Oder: Der Wahnsinn der Welt. Der Tlönfahrer schrieb gerade anderswo darüber und vielleicht tut er es auch noch verlinkbar.
Manchmal kann ich es ja kaum glauben, was da draußen so alles passiert. Aber dann treffe ich jemanden, lese etwas, sehe etwas und stellt fest: es ist sogar noch viel schlimmer.
Alle irre, wie Frau Novemberregen gern mal sagt.
Das fängt ja schon mit dem kleinen Wahnsinn an, allein den finde ich manchmal schon unfassbar.
Die letzten Tage haben der MMM und ich hauptsächlich an und in diversen Badeseen verbracht. Wenn man Glück hat, ist man dort allein mit Enten/Fischen/Blesshühner/Libellen/etc. Meist hat man aber nicht ganz so viel Glück, andere Leute wollen ja auch an beziehungsweise in den See.
Das ist dann ein bisschen wie Fernsehen (eher RTL II als Arte). Immer wieder gern im Urlaubsfernsehen: Das Handtuchverhalten des Urlaubers. In unserem Fall die Abwandlung: Das Liegen- und Sonnenschirmverhalten des Urlaubers. Vom Prinzip her genau das Gleiche: Man stehe in aller Frühe auf, um sich eine Liege inklusive Sonnenschirm zu reservieren/an dem Platz aufzustellen, an dem sie immer(!) zu stehen hat.
Obwohl es viel mehr Liegen und Sonnenschirme als Urlauber gibt. Obwohl man den halben Tag sowieso woanders verbringt. Obwohl ausreichend Platz für alle da ist. Sogar direkt am See.
Folgerichtig das einzige Problem, das einem tendenziell den Urlaub verleidet: Man muss dummerweise so früh aufstehen. Weil man die Liege an den Platz stellen muss, an dem sie immer(!) steht. Bevor das ein anderer tut.
Hallo?
Nächster See: An dem liegt eine Horde Jugendlicher herum. Schlimm, ganz schlimm. Jugendliche sind laut, ignorant, betrinken sich und sind überhaupt das Schlimmste, das einem passieren kann, wenn man gerade seine Ruhe haben will.
Dummerweise kann ich mich von diesem Gedanken Vorurteil selbst nicht ganz freisprechen. Weswegen wir uns in größerem Abstand zur Horde niederließen. Unser nächster Nachbar: ein älterer Herr, lesend, auf einer Liege.
Zu ihm fliegt nun der Ball, mit dem Teile der männlichen Horde vor Teilen der weiblichen Horde angegeben herumgespielt haben.
Einer der Jungs macht sich auf den Weg zum älteren Herrn, den Ball zu holen. Er fragt ganz höflich (der Ball ist unter die Liege gerollt) und bekommt eine Tirade zur Antwort. Die Spielwiese sei dahinten und überhaupt, generell und sowieso, aber was rede er, „das interessiert euch ja eh nicht, das ist ja, als würde man einem Ochs ins Horn pfetzen.“
Seufz.
Der Jugendliche nahm den Ball, sagte wenig bis nichts und ging seiner Wege.
Ich beschloss, sämtliche meiner Vorurteile Jugendlichen gegenüber in die Tonne zu treten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das zum wiederholten Mal beschlossen zu haben.
Vielleicht hilft es ja schon ein wenig, wenn ich mir ganz fest vornehme, nicht zu einem älteren Herrn einer älteren Dame zu werden.