Man tut, was alle tun. Wie man das schon immer getan hat und auch in Zukunft immer tun wird. Weil man es eben so macht.
Das muss er sein, der Grund, warum heute, an diesem, was das Wetter betrifft, doch eher mäßigen Donnerstag, all diejenigen draußen anzutreffen sind, die normalerweise vor dem Fernseher sitzen. Zu Hause. Drinnen.
Heute nicht, heute sind sie draußen. Alle. Zu Fuß. Mit dem Fahrrad. Zur Not auch mit dem Auto, irgendwo wird schon jemand ein Zelt aufgebaut haben, wo man heiße Würstchen und Bier bekommt.
Jedes Jahr, an jedem 1. Mai, jedem Christi Himmelfahrt vergesse ich, dass ich mir ein Jahr zuvor vorgenommen hatte, an diesem Tag zu Hause zu bleiben.
(Alles wiederholt sich, in diesem Fall das Vergessen).
Dabei sollte ich gewarnt sein, schließlich gibt es schon tags zuvor Zeichen, die darauf hinweisen: Wenn ich mich auf dem Supermarktparkplatz frage, was all die Leute hier wollen (ja klar, einkaufen natürlich). Komisch, es ist doch gar nicht Samstag. Ach ja, Feiertag. Man hat ja nichts zu essen zu Hause.
Ein paar Stunden Schlaf und schon habe ich den Feiertag wieder vergessen. Bis ich dann mit dem Fahrrad dort entlangfahre, wo normalerweise außer mir noch drei andere Leute und ein Traktor unterwegs sind.
Heute ist da kein Traktor. Dafür aber vierundsechzig Radfahrer, hundertunddrei Fußgänger, sechzehn Kinderwagen, dreizehn Hunde, zwölf Inlineskater, fünfzehn Autofahrer (auf dem Weg zum Zelt), ein Pferd mit Reiter, zwölf Pferde ohne Reiter, drei Modellflugzeuge (nicht zu fassen, wie laut die sind).
Von den hundertunddrei Fußgängern haben zweiundsechzig das Zelt mit dem Bier schon gefunden. Alternativ haben sie ihr eigenes Zelt einen Bollerwagen dabei. An ihnen vorbeizufahren, macht besonders viel Spaß.
(Weil: Alles wiederholt sich, auch die wenig originellen Sprüche, die man in diesem Fall zu hören bekommt.)
Nächstes Jahr denke ich dran und bleibe zu Hause. Ganz bestimmt.