischerweise war um das Bücherregal herum gerade Wochenmarkt. Das war deshalb praktisch, weil ich sowieso noch Grillzutaten zu besorgen hatte. Woraus dann aber doch nichts wurde, denn es gab zwar mindestens sieben Gemüsestände, aber keiner davon hatte Maiskolben zu bieten. Es gab außerdem ganz genau zwei Fleischstände, einer davon hatte nur Pute (mögen wir nicht), beim anderen war sämtliche Ware vakuumiert (mögen wir auch nicht).
Immerhin wurde ich am Bücherregal fündig.

Wieder aufs Rad, Maiskolben besorgen, nach Hause radeln, dabei Sommer, Sonne und Pferdeduft genießen.

Zu Hause habe ich dann viele, nicht mehr ganz nachvollziehbare Dinge getan. Etwas gegessen. Zeit im Internet vertrödelt. Die Inspiration aus der Arztpraxis verarbeitet. Noch mehr Zeit im Internet vertrödelt.
Den Rucksack ausgeräumt, den Rucksack wieder eingeräumt und erneut losgeradelt, dieses Mal in die andere Richtung. Gehofft, dass beim Metzger noch nicht die Sommerferien angefangen haben. Glück gehabt, Steaks bekommen.

Wieder zu Hause musste ich mich erst einmal ganz dringend ausruhen, mit Bov Bjergs Auerhaus auf dem Sofa. Nachdem ich schon so viele begeisterte Rezension gelesen hatte, habe ich beim letzten Buchladenbesuch ebenfalls zugegriffen.
Fazit bisher (ich bin ungefähr bei der Hälfte angekommen): Hm.
Ja, es liest sich gut weg, aber die überschwängliche Begeisterung kann ich (noch?) nicht nachvollziehen.

Den späteren Nachmittag habe ich mit weiteren nicht mehr ganz nachvollziehbaren Dingen verbracht, dann kam der MMM nach Hause und warf den Grill an. Irgendwann dazwischen tauchte auch der Kater wieder auf und schrie jämmerlich nach irgendetwas, aber ich fiel nicht mehr darauf herein.

Und schließlich endete der Abend mit Fußball und damit, den MMM mit Sergio Ramos zu ärgern.

 

* Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Angst haben II

Es war einmal 2014 und ein Jahresmotto. An diesem hat sich im Grunde nichts geändert, für 2015 kam allerdings noch ein Aufkleber der Erinnerungsguerilla hinzu.
„Zentrale Handlung der Guerilla ist das Verkleben von Fragen, die an Grundsätzliches erinnern und in den Zustand eines aktiven und offenen Mit-Denkens versetzen sollen.“
(aus deren Webseite)
In meinem Fall lautet die Frage: „Bist du bereit?“

Nun wird sich mein Leben Ende des Jahres ganz entschieden ändern, und seit ich das weiß, kann ich es immer wieder nicht fassen, ausgerechnet diesen Aufkleber, ausgerechnet dieses Jahr auf meinen Kalender geklebt zu haben.
Nee, denke ich, wenn mein Blick darauf fällt. Bin ich nicht.
Aber für ein Nein ist es zu spät und außerdem habe ich ja eben erst in den Fragmenten einen Satz zitiert, dessen Fazit so etwas wie „Es geht immer mehr als man denkt“ ist.

Ich werde schon bereit sein, wenn es soweit ist. Es wird sowieso alles anders kommen, es nützt nichts, irgendwelche Dinge zu befürchten, ich sollte mich besser an die Momente erinnern, die auch im Rückblick noch für ein Lächeln, ein wohliges Gefühl sorgen, eben weil viel mehr ging, als ich dachte.

Ich weiß das. Weiß, dass alles gut werden wird, ganz bestimmt im Sinn von „es ist, wie es ist“, vielleicht aber auch ganz anders. Besser.

Und doch. Ich sehe die Frage, denke mein Nein und wache aus Träumen auf, in denen ich keine Luft mehr bekomme, wenn auch nur im übertragenen Sinn.

Irgendwann werde ich darüber lachen.
Mal sehen, in welchem Jahr ich dann angekommen bin und was auf meinem Kalender kleben wird.

Die Faulheit der Beutelbären.

Herr Buddenbohm hat einen Artikel aus der Brand Eins verlinkt: „Mehr Faulheit wagen!“ Mit dem Koala als Sinnbild. Faulheit – eine verloren gehende (gegangene?) Eigenschaft unserer Leistungsgesellschaft.
Koalas, so schreibt Wolf Lotter, Autor dieses Artikels, fliehen noch nicht mal vor Buschbränden. Überleben aber dennoch, da sie von Rangern aus dem Gefahrengebiet geholt werden.

Ein Aspekt, der mir in diesem Artikel ein wenig zu kurz kommt, eigentlich nur indirekt erwähnt wird, ist die Schwierigkeit, mit der das Faulsein einherkommt. Indirekt wird diese Schwierigkeit erwähnt, weil „Tun“ das von außen Erwünschte, das Angesehene ist – Faulheit dagegen etwas, das es auszumerzen gilt.
Das eigentlich Schwierige am Faulsein ist das aber nicht, nicht für mich und Faulsein ist eins der Gebiete, auf denen ich mich ganz gut auskenne.
Eine Katze in der Sonne (die ebenfalls im Artikel erwähnt wird), der Koala im Baum – vermutlich sind sie Meister der yogischen Gelassenheit (oder wie auch immer man das nennen mag). Wenn ich mich in die Sonne lege, fällt mir auf, dass man ich den Holunder zurückschneiden könnte. Dass ich eigentlich noch Wäsche waschen wollte. Kontoauszüge holen. Tomaten einkaufen. Und, und, und.
Es ist nicht so, dass ich dann aufspringe und das, was mir gerade eingefallen ist, spontan erledige. Meist greife ich in solchen Fällen lieber nach einem Buch. Das stellt die Gedanken ab, also meine, ich verschwinde aus meiner in eine andere Welt und je nach Qualität des Buchs komme ich in fünf Minuten oder zwei Stunden von der einen wieder in die andere zurück.
Aber einfach so in der Sonne liegen und faul sein? Nichts, aber auch gar nichts tun? Nee, das geht nicht. Viel zu anstrengend. Viel zu viele Gedanken, die die Ruhe vertreiben.

Vermutlich liegt es in dieser Schwierigkeit des Faulseins begründet, dass ich die mir innewohnende Faulheit bisher ganz gut vor der Welt verborgen halten konnte, anscheinend sogar vor der näheren Umgebung. Wie sonst lässt sich die Mail der R.s erklären.

Die R.s haben auf- beziehungsweise ausgeräumt und fragen, ob wir Interesse an diversen ausgeräumten Dingen haben. Dinge, die wir in absehbarer Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach benötigen werden.
Die R.s haben Verständnis, wenn wir diese Dinge lieber selbst kaufen wollen.

Hihi.
Bei uns (denn ja, auch der MMM lässt sich, was diesen Aspekt betrifft, ganz eindeutig den Koalas zuordnen) ist das eine sehr einfache Rechnung:
Einkaufen = Aufwand.
Einzukaufende Dinge von anderen zur Verfügung gestellt bekommen = kein Aufwand.
-> Her damit, liebe R.s, ihr erleichtert uns das Leben.

Ich würde mich jetzt in die Sonne legen und ein Buch lesen, dummerweise ist von der Sonne nichts zu sehen und Bücher sind gerade Mangelware.
Ich bin dann mal Wäsche waschen.

 

P.S. an D.:
Nein, das ist keine Koketterie. Das ist ein Problem. Für mich, immer wieder. Ich bin vermutlich viel weniger faul als ich denke, aber bei allem, wirklich fast allem habe ich mit dem Gedanken „Och nee, viel zu anstrengend“ zu kämpfen. Brombeeren pflücken, Sahne für ein Eis schlagen, all diese aufwendigen, fürchterlich anstrengenden Dinge.
Dass ich es trotzdem tue, Brombeeren pflücke, Sahne schlage, daran ist meist die Gesellschaft „schuld“, also die ganz persönliche, die zu Besuch kommt und der man ich gern ein Eis mit Brombeeren anbieten will.
Ohne Gesellschaft würden die Brombeeren wohl immer noch darauf warten, gepflückt zu werden.
Und dabei esse ich wirklich gern Brombeeren.

Vor(ver)urteil(t).

Oder: Der Wahnsinn der Welt. Der Tlönfahrer schrieb gerade anderswo darüber und vielleicht tut er es auch noch verlinkbar.
Manchmal kann ich es ja kaum glauben, was da draußen so alles passiert. Aber dann treffe ich jemanden, lese etwas, sehe etwas und stellt fest: es ist sogar noch viel schlimmer.
Alle irre, wie Frau Novemberregen gern mal sagt.

Das fängt ja schon mit dem kleinen Wahnsinn an, allein den finde ich manchmal schon unfassbar.

Die letzten Tage haben der MMM und ich hauptsächlich an und in diversen Badeseen verbracht. Wenn man Glück hat, ist man dort allein mit Enten/Fischen/Blesshühner/Libellen/etc. Meist hat man aber nicht ganz so viel Glück, andere Leute wollen ja auch an beziehungsweise in den See.
Das ist dann ein bisschen wie Fernsehen (eher RTL II als Arte). Immer wieder gern im Urlaubsfernsehen: Das Handtuchverhalten des Urlaubers. In unserem Fall die Abwandlung: Das Liegen- und Sonnenschirmverhalten des Urlaubers. Vom Prinzip her genau das Gleiche: Man stehe in aller Frühe auf, um sich eine Liege inklusive Sonnenschirm zu reservieren/an dem Platz aufzustellen, an dem sie immer(!) zu stehen hat.
Obwohl es viel mehr Liegen und Sonnenschirme als Urlauber gibt. Obwohl man den halben Tag sowieso woanders verbringt. Obwohl ausreichend Platz für alle da ist. Sogar direkt am See.
Folgerichtig das einzige Problem, das einem tendenziell den Urlaub verleidet: Man muss dummerweise so früh aufstehen. Weil man die Liege an den Platz stellen muss, an dem sie immer(!) steht. Bevor das ein anderer tut.
Hallo?

Nächster See: An dem liegt eine Horde Jugendlicher herum. Schlimm, ganz schlimm. Jugendliche sind laut, ignorant, betrinken sich und sind überhaupt das Schlimmste, das einem passieren kann, wenn man gerade seine Ruhe haben will.
Dummerweise kann ich mich von diesem Gedanken Vorurteil selbst nicht ganz freisprechen. Weswegen wir uns in größerem Abstand zur Horde niederließen. Unser nächster Nachbar: ein älterer Herr, lesend, auf einer Liege.
Zu ihm fliegt nun der Ball, mit dem Teile der männlichen Horde vor Teilen der weiblichen Horde angegeben herumgespielt haben.
Einer der Jungs macht sich auf den Weg zum älteren Herrn, den Ball zu holen. Er fragt ganz höflich (der Ball ist unter die Liege gerollt) und bekommt eine Tirade zur Antwort. Die Spielwiese sei dahinten und überhaupt, generell und sowieso, aber was rede er, „das interessiert euch ja eh nicht, das ist ja, als würde man einem Ochs ins Horn pfetzen.“
Seufz.
Der Jugendliche nahm den Ball, sagte wenig bis nichts und ging seiner Wege.
Ich beschloss, sämtliche meiner Vorurteile Jugendlichen gegenüber in die Tonne zu treten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das zum wiederholten Mal beschlossen zu haben.
Vielleicht hilft es ja schon ein wenig, wenn ich mir ganz fest vornehme, nicht zu einem älteren Herrn einer älteren Dame zu werden.

Berge.

Und Wasser. Man gebe mir Berge, man gebe mir Wasser und alles ist gut. So einfach ist das.
Dann doch wieder nicht.
Es müssen schon richtige Berge, muss schon richtiges Wasser sein.
(Erstere kommen üblicherweise inklusive letzterem daher.)

Letztes Jahr haben wir im Osten, beziehungsweise Norden Urlaub gemacht. Das ging schief, zum wiederholten Mal. Vermutlich vor allem deshalb, weil weit und breit nicht der kleinste Hügel zu sehen war. Wasser, natürlich gab es Wasser, hallo, Mecklenburger Seenplatte. Aber na ja, das Wasser war – braun und undurchsichtig. Sicher total gesund, Moorbäder und was weiß ich. Aber für das Auge – nun ja.

Dieses Jahr haben wir im Süden Urlaub gemacht. Nicht zum ersten und sicherlich auch nicht zum letzten Mal.
Im Süden gibt es richtiges Wasser. Klar, erfrischend und sogar noch schöner als in der Werbung.
Im Süden gibt es auch richtige Berge. Nicht die (durchaus idyllischen) Odenwald-Hügel von um die Ecke. Richtige Berge, das sind auch nicht die (nicht weniger idyllischen) sanft abgerundeten Almhänge, inklusive der dazu passenden Kuh- und/oder Blumenkulisse. Der Almhütte mit dem plätschernden Brunnen und der Brettljause.
Richtige Berge, das sind schroffe, scharfkantige Felsen, die mit dem heranziehenden Gewitter blitzschnell von „Modelleisenbahn“ zu „Die Türme von Mordor“ umschwenken. Schotter, Geröll, von der Sonne vergessene Schneefelder, abgerutschte Wegstücke. Richtige Berge machen Angst. Gute Angst. Demütige Angst.
Richtige Berge sind still und machen still. Weil der Weg sämtliche Gedanken beansprucht. Weil man auch beim Innehalten nur still staunen kann, ob der Schönheit ringsherum.

Berge. Und Wasser.
Und alles ist plötzlich ganz einfach.

Die Chips-Misere.

Wer hier aufmerksam mitliest, wird wissen, dass abhängig von der Gemütslage, also meiner, mehr oder weniger Chips im Haushalt benötigt werden. Auf jeden Fall und immer werden Chips benötigt.
Nun verhält es sich dummerweise so, dass ich mir jeweils genau die Sorte Lieblingschips aussuche, die außer mir anscheinend kein Mensch isst. Wie sonst ist das zu erklären, dass sich diese meine Sorte Lieblingschips immer und höchst verlässlich nur ungefähr ein Jahr lang im Sortiment hält, bevor sie wieder aus den Regalen verschwindet?

Als sich die Regale dieses Mal bedenklich leerten und Tage vergingen, ohne dass lustlose Regalauffüller für Nachschub sorgten, habe ich Hamsterkäufe getätigt und darauf gehofft, es möge einfach nur ein Lieferengpass bestehen.
Da die aktuelle Sorte Lieblingschips von einem Hersteller gefertigt wird, der jeden Chips zur einzelnen Kartoffel zuordnen kann und dieser Kartoffel selbstverständlich auch einen Namen gibt (na gut, das ist jetzt ein ganz klein wenig übertrieben), hätte das doch durchaus sein können.
Allein, ich glaubte nicht daran.

Und wirklich, es tat sich nichts. Irgendwann war auch das Preisschild aus dem Regal verschwunden, irgendwann wollte ich Gewissheit haben, besuchte die Webseite des Herstellers und – tja. Ausgemustert.

Jetzt muss ich also wieder auf Notfallchips zurückgreifen, die Sorte, die man in der Not und wenn es denn unbedingt sein muss, auch ganz gut essen kann. Mal sehen, wie lange sie noch im Regal stehen.

Vielleicht sollte ich auf Selleriesticks umsteigen.

Meine Welt.

Kleiner und kleiner wird sie in den letzten Tagen.

Da ändert es auch nichts, gerade in Berlin gewesen zu sein. Zumal ich gar nicht wirklich in Berlin war, also schon (obwohl – mindestens einer würde jetzt sagen: Brandenburg), aber hauptsächlich habe ich den Himmel über Berlin gesehen, von einer wunderbaren Dachterrasse aus.
Das ist auch gar nicht weiter schlimm, schließlich bin ich nicht wegen Berlin nach Berlin gefahren, sondern wegen der Menschen auf der Dachterrasse.

Und doch ist es typisch für die letzten Tage. Wochen.
Einmal ans Berliner Wasser, Enten gucken – das war schon weit, sehr weit.
Meine Welt wird kleiner und kleiner, weil mir die Vorstellung eines Ausflugs in den Nachbarort ähnlich anstrengend erscheint, wie die, einen Berg zu beklettern. Einen hohen Berg. Den Hausberg. Oder auch nur einen Berliner Schlittenhügel.
Und dabei mag ich Berge. Ich mag auch den Wald, aber es ist so weit bis dahin.
Ich bin schon froh, wenn ich es zum Bäcker schaffe. Bis zu den Himbeersträuchern im Garten. Zur Waschmaschine in die Tiefen des Kellers.

Ja, ich tue mir mal wieder selber leid. Alles könnte viel schlimmer sein. Ich müsste mich einfach nur aufraffen. Aber nichts geht mehr, noch weniger als sonst und ich brauche B. und Taschentücher und komme mir vor wie eine dieser unsäglichen Romanfiguren, die nichts tun, nie etwas tun, man will sie schütteln, man hofft, man denkt sich „jetzt aber“, aber am Ende passiert doch nichts, sie machen einfach so weiter in ihrem Trott, das kann doch nicht sein, aber es ist so.

Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt*

Ich habe sie kleiner gemacht, es gefällt mir nicht, ich kann sie auch wieder größer machen. Ganz bestimmt. Irgendwann. Bald.

 

* Das ist natürlich aus dem Titelsong der Pippi-Langstrumpf-Fernsehserie. Muss man das tatsächlich dazusagen? Ich mache es vorsichtshalber mal.

Bleib bei den Häusern, II

(Teil I findet sich hier)

Nun soll ich also gleich gar nicht mehr weggehen. Ja nicht zu weit, ja nicht zu lang, wir machen uns doch Sorgen. Zu anstrengend, das.
Zwei Stunden durch den Wald, bestimmt eine davon habe ich auf diversen Bänken und Baumstämmen am Wegesrand verbracht.
Zu anstrengend.
Im Wald sitzen, Wind hören, Grün gucken, Fliegen verscheuchen. Gummibärchen essen. Wolken suchen, Rehe finden. Hutzeln werfen, Ameisen wegpusten.

Niemand, der etwas von mir will.
Niemand, der mir Gutes will.
Dem Wald bin ich so egal.

Anstrengung geht anders.

Kniestock und Co.

Sprüche, von denen ich glaubte, nie in die Verlegenheit zu geraten, sie nutzen zu müssen.
(Muss ich natürlich auch nicht. Passt aber so gut. Also:)

Wenn mir das vor zehn Jahren jemand gesagt hätte!
(Sie dürfen sich einen theatralischen Seufzer dazudenken)

Ich? Nö. Hätte ich gesagt. Vielleicht noch ein „mit Sicherheit nicht“ hinterhergeschoben. Will ich nicht, mag ich nicht, sollen das doch andere machen.
Aber es kommt ja sowieso immer alles anders. Als man denkt.

Gestern war ich jedenfalls beim Bauamt und habe mir von einer freundlichen Frau einen Bebauungsplan kopieren lassen. Kostet nix! Kaum zu glauben.
Ist aber auch das einzige, das dich nichts kosten wird, sagt T., die es wissen muss.

Ich hingegen weiß noch gar nichts. Kürzlich habe ich mir etwas von Diffusion erzählen lassen und kein Wort verstanden. Na gut, die Ursache des fehlenden Verständnisses könnte der mangelnde (Verständnis-)Wille gewesen sein. Vielleicht lag es auch an der Fülle der Informationen und dem vielen neuen Vokabular (Kniestock, beispielsweise). Der MMM hingegen verstand die Sache mit der Diffusion anscheinend ohne weiteres, zumindest hätte man das aus seinen Kommentaren und den Fragen, die er stellte, schließen können. Früher hätte ich gestaunt und mir gedacht: Boah, was der MMM so alles weiß. Seit einem längst vergangenen Wohnungssuche-Tag lasse ich mich allerdings nicht mehr so schnell hinters Licht führen. An eben diesem Tag erzählte uns ein potentieller Vermieter etwas vom Fischgrätparkett und der MMM erweckte ebenfalls den Anschein, genau zu wissen, was das ist und wie und warum und überhaupt.
Tja, was tut man nicht alles, um potentielle Vermieter von sich zu überzeugen. Die Wohnung war dann allerdings doch zu doof und zu teuer und am Ende haben wir die genommen bekommen, bei denen ich vor Vermieters mit B.’s Katze angegeben hatte. Hehe.

Apropos. Der Kater. Der Kater ist ja mehr so ein Besuchskater. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er umziehen will. Aber wie ich ihn kenne, wird er uns diese Entscheidung sowieso abnehmen. Und es kommt ja doch wieder alles anders. Als man denkt. Und außerdem dauert das noch. Wie ich uns kenne, könnten es nochmal zehn Jahre werden.