Von Stapeln zu Schubladen

Gestern mal wieder mit Schubladen konfrontiert worden. „die“ und „wir“, solcherart Schubladen. Schlechte Laune bekommen, einerseits wegen der Schubladen, hauptsächlich aber weil ich mal wieder nicht die Klappe aufbekommen habe. Dieses Mal einerseits vor Schreck, da die Schubladen von Leuten aufgezogen wurden, bei denen ich nicht damit gerechnet habe. Andererseits natürlich wegen Inkompetenz, also meinerseits.

Abends angefangen, The Hate U Give von Angie Thomas zu lesen. Passte dann prima zu den Schubladen, denn: Schwarzer, unbewaffneter Teenager wird von einem weißen Polizisten erschossen. Es überzeugt mich nicht hundertprozentig, dieses Buch, dennoch war ich ziemlich aufgewühlt, als es mir der MMM weggenommen* hat. Und aufgewühlt sein, das ist mit das beste, was ein Buch mit mir machen kann.

Dann schlage ich heute morgen die Zeitung auf – und verdammter Mist – lese einen Bericht, der all die „die“ und „wir“ Schubladen vermutlich noch weiter einzementiert.

Ich verstehe das einfach nicht, warum man Menschen einfach so in eine Schublade einteilt, nur weil sie grün angezogen sind. Nein, das stimmt nicht, ich verstehe das schon, ich bin ja auch nicht dagegen gefeit. Was ich allerdings wirklich nicht verstehe, ist, sie ganz bewusst in diese Schublade zu stecken, mit der hundertprozentigen Sicherheit, dass sie genau dahin gehören und niemals nicht wieder herausgeholt werden dürfen. Denn grün angezogene Menschen sind nun mal so und so, das ist doch ganz klar, das weiß doch jeder.
Was ich auch nicht verstehe, ist, sich ganz gewiss zu sein, selbst in der einzig richtigen Schublade zu stecken. Da, wo die guten Menschen wohnen, versteht sich.

Ich sollte wirklich lernen, zu reden. Ich könnte doch zumindest alle drei Minuten „da bin ich anderer Meinung“ sagen. Schweigen wird einem ja dummerweise meist als Zustimmung ausgelegt. So kam es denn diese Woche auch zu folgendem Dialog:
H: Und da sagt der, es gibt kein Fegefeuer!
Ich: Da hat er recht.
H: *schockierte Stille* Und ich dachte, wenigstens du bist einigermaßen vernünftig!
Äh, ja. Eben.

 


* Ja, weggenommen. Frechheit. Mein „das habe ich in einer Stunde fertig gelesen“-Argument überzeugte ihn wohl nicht**. Na gut, es war tatsächlich schon ziemlich spät.
** Dabei lag ich gar nicht so schlecht mit dieser Schätzung, ich habe maximal eine Viertelstunde länger gebraucht.

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