Begegnungen, ein Panini, Bücher.

Gestern waren m und ich ungefähr drei Minuten in der Bücherei. Dann wollte m einen Keks, in der Bücherei isst man aber keine Kekse, großes Geheul, dann saßen wir ungefähr zehn Minuten im Vorraum der Bücherei. Dort hatten sie extra für diesen Zweck (nun ja) einen Tisch und zwei Stühle aufgestellt. m aß Kekse und war glücklich. Ich hatte auf die Schnelle immerhin zwei Bücher ergattert, ob ich mit denen glücklich werde, wird sich zeigen.

Vorher hatten wir noch geparkt. Im Parkhaus war die Schranke oben, auf dem Display des Parkkartenautomaten stand „außer Betrieb“ und ich hatte ein klein wenig Angst, nie mehr aus diesem Parkhaus herauszukommen.
Zum ersten Mal in meinem Leben drückte ich später, beim Hinausfahren, die „Sprechtaste“ des Parkkartenautomaten (denn diese Schranke war natürlich unten). Es tutete. Tutete noch einmal. Und noch einmal. Dann rauschte es. Dann passierte einen sehr langen Moment nichts mehr, doch gerade, als ich erneut die Sprechtaste drücken wollten, öffnete sich die Schranke. Hurra.

Zuvor aber haben wir noch ein Panini gegessen. Das Wetter Die Kälte führte dazu, dass wir dieses Panini direkt vor Ort beim Bäcker gegessen haben und nicht wie sonst auf dem Weg zum Auto, im Auto oder sonstwohin. Die Kälte ist wirklich zu etwas nütze, denn komischerweise bin ich noch nie auf die Idee gekommen, mich zum Essen einfach mal hinzusetzen und dabei ist es wirklich sehr nett dort. Da ich für m aus der Bücherei, in der wir zu diesem Zeitpunkt schon gewesen waren, ebenfalls zwei Bücher mitgenommen hatte*, konnten wir in aller Ruhe sitzen und lesen. Und essen.

Neben uns saßen zwei ältere Frauen, frühstückten und ignorierten uns, wie ich dachte. Als sie aber gingen, fragte die eine, wie ich denn hieße und ob ich nicht in H. wohnen würde. Ich hätte doch damals mit ihr zusammen Spiralen gedreht, nicht wahr? Ich sei doch die Schwester von B., nicht wahr?
Äh, ja.
Ich erkannte sie noch nicht einmal wieder, nachdem sie das gesagt hatte. Vermutlich verdrängt, von der Zeit des Spiralendrehens hatte ich ja kürzlich erst berichtet. Unfassbar langweilig war das damals.
Da hätte ich doch eigentlich Zeit gehabt, meine Kolleginnen genauer anzusehen.
Nun ja.

Sowieso ist das irgendwie merkwürdig mit den Menschen. Warum erinnert man sich an den einen, an den anderen aber nicht? Warum bleibt man mit dem einen in Kontakt, mit dem anderen nicht? Oft ist das doch auch alles ein großer Zufall. Zumindest in meinem Fall.

Heute morgen waren wir im IKEA. Es soll Leute geben, die Spaß daran haben, zum IKEA zu gehen. Die nichts brauchen und am Ende trotzdem einen Einkaufswagen voll Zeug nach Hause fahren.
Nun ja.
Ich fahre zum IKEA, weil ich etwas brauche (und/oder weil M. fragt, ob wir vielleicht noch beim IKEA vorbeifahren wollen).
Am Ende haben ich dann kaum je das im Wagen, was ich eigentlich wollte, vielleicht, weil ich oft gar nicht so genau weiß, was ich will, was ich aber weiß ist, was ich nicht will und das ist so ziemlich das meiste, irgendwas aber habe ich dann meist doch im Wagen, vielleicht einen Kochlöffel oder Kerzen oder einen Stuhl für m, aber dann sehe ich die Schlangen an den Kassen und *unauffällig pfeif* was, ich hatte einen Einkaufswagen? Der ist mir irgendwie abhanden gekommen. Schnell weg hier.

Heute nachmittag waren wir erneut einkaufen, Milch, Butter, so Zeug, Brot auch, beim Duplo-Bäcker und Hurra, das Lieblingsbrot war da und das am Nachmittag um kurz nach vier. Die Welt meinte es gut mit uns.
Jedenfalls, wie ich da so vor dem Duplo-Bäcker parke, fällt mir zum allerersten Mal überhaupt das Schild auf, dass da steht. Auf dem steht, dass man an dieser Stelle nur fünfzehn Minuten parken darf. Ich parke dort sowieso kaum je länger, man muss auch keine Parkscheibe herauslegen und überhaupt noch nie habe ich dort jemanden Strafzettel verteilen sehen, das bestätigte auch die freundliche Duplo-Bäckerei-Verkäuferin, aber Sachen gibt es, dieses Schild steht da schon seit Jahren (sagt die Schäbigkeit des Schildes und bestätigt die Duplo-Bäckerei-Verkäuferin) und ich habe es noch nie bemerkt.

Dann noch einer dieser merkwürdigen Begebenheiten, kürzlich habe ich mit dem MMM Termine abgesprochen, genauer: des MMMs Termine in meinen Kalender aufgenommen und er so, xyter September, und ich so, Oh, da wird W. fünfzig Jahre alt. Der MMM so, hmpf, hmpf, ach, er wird schon nicht feiern und wenn, hätte er es eben früher sagen müssen (September! Nun ja).
Heute morgen M. so: Sag, haben sich W. und S. schon bei dir gemeldet, wegen der Feier (also unserer, M.s und meiner).
Ich so: Nein, ich habe mich auch schon gewundert, normalerweise melden sie sich doch immer recht fix.
Heute nachmittag dann fahre ich P. nach Hause und wie ich so in die Einfahrt einbiege, biegt ein Auto hinter mir ein, W. und S. steigen aus und zuallererst erzählen sie, warum sie sich nicht gemeldet hätten. Dann – und das ist das Wichtigste – sagen sie zu. Hurra!
Wir erzählen noch ein bisschen hin und her und irgendwann erzählt W., er würde dieses Jahr mit J. zusammen Geburtstag feiern und zwar an seinem Geburtstag, dem xyten September.
Tja nun. Wie sage ich es dem MMM.

Und noch eine Begebenheit, M. erzählte nämlich, sie habe dem R. ein Buch von Karl May geschenkt, eins dieser ledergebundenen Ausgaben. Tja nun. Wegen M. habe ich gerade zahlreiche Bücherkartons hier herumstehen, M. erzählte nämlich B. vom Bücherflohmarkt (mit dem ich nach dem Umzug nun leider viel weniger zu tun habe, als ich gern hätte, aber nichtsdestotrotz), B. hatte gerade ein Haus auszuräumen und nun werde ich zum nächsten Bücherflohmarkt auf jeden Fall weniger Bücherkartons mit nach Hause nehmen, als ich hingebracht habe. Hurra!
Die Bücherkartons hatte ich natürlich durchgesehen (und nun ja, ungefähr einen davon zur Seite gelegt), daher wusste ich, dass zwei ledergebundene Karl Mays drin waren, eins, wie sich herausstellte, dummerweise genau das, welches M. dem R. schon geschenkt hatte. Aber das andere, das hat sie mitgenommen.

So. Jetzt noch ein Leseabend vor dem Schein des Feuers. Und draußen Schnee. Sehr schön. Das Buch passt auch dazu, ich lese gerade Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens von Oliver Bottini.
Ich mochte Oliver Bottinis Krimis bisher eigentlich immer und dieser fängt auch sehr vielversprechend an, mit der ihm eigenen Trost- und Gnadenlosigkeit, und Figuren, die mit der Dunkelheit kämpfen und die ich trotzdem oder gerade deswegen ins Herz schließe oder zumindest fange ich an, für sie zu hoffen, auch wenn ich weiß, dass es sicherlich kein gutes Ende nehmen wird.

 


* Früher so: Immer ein Buch dabei haben, falls ich irgendwo warten muss oder auf die Idee komme, mich einfach so auf eine Bank in die Sonne zu setzen und zu lesen.
Heute so: Immer ein Buch für m dabei haben. Und Kekse.

Lesen und schreiben.

Heute wieder so ein Tag, an dem ich abends, also jetzt, der Meinung bin, überhaupt nichts getan zu haben, nichts für mich und auch nichts von der unendlichen Liste der zu erledigenden Dinge.

Das stimmt so natürlich nicht, ich habe mindestens zwei Telefonate geführt, Telefonate geben in meinem Fall bekanntlich Sonderpunkte, ich habe Dinge aus dem Haus fort geschafft und andere Dinge wieder ins Haus geholt, ich habe Ole Bewegung verschafft (kaum ist es kalt, zickt er wieder rum), mir einen Stempel abgeholt und bestimmt noch siebentausend andere Sachen erledigt.

In einer der überraschenden Pausen, in denen ich tatsächlich für mich und nur für mich sein konnte, habe ich in Flugschnee von Birgit Müller-Wieland* hineingelesen, und ich lese zwei Sätze und denke: „Ah! Das könnte vielleicht auch gehen**“ und ich schreibe mir auf, was vielleicht gehen könnte und dann schreibe ich gleich weiter und schreibe immerhin knappe drei Seiten, bevor schon wieder etwas anderes dazwischen kommt.

Dann geht mir immer noch Lize Spit im Kopf herum, also ihr Buch, Und es schmilzt, ich wollte es eigentlich gar nicht lesen, dann habe ich es doch gelesen und natürlich, ich hätte es besser nicht gelesen, schon gar nicht, bevor ich mich ins Bett lege und eigentlich schlafen will, das mit dem Schlafen konnte ich erst mal knicken, weil ich – obwohl ich das Buch eher großzügig überflogen hatte – die Wörter und Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe. Vorhin dann habe ich im Netz dazu herum gelesen und irgendwo stand, diese fragliche Szene, die eine, bei der sich einige fragen, muss die so brutal sein, muss die so ausführlich und gnadenlos geschildert werden, also die Szene, die ich versuchte, zu überfliegen (mehr noch als ich das Buch sowieso schon nur überflogen hatte), aber eben nicht überflogen genug, es blieb doch zu viel hängen, jedenfalls, diese Szene, irgendeiner schrieb irgendwo, das sei doch nun wirklich äußerst unwahrscheinlich, dass so etwas*** auf diese Weise geschehe. Und ich fühlte mich an Literaturkreisabende erinnert, an denen ich es auch kaum je verstanden hatte, wenn andere sagten, das sei doch nun wirklich unwahrscheinlich, unrealistisch, nicht nachvollziehbar, das würde doch niemals so stattfinden, im „echten“ Leben.
Doch, genauso würde das stattfinden. Das ist ja unter anderem das Unaushaltbare daran.

Und dann frage ich mich gleich als nächstes, ob das nicht auch eins der Dinge ist, die ich bewirken will, als Autorin, oder was heißt bewirken, ich glaube ja nicht so recht daran, dass es überhaupt möglich ist, etwas (bestimmtes) zu bewirken und ich will auch gar nichts bewirken, aber wenn es passiert, wenn ich weiß, jetzt „muss“ ich das so schreiben und es ist nicht schön, überhaupt nicht und dann doch diese Freude daran, das nicht-schöne tun zu dürfen, es anderen**** zuzumuten.

 


* Alles nur wegen der Juffing-Post und der Juffing-Literaturabende, auf einem von ihnen wird nämlich die Autorin zu Gast sein.
** Eine mögliche Antwort auf diese Frage(n).
*** Um jetzt nicht auch genau das zu machen, was mich anderswo genervt hat und was mit einer der Gründe war, warum ich das Buch dann doch gelesen habe, nämlich herausfinden, was da jetzt eigentlich so schreckliches passiert – es passiert (unter anderem) folgendes – Achtung Spoiler: Anhängselfreundin Eva wird von ihren beiden „Freunden“ im Auftrag einer weiteren „Freundin“ mit Gartengerät(en?) vergewaltigt und das wird, wie schon gesagt, äußerst ausführlich und detailgetreu beschrieben.
**** Nun ja, was heißt anderen. Das meiste bekommt sowieso (noch?) keiner zu lesen.

Noch drei Stunden.

Schon wieder. Hänge ich fest, in einem dieser Tage, an denen ich auf die Uhr sehe, ohNeinOhNein, noch drei Stunden, denke und dann, als ich gefühlt eine Stunde später erneut auf die Uhr sehe, sind doch nur fünf Minuten vergangen*.
Ich weiß es, kenne es leider nur zu gut, zögere den Blick auf die Uhr daher immer wieder hinaus, sehe vielleicht sogar gar nicht mehr auf die Uhr, allein, es ändert ja nichts, der Tag ist trotzdem zäher als Kaugummi.

Früher hatte ich mal einen unfassbar öden Ferienjob, fünf Stunden lang und noch das immer gleiche tun, noch einmal und noch einmal – und wirklich ganz genau das gleiche und nur aufstehen, um aufs Klo zu gehen oder etwas zu trinken. Ich glaube, zu dieser Zeit kam er in mein Leben, der Uhrenblick.
Obwohl. Schulstunden waren auch nicht immer spannend. Genau genommen sogar eher selten. Aber nun ja, da hatte man doch eher die eine oder andere Möglichkeit, sich anderweitig zu beschäftigen.

Später hatte ich dann einen „echten“ Job. Leider gab es nichts zu tun, nicht für mich, die Tage waren schon wieder unfassbar öde, ein Ende dummerweise nicht abzusehen, weder vom Tag, noch vom Job an sich, das spannendste in diesen Zeiten war der Mailwechsel mit dem MMM, der aber hatte viel mehr zu tun als ich, was schlecht war, zumindest für mich, musste ich doch immer viel zu lange auf Antwort warten.
Dort bleibe ich nicht, beschloss ich und suchte mir einen anderen Job.

Nun ja. Alles wurde besser oder auch nicht, denn immer wieder und gar nicht mal so selten kam einer dieser Tage, an denen die Zeiger der Uhr so gar nicht voranschreiten wollten, außer natürlich, es war gerade Mittagspause. Komischerweise war ich schon wieder die einzige, die nichts zu tun hatte, zumindest hatte ich diesen Eindruck. Andere hatten in Leerlaufphasen zweiundneunzig jobbezogene Ideen und Projekte, die sie schon immer mal angehen wollten, ich wollte in Leerlaufphasen eigentlich immer nur ein Buch lesen, am liebsten aber eins, das mit meinem Job nichts zu tun hatte, das ließ sich dann eher nicht umsetzen.
Das muss ein Ende haben, beschloss ich und irgendwann hatte es auch eins.

Dann wurde wieder alles anders, ich hatte zuerst gar keinen, dann andere Jobs, einen, bei dem ich überhaupt nicht dazu kam, auf die Uhr zu sehen, das war gut, aber der Job dann doch nicht. Einen, bei dem erstaunlicherweise nicht ich diejenige war, die auf die Uhr gesehen hat, der war gut, zumindest so gut ein Job dieser Art sein kann, dann aber meldete die Firma Insolvenz an und es gab keinen Job mehr.

Aber es kam sowieso schon wieder alles anders, auf einmal war nämlich m da und nebenbei (haha) galt es, ein Haus zu bauen, umzuziehen, anzukommen.

Vor ungefähr zwei Wochen überfiel mich dann dummerweise eine Krankheit, welche, weiß man (noch) nicht, eine hartnäckige in jedem Fall, ich dachte zuerst, ich hätte sie abgeschüttelt, das sah sie leider anders, jedenfalls hänge ich nun schon seit Tagen im Haus fest, ich habe noch nicht einmal Lust dazu, hinauszugehen, dummerweise habe ich aber auch keine Lust mehr, zum drei Millionsten Mal das Ritterburgen-Buch oder eins seiner Kollegen vorzulesen, genaugenommen habe ich zu gar nichts Lust, will ich überhaupt nichts vorlesen, will nur schlafen und schlafen und schlafen, ein Glück lässt sich das mitunter auch umsetzen, das eine oder andere Mal, wenn ich es dann doch schaffe, laut Hilfe! zu rufen oder aber ich rufe gar nicht und werde trotzdem gehört, wunderbar ist das und nichtsdestotrotz ist so ein Tag, wenn man ihn von morgens bis abends zu Hause und im Haus verbringt, unendlich oder in jedem Fall viel zu lang und selbst wenn ich mittags noch denke, Hurra, schon ein Uhr, das läuft doch ganz gut heute, kommt unweigerlich doch irgendwann der ohNeinOhNein, noch drei Stunden Blick zur Uhr.

 

Und dann kam wieder alles anders, aber ich weiß noch nicht wie.

 


* Immerhin muss ich dann auch wirklich immer an einen meiner Lieblings Calvin and Hobbes denken, ich finde leider gerade nur diesen eher suboptimalen Link, nun ja.

Frage – Antwort.

Ich lese gerade Herztöne von Martin Schleske. Martin Schleske, Geigenbauer, steht auf dem Buchrücken. Trotzdem es um Geigenbau geht, geht es auch ums Schreiben oder zumindest lese ich das für mich heraus.
Dieses Lesen führte dazu, dass ich heute Abend nach weiteren, „richtigen“ Büchern übers Schreiben gesucht habe, nach Kursen gar.

Gefunden habe ich nichts, jedenfalls nicht das Richtige, was logisch ist, da ich nicht recht in Worte fassen konnte, was ich eigentlich suche. Eine Lösung für Sam, eine Antwort auf die Frage, wie ich eine Geschichte, diese Geschichte erzählen kann. Bisher habe ich hauptsächlich Wege gefunden, wie es nicht geht. Linear, zum Beispiel, also von Anfang bis Ende. Fragmentarisch, Puzzlestücke sammelnd, „funktionierte“ genauso wenig, führte aber tatsächlich zu einer Annäherung. Wie eigentlich alle Versuche zu irgendwas führten. Nur eben nicht zu einem Abschluss.

Vermutlich, weil ich noch gar nicht so recht weiß, was ich eigentlich erzählen will. Angefangen hat es mit einem Mord, einer Toten vielmehr, dann stellte sich allerdings heraus, die Tote interessiert eigentlich nur peripher, wenn überhaupt und wie kann das sein, das ist doch schon eine Frechheit, da stirbt jemand und es interessiert keinen? Also es interessiert schon, aber für das, was ich erzählen will, interessiert es nicht. Das immerhin weiß ich, obwohl ich doch gar nicht weiß, was ich erzählen will. Vielleicht entsetzt mich das deshalb so, weil mir dieser Mord von Nutzen ist, in dem Sinn, dass er zeigt, was keinen interessiert.
Hä?
Tja nun.
Ich könnte die Geschichte doch auch einfach nicht erzählen.
Das habe ich auch schon ausprobiert.
Oder aus einer anderen Perspektive erzählen.
*gähn*

Im Zuge der heutigen, abendlichen Suche stieß ich auch auf Terezia Moras Nicht sterben und in der Leseprobe stand etwas davon, einen Adressaten zu finden.
Ich weiß nicht nur nicht, was ich erzählen will. Genauso wenig weiß ich, wem ich es erzählen will.
Mir selbst, im Zweifelsfall, aber ich weiß es ja nun schon. So irgendwie. Ich könnte noch zweitausend weitere Fragmente sammeln, schon wieder die gleiche Geschichte ein klein wenig anders erzählen, aber das macht keinen Sinn mehr. Sie ist jetzt da, die Geschichte, vielleicht noch nicht ganz, aber das, was fehlt, es findet sich nicht mehr mit planlosem Herumschreiben, zumindest fühlt es sich nicht so an.

Zumal es noch nicht einmal eine Geschichte ist, also keine, die den üblichen Mustern folgt, was vielleicht die Ursache dessen ist, dass ich keine Ahnung habe, wie sie zu erzählen ist. Denn am Ende ist nichts besser als am Anfang. Vielleicht ist noch nicht einmal etwas anders als am Anfang.

Und warum schreibe ich das jetzt hier? Weil ich mich damit beschäftigen möchte, weil irgendwann doch auch mal gut sein muss, weil ich die Geschichte zu einem Ende bringen will. Also stelle ich die Frage in den Raum. Vielleicht, wenn da eine Frage ist, wird auch irgendwoher eine Antwort kommen, irgendwann.

Dann muss ich nur noch hinhören.

Es ist alles noch viel schlimmer!

Heute morgen setzte ich mich ins Zahnarzt-Wartezimmer, sah zum Zeitschriftenregal hinüber und las dort diesen Titel.
Hm, dachte ich. Das ist ja jetzt total aufmunternd.

Optimistin, die ich bin, dachte ich insgeheim aber immer noch, dass das vermutlich genauso ist wie bei den „Nachrichtenmeldungen“ auf der GMX-Startseite. Die tun auch immer viel schlimmer, als es dann wirklich ist.

Tja nun, es kam anders.

Zuerst aber kam die freundliche Zahnarzthelferin, von der ich immer noch nicht weiß, was die richtige Bezeichnung für sie, beziehungsweise ihre Tätigkeit, wäre. Nennen wir sie der Einfachheit halber Petra, obwohl sie wirklich nicht aussah wie eine Petra.
Früher, als die neue alte Heimat noch die alte Heimat war, hieß Petra Frau Müller und zu Frau Müller ging ich so gern, wie man zu jemandem gehen kann, der einem mit furchterregendem Gerät im Mund herumkratzt.

Man weiß ja erst so richtig, was man hat, wenn man es nicht mehr hat.

Petra kann mit Frau Müller jedenfalls nicht mithalten. Frau Müller nämlich erzählte auch beim zweihundertneunzigsten Besuch (und ja, ich war wirklich oft bei Frau Müller) noch, was sie jetzt genau täte, als nächstes und in ebendiesem Moment. Das wusste ich natürlich alles schon, aber dass es trotzdem tendenziell beruhigend ist, fiel mir erst heute auf, als Petra eben nicht sagte, was sie da eigentlich tut. Nur am Anfang, das musste dann wohl reichen.

Frau Müller machte auch gern mal eine Pause und nun muss ich leider zugeben, dass ich das eine oder andere Mal dachte, dass ich dem Zahnarztstuhl sicherlich eine Viertelstunde früher hätte entfliehen können, würde Frau Müller nicht so viele Pausen machen.
Und nicht so viel erzählen.
Aber nun ja, man kann dann auch mal durchatmen. Und es beruhigt. Mich zumindest. Wenn Frau Müller von ihren Kindern, ihrem Vater und diversen anderen Familienmitgliedern erzählt.
Petra erzählte nur, dass sie morgen ins Palazzo geht und auch das erfuhr ich nur deshalb, weil sie Angst hatte, ich würde ihr mit meinem Ball ein blaues Auge hauen.

Bei Frau Müller gab es Lippenbalsam. In jeder Pause, wenn man wollte. Und ein Tempo, um den Mund trocken zu tupfen, nachdem man gerade wieder Blut gespuckt hatte. Man durfte überhaupt viel öfter spülen bei Frau Müller. Irgendwie gab es auch viel mehr Arbeitsschritte.

Aber das Wichtigste: Frau Müller bedauerte einen aufrichtig dafür, dass man jetzt in diesem ihrem Stuhl saß.
Aber ich will doch nur ihr Bestes!, schob sie dann hinterher und man glaubte es ihr sofort.
Ach, Frau Müller.

Ich hatte insgeheim schon beschlossen, Petra den Rücken zu kehren und zu Frau Müller zurückzukehren. Immerhin könnte ich mich dann nach dem Zahnarztbesuch auch wieder beim lachenden Bäcker mit Lieblingsbrötchen belohnen.
So weit weg ist es dann ja doch nicht.
*hust*

Eine Sitzung bei Frau Müller ist übrigens teurer als die bei Petra. Aber hey, die zwanzig Euro mehr (ja, zwanzig Euro! Mindestens), die investiere ich in diesem Fall gern.

Nur, dann kam ja noch das eigentliche, nämlich der Zahnarzt. Der guckte sich meine Zähne an, machte quasi Bestandsaufnahme und sagte daher allerhand unverständliches Zeug zur Kollegin von Petra. Eins B MD fünfundzwanzig, so in die Richtung. Zwischendrin verstand ich dann sogar etwas, nämlich: Da ist ein Loch.
Nein, nein, nein, dachte ich. Ich will nicht, dass da ein Loch ist.

Nützte leider nichts, es war immer noch da. Er machte sogar ein Foto davon und zeigte es mir (Börks. Das will doch keiner sehen!). Außerdem sagte er weitere unschöne Dinge, dass nämlich gleich zwei Zähne betroffen wären, bei dem einen könne man einfach die Füllung austauschen, bei dem anderen wäre das komplizierter, der hat nämlich keinen Nerv mehr und vom echten Zahn ist eigentlich eh nichts mehr übrig, daher wäre eine Teilkrone die beste Lösung und ach ja, eventuell ist auch die Wurzelfüllung schon infiziert, dann müsse man die auch neu machen und wieso schaffe ich es nur, in solchen Momenten immer noch zu lachen? Mir war doch eigentlich ganz und gar nicht danach?
Tja, nun.

Jedenfalls war das Loch genau an der Stelle, die ich sowohl Frau Müller, als auch meiner Ex-Zahnärztin jahrelang mit „irgendwas stimmt da nicht“ beschrieben hatte, von der aber beide, also hauptsächlich letztere, schworen, die sehe völlig gesund aus, nein, da wäre nichts. Das habe ich natürlich gern geglaubt. Vielleicht hat es auch gestimmt, es ist ja nun schon ein Weilchen her, dass ich zum letzten Mal dort war. Wer weiß.

Jetzt gehe ich aber doch erst noch einmal zu Petra. Beziehungsweise ihrem Chef.

Und dann wird sich zeigen, ob tatsächlich alles noch viel schlimmer ist. Sie drücken mir die Daumen, ja?

Hurra!

Da sind wir wieder.

An der Stelle noch mal ein Danke an alle, die das möglich gemacht haben.

Post-Serendipity, die Zweite.

Kürzlich nämlich an K. gedacht, das würde jetzt nicht zählen, weil ich ganz oft an K. denke, wenn ich nach W. fahre, wenn es Pfannkuchen gibt, wenn ich mein Lieblingskochbuch aufschlage, wenn ich K.s Pflanzen gieße und und und.
Kürzlich aber an K. gedacht und mich abgesehen von was-sie-jetzt-wohl-macht-wie-es-ihr-wohl-geht auch gefragt, ob wir uns nicht doch noch mal bei ihr melden sollten. Beschlossen, am Geburtstag, zu dem es nicht mehr lange hin ist, eine SMS zu schreiben. SMS schreiben ist natürlich doof, aber was will man machen, wenn man keine Adresse hat und telefonieren doof findet.

Heute dann eine absolut und völlig überraschende Postkarte von K. im Briefkasten gehabt von der Briefträgerin in die Hand gedrückt bekommen.
Das war schön.

Sie schreiben uns, sie schreiben uns nicht, sie schreiben uns, …

Heute hat sich wieder einer dieser seltsamen Zufälle ereignet. Gestern Abend nämlich lag ich im Bett und dachte so hin und her konnte mal wieder nicht einschlafen, da fiel mir ein, dass wir heuer noch gar keine Weihnachtspost vom Juffing bekommen haben.
Zu blöd, dachte ich, da ist sicher was mit der neuen Adresse schief gegangen. Obwohl ich die natürlich extra weitergegeben hatte, ich hatte hier schon mal davon geschrieben, die Juffing-Weihnachts-Post beinhaltet natürlich auch Preislisten und unser-Hotel-ist-das-tollste (Recht haben sie!), aber Juffing-Post ist trotzdem keine Werbung, Juffing-Post, das ist etwas für ein mehrere Weihnachtsplätzchen, die man vor dem Feuer auf der Couch genießt. Während man durch Das Magazin zum Hotel schmökert (bei ausreichendem Licht, denn Hurra! heute ist endlich unsere Couch-Leselampe eingetroffen).

Zu blöd, dachte ich also gestern oder vielleicht war auch schon heute. Zu blöd, heuer keine Juffing-Post für uns.

Aber ungefähr zwölf Stunden später öffnete ich den Briefkasten und jetzt dürfen Sie ein Mal raten, was ich da herausgeholt habe.

Ich bin dann mal auf der Couch.

Hach.

Über das Schöne schreibt sich so schlecht.

Schreibe ich so schlecht. Ich wollte das zum Beispiel am Sonntagabend tun, über das Schöne schreiben. Tat ich dann aber nicht. Dann eben am Montag. Kam auch irgendwas dazwischen. Heute wollte ich dann schon nicht mehr so, aber dann holte ich eine Postkarte aus dem Briefkasten. Eine schöne.
(Die allerdings hauptsächlich deshalb da landete, weil ich so schlecht über das Schöne schreiben kann. Was somit auch wieder gut ist, denn ansonsten hätte es ja überhaupt keine Postkarte gegeben.)

Und vor allem wegen der Postkarte schreibe ich jetzt doch noch (über das Schöne vom Sonntag).

Am Sonntag nämlich hat unser Wohnzimmer seine erste große Bewährungsprobe überstanden, nämlich: Wie feiert es sich darin, mit ungefähr zwanzig Menschen?
Antwort: Ganz großartig.
Was natürlich an den Menschen lag. So viel kann das Wohnzimmer dann doch nicht dazu beitragen, außer natürlich den Platz bereitzustellen und hey, haben wir Platz.
Das ist auch schön (Platz haben).
Noch schöner aber und jetzt wird es schwierig, ist dieses wohlig-warme Gefühl. Ich bin ja in vielerlei Hinsicht ein wobei-obwohl-vielleicht-Mensch. Vor Jahren war ich mal auf einem Seminar und sollte jemand anderem sagen, was er denn werden solle, Innenarchitekt oder Schreiner. Einfach so, aus dem Bauch heraus. Und ich eierte herum, sagte, das könne ich mir beides vorstellen und überhaupt (das dachte ich dann allerdings nur noch), warum soll ich ihm sagen, was er werden soll, das muss er doch selbst wissen. Und die Seminarleiterin so: Nun legen Sie sich doch endlich mal fest!

Will sagen: Ich lege mich immer noch nicht gern fest. Hat doch fast immer alles seine Vor- und Nachteile.

Jetzt bin ich allerdings vom Weg abgekommen. Ach ja, wohlig-warm. Schrieb ich doch erst kürzlich vermehrt darüber, dass wirklich alles dunkel ist und nie versteht mich einer und nie interessiert sich einer für mich und mimimi und das stimmt ja auch alles, will sagen, das fühlt sich wirklich so an, mal mehr, mal weniger, und gleichzeitig ist das natürlich überhaupt nicht so, gleichzeitig weiß ich auch, dass ich zu Hause bin, geborgen, aufgehoben, dass da ein Miteinander ist, ein ganz wunderbares und am Sonntag, da war es sehr präsent, dieses Miteinander und viele, viele Stunden lang hatte ich nicht einen mimimi-Gedanken, viele Stunden lang freute ich mich, dass diese Menschen gekommen waren und dass wir alle zusammen in unserem Wohnzimmer sitzen und feiern und es ist gut.

(Und jetzt denke ich schon wieder, dass diese Worte, also meine, überhaupt nicht mit dem Sonntag mithalten können und somit würde dieser Blogeintrag vermutlich gar nicht erst erscheinen, aber jetzt eben doch.)

Denn es ist gut so wie es ist. Steht unter anderem auf der Postkarte aus dem Briefkasten.
Und das stimmt ja auch.
[Obwohl Wobei Vielleicht]
[mimimi]

Danke!

U7.

Kürzlich las ich bei der notaufnahmeschwester davon, dass die (jungen) Leute heutzutage wegen jedem Pieps zur Ärztin in die Notaufnahme rennen. Ich bin ja in einer Familie groß geworden, in der man eher zu spät als zu früh zur Ärztin geht. Das ist auch nicht immer zu empfehlen. Aber egal, davon will ich gar nicht erzählen.
Sondern von der Kinderärztin, bei der wir heute mit m waren. m ist (toi, toi, toi und das werde ich doch hoffentlich schreiben können, ohne dass es sich ins Gegenteil verkehrt) piepsgesund, wir waren mit ihr bisher nur wegen der üblichen Vorsorge- und Impftermine bei Ärzten. So darf das gerne weitergehen.
Die Kinderärztin jedenfalls fragte dieses und erzählte jenes und ich dachte, dass es mich gar nicht so sehr wundert, wenn alle Welt von einer Ärztin zur nächsten rennt.
Außerdem dachte ich an die letzten schwangeren Wochen mit m.
Meine Ärztin damals so: Hm, hm, das ist jetzt nicht schlimm, machen Sie sich mal keine Sorgen, aber ich würde sie lieber zu X überweisen, dass der sich das auch mal ansieht.
X so: Hm, hm, machen Sie sich mal keine Sorgen, aber kommen Sie doch morgen noch mal.
X so: Hm, hm, machen Sie sich mal keine Sorgen, aber gehen Sie doch morgen mal zu Y.
Y so: Hm, hm, machen Sie sich mal keine Sorgen, aber blablabla.
Tatsächlich hatte ich mir die ganze Zeit über keinerlei Sorgen gemacht. Erst nachdem das zwei, drei Wochen so ging, von wegen machen-Sie-sich-mal-keine-Sorgen war ich kurz davor, jetzt doch mal damit anzufangen, mit dem Sorgen-machen. Aber dann sagte Y (oder X oder wer auch immer) auch schon, dass man m jetzt vielleicht doch lieber ein bisschen anschubsen sollte. So richtig begeistert waren wir von der Idee nicht, aber hätten wir Nein gesagt, hätten wir wohl tatsächlich angefangen, uns Sorgen zu machen.
(Und klar, die gehen lieber auf Nummer Sicher und klar hätte ich nicht gewollt, dass etwas übersehen wird, aber ein klein wenig übertrieben erschien es mir dann doch.)

Jedenfalls erlebten wir heute bei der Kinderärztin ähnliches.
Nein, das sei (in diesem Fall) überhaupt nicht bedenklich, wenn Kinder mit zwei Jahren noch nicht sprechen (also noch keine Wörter, jedenfalls keine, die man im Duden finden würde), aber, aber, aber und das müsse man im Auge behalten.
Und ach, Sie stillen noch, hm, hm, natürlich können Sie ihr Kind noch stillen, aber, aber, aber hinterher auf alle Fälle Zähne putzen (dem Kind).
Ja klar, nachts um drei.
(Aber nachts soll das Kind natürlich sowieso nur Wasser trinken (wie, es schläft noch nicht durch?))

Wenn ich mir das Leben selbst ein bisschen beschwerlicher gestalten wollte. Dann könnten wir zum Beispiel auch das Kinderbett ins Kinderzimmer stellen (statt es an unser Bett anzudocken) und nachts um drei hänge ich (oder der MMM) halb auf dem Kinderbett, halb auf dem Boden und das Kind schläft bestimmt auch gleich wieder ein, nicht wahr, oder wenn nicht, dann müssen Sie das eben mal drei Nächte durchhalten, spätestens dann ist Schluss.
Ja klar.

Bevor das jetzt einer falsch versteht, wobei, irgendeiner versteht es mit Sicherheit falsch, aber egal, jedenfalls will ich damit natürlich nicht sagen, unser Weg wäre der einzig richtige und wahre. Ich will damit nur sagen, dass es uns damit gut geht, uns allen und warum zur Hölle sollten wir dann etwas daran ändern?
Weiß ich jetzt auch nicht.

Aber natürlich stellen wir uns und unseren Weg in so einem Fall in Frage, mal mehr, mal weniger, je nach Grad der Unsicherheit und das eine oder andere Mal haben wir tatsächlich schon das Kinderbett ins Kinderzimmer gestellt (im übertragenen Sinn jetzt). Das verursachte dann jedes Mal ein Riesendrama, das uns allen gehörig auf die Laune schlug und klar, das hätten wir natürlich nur drei Tage/Nächte/wasAuchImmer durchhalten müssen und dann wäre alles gut gewesen (oder auch nicht), aber öhm, vorher war doch auch schon alles gut gewesen?

R. erzählte mir gestern von einer Geschichte, die sie kürzlich gehört hatte, genaugenommen erzählte sie mir die Geschichte, es stellte sich heraus, dass ich sie schon kenne, der Fischer, der auf den Businesstypen trifft, der Businesstyp erzählt dem Fischer, was er an seinem Leben alles optimieren könne, um dadurch Zeit für die guten Sachen zu haben und der Fischer so: Aber das habe ich doch jetzt schon?*

Es wird schon klappen, diese Kinder-Sache, nicht wahr. Machen Sie sich mal keine Sorgen.

 


* Das ist jetzt natürlich sehr verkürzt und überhaupt nacherzählt. Ich weiß leider nicht (und habe es auf die Schnelle auch nicht herausgefunden), von wem die Geschichte ursprünglich ist.