Heute morgen einen Teil des Mensch-Otto-Interviews mit Stephan Meurisch gehört.
Ach, Wandern. *seufz*
(Heute aber immerhin im Wald gewesen. Hurra!)
Später dann in der Zeitung von einem Bürgermeister aus unserer Gegend gelesen, der quer durch Deutschland gelaufen ist. In Etappen, was aber nur zwischen den Zeilen stand. Dabei ist das etwas völlig anderes. Also, ob man immer mal wieder ein, zwei Wochen unterwegs ist oder eben am Stück von A nach B läuft.
(Etappen sind natürlich besser als gar nichts.)
Jedenfalls, Stephan Meurisch ist (unter anderem) vier Jahre von München nach Tibet gelaufen. Ohne Geld noch dazu. Wenn ich das richtig verstanden habe, nicht, weil er sich und der Welt was beweisen wollte, sondern weil er eben keins hatte, aber trotzdem nach Tibet wollte.
Er meinte, bei so einem Vorhaben helfe es seiner Meinung nach, weniger vorausschauend zu sein, vorausschauend im Sinn von „herrje, was kommt da alles auf mich zu und oje, was passiert wenn xyz eintritt.“
Und da fiel mir mal wieder auf, wie ambivalent ich oft bin. Nach Italien laufen, kein Problem. Das wird sich schon alles irgendwie finden. Hat sich schon immer irgendwie gefunden. Aber mal eben spontan an den zwanzig Autominuten entfernten See fahren, um Himmels willen. Was dafür alles zu tun ist, welche Probleme das eventuell mit sich bringt, nein, das geht gar nicht.
Meurisch wird wohl ebenfalls des öfteren (unter anderem eben auch von Thorsten Otto) gefragt, warum er denn ausgerechnet zu Fuß unterwegs sei und nicht etwa mit dem Fahrrad, da käme man doch viel schneller von A nach B.
Ja nun, das ist ja das Problem. Ein Fahrrad ist viel zu schnell. Mir auch. Da kommt man ja gar nicht oder viel zu wenig dazu, nach links und rechts zu schauen, die kleinen Dinge am Wegesrand zu finden und die Welt auf sich wirken zu lassen. Vor allem, weil man ja auch viel mehr auf den Weg achten muss.
Auf den es natürlich ankommt, also auf den Weg. Als wir unser Berlin-Ostsee-Vorhaben abgebrochen haben, lag das unter anderem auch daran, dass wir gefühlt einen ganzen Tag lang an irgendeinem Kanal entlanggelaufen sind und nun ja, da hätte ich dann auch lieber ein Fahrrad gehabt, denn das war sterbenslangweilig. Alles flach, alles sah irgendwie gleich aus und noch nicht mal auf dem Wasser irgendwas los.
Meurisch erzählte auch noch darüber, dass er durch viele Länder gelaufen ist, deren Sprache er nicht beherrschte. Was sogar ein Vorteil sei, meinte er, denn man achte dann viel mehr auf alles andere und hätte so ein besseres Gefühl dafür, ob es der Mensch, mit dem man es zu tun hat, gut mit einem meint oder nicht. Außerdem sagte er, das sei wie mit Kleinkindern – also solche, die noch nicht sprechen, die würden ja trotzdem kommunizieren.
Zufälligerweise habe ich gerade so ein Kleinkind zu Hause, ein eher nicht sprechendes, und da habe ich das auch schon ganz oft gedacht, dass ich es total erstaunlich finde, dass man sich eben auch ohne Worte versteht. m versteht sowieso alles, was wir von ihr wollen und ich behaupte mal, wir verstehen auch das meiste von dem, was m uns mitteilen will. Da könnte man jetzt natürlich sagen, das sei doch klar, dass wir drei Familienmitglieder uns verstehen, aber bei anderen (fremden) Menschen funktioniert es genauso.
Ich habe aber nicht zu allem genickt, was Meurisch erzählte. Ich fürchte, ohne Geld würde ich nicht weit kommen, denn nun ja, man muss dann natürlich auf Leute zugehen oder zumindest nicht gleich davonlaufen (wollen), wenn Leute auf einen zukommen. Er sei in ein Fünf-Sterne-Hotel eingeladen worden, sagte er, und da hätte er sich abends einsam gefühlt, denn es war niemand um ihn herum, er war ganz allein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Abenden, an denen er von irgendwelchen Leuten, die er zuvor noch nie gesehen hatte, „nach Hause“ eingeladen wurde.
Nun, ich würde wohl lieber mit dem Zelt im Wald übernachten.