Noch drei Stunden.

Schon wieder. Hänge ich fest, in einem dieser Tage, an denen ich auf die Uhr sehe, ohNeinOhNein, noch drei Stunden, denke und dann, als ich gefühlt eine Stunde später erneut auf die Uhr sehe, sind doch nur fünf Minuten vergangen*.
Ich weiß es, kenne es leider nur zu gut, zögere den Blick auf die Uhr daher immer wieder hinaus, sehe vielleicht sogar gar nicht mehr auf die Uhr, allein, es ändert ja nichts, der Tag ist trotzdem zäher als Kaugummi.

Früher hatte ich mal einen unfassbar öden Ferienjob, fünf Stunden lang und noch das immer gleiche tun, noch einmal und noch einmal – und wirklich ganz genau das gleiche und nur aufstehen, um aufs Klo zu gehen oder etwas zu trinken. Ich glaube, zu dieser Zeit kam er in mein Leben, der Uhrenblick.
Obwohl. Schulstunden waren auch nicht immer spannend. Genau genommen sogar eher selten. Aber nun ja, da hatte man doch eher die eine oder andere Möglichkeit, sich anderweitig zu beschäftigen.

Später hatte ich dann einen „echten“ Job. Leider gab es nichts zu tun, nicht für mich, die Tage waren schon wieder unfassbar öde, ein Ende dummerweise nicht abzusehen, weder vom Tag, noch vom Job an sich, das spannendste in diesen Zeiten war der Mailwechsel mit dem MMM, der aber hatte viel mehr zu tun als ich, was schlecht war, zumindest für mich, musste ich doch immer viel zu lange auf Antwort warten.
Dort bleibe ich nicht, beschloss ich und suchte mir einen anderen Job.

Nun ja. Alles wurde besser oder auch nicht, denn immer wieder und gar nicht mal so selten kam einer dieser Tage, an denen die Zeiger der Uhr so gar nicht voranschreiten wollten, außer natürlich, es war gerade Mittagspause. Komischerweise war ich schon wieder die einzige, die nichts zu tun hatte, zumindest hatte ich diesen Eindruck. Andere hatten in Leerlaufphasen zweiundneunzig jobbezogene Ideen und Projekte, die sie schon immer mal angehen wollten, ich wollte in Leerlaufphasen eigentlich immer nur ein Buch lesen, am liebsten aber eins, das mit meinem Job nichts zu tun hatte, das ließ sich dann eher nicht umsetzen.
Das muss ein Ende haben, beschloss ich und irgendwann hatte es auch eins.

Dann wurde wieder alles anders, ich hatte zuerst gar keinen, dann andere Jobs, einen, bei dem ich überhaupt nicht dazu kam, auf die Uhr zu sehen, das war gut, aber der Job dann doch nicht. Einen, bei dem erstaunlicherweise nicht ich diejenige war, die auf die Uhr gesehen hat, der war gut, zumindest so gut ein Job dieser Art sein kann, dann aber meldete die Firma Insolvenz an und es gab keinen Job mehr.

Aber es kam sowieso schon wieder alles anders, auf einmal war nämlich m da und nebenbei (haha) galt es, ein Haus zu bauen, umzuziehen, anzukommen.

Vor ungefähr zwei Wochen überfiel mich dann dummerweise eine Krankheit, welche, weiß man (noch) nicht, eine hartnäckige in jedem Fall, ich dachte zuerst, ich hätte sie abgeschüttelt, das sah sie leider anders, jedenfalls hänge ich nun schon seit Tagen im Haus fest, ich habe noch nicht einmal Lust dazu, hinauszugehen, dummerweise habe ich aber auch keine Lust mehr, zum drei Millionsten Mal das Ritterburgen-Buch oder eins seiner Kollegen vorzulesen, genaugenommen habe ich zu gar nichts Lust, will ich überhaupt nichts vorlesen, will nur schlafen und schlafen und schlafen, ein Glück lässt sich das mitunter auch umsetzen, das eine oder andere Mal, wenn ich es dann doch schaffe, laut Hilfe! zu rufen oder aber ich rufe gar nicht und werde trotzdem gehört, wunderbar ist das und nichtsdestotrotz ist so ein Tag, wenn man ihn von morgens bis abends zu Hause und im Haus verbringt, unendlich oder in jedem Fall viel zu lang und selbst wenn ich mittags noch denke, Hurra, schon ein Uhr, das läuft doch ganz gut heute, kommt unweigerlich doch irgendwann der ohNeinOhNein, noch drei Stunden Blick zur Uhr.

 

Und dann kam wieder alles anders, aber ich weiß noch nicht wie.

 


* Immerhin muss ich dann auch wirklich immer an einen meiner Lieblings Calvin and Hobbes denken, ich finde leider gerade nur diesen eher suboptimalen Link, nun ja.

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