Terpene – oder: Mein Freund, der Baum.

Ab heute habe ich eine wissenschaftliche Rechtfertigung dafür, Bäume zu umarmen. Die Terpene, nämlich. Die stecken unter anderem in der Borke und da man beim Bäume umarmen der Borke ziemlich nahekommt, nähert man sich somit auch den Terpenen und dann wird man nie mehr krank und alles ist gut.

Na ja, so ungefähr.

Und eigentlich ist es auch egal. Wer braucht schon wissenschaftliche Beweise, ich nicht, ich mag sie ja eh schon, die Bäume. Und den Wald auch (ja, ich erwähnte es schon das eine oder andere Mal).

Ich fasse sie auch gern an. Die Bäume, also die Borke. Am liebsten mag ich Eichenborken. Die sind so schön knorkig.
Rauschen können aber die Pappeln am besten. Auf der üblichen Radrunde komme ich an einem von Pappeln umsäumten Reitplatz vorbei. Der MMM, so er denn dabei ist, verschafft sich dann weitere 200 Meter Vorsprung, während ich mich vom Pappelrauschen verzaubern (und zur gesteigerten Langsamkeit verleiten) lasse.
Dann ist da noch die Birke in Nachbarinsgarten. Die rauscht auch sehr schön (die Birke, nicht die Nachbarin), besonders in lauen Sommernächten, wenn man gerade nach Sternschnuppen Ausschau hält.
Neben der Birke steht ein Gingko und ein Gingko im Herbst, das ist eine wunderbare Sache. Alle Welt redet über die Farben der Ahornbäume im Herbst, Indian Summer und so, kein Mensch redet über das leuchtende Gelb der Gingkos. Zumindest ich habe noch niemanden darüber reden hören. Dabei sind Gingkos im Herbst ein gelber Wahnsinn.
Ahornbäume finde ich dagegen im Frühjahr am schönsten, wenn sie mit leuchtend hellgrünen Kugeln behängt sind. Im Frühjahr redet wiederum alle Welt über blühende Obstbäume. Dabei sind Obstbäume im Herbst viel schöner als im Frühjahr. Die rostroten Birnbäume vor allem. Oder auch die Apfelbäume, vor allem, wenn rotbackige Äpfel an ihnen hängen.
Und der Winter. Da ist dann nichts mehr mit Grün, aber das macht nichts, wenn man Glück hat, bekommt man Weiß. Nebel, der an Zweigen gefriert. Und Schneehäubchen.
Und die Orangenbäume natürlich. Die gibt es auch im Sommer, aber wer will schon im Sommer an Orangenbäumen riechen, ich nicht. Orangenbäume gehören in den Advent. Und nein, ich meine natürlich nicht die Bäume, an denen sich irgendwann Orangen pflücken lassen, ich meine die Nadelbäume, die nach Orange riechen, wenn man ihre Nadeln zwischen den Fingern verreibt.

Die Terpene jedenfalls, von ihnen hat mir heute Morgen Clemens G. Arvay erzählt*. Dabei hat er auch die Studie erwähnt, die zeigt, dass ein Baum vor dem Fenster eines Krankenzimmers zur schnelleren Genesung der Patienten in diesem Zimmer beiträgt (im Gegensatz zu Patienten, die auf Häuserwände oder ähnliches blicken).

Später habe ich den Liegestuhl in die letzte sonnige Gartenecke getragen und zur Birke in Nachbarinsgarten hinaufgeschaut. Ich bin zwar nicht krank, aber kann ja nichts schaden.

 

* in diesem Interview.

Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert