Wenn ich zunehmend von mir selbst genervt bin, hat das manchmal erstaunliche Auswirkungen auf unsere Wohnung:
Die liebevoll kultivierte Staub-Schmierschicht inklusive vereinzelter Mohnkörner, die lange Zeit den Schreibtisch bedeckt hat: weg. Das Fenster, das ausgesehen hat, als hätte man den Katzenteppich darauf ausgeschüttelt: sauber. Die Äpfel, die mir auf dem Weg zum Cola-Kasten ein fortwährendes „Gesunde Ernährung!“ zuraunten: zu einem Apfelkuchen verarbeitet (Ha! Ätsch. Das habt ihr jetzt davon). Die Schuhe, die von diversen Schlamm- und Matschschichten bedeckt waren: sauber.
Jetzt sag mir noch mal einer, ich sei unproduktiv.
Tatsächlich hat das sowieso keiner behauptet, zumindest nicht mir gegenüber. Warum auch, ich kann das selbst am besten.
Wenn ich mich lange genug beschimpft habe, kommt der Punkt, an dem ich etwas tun muss und Fenster putzen ist eine gute und einfache Möglichkeit, etwas zu tun. Hinterher kann ich auf das saubere Fenster verweisen und mich gut fühlen (als ob).
Aufräumen, die beste aller Ablenkungen.
Bücher lesen – die angenehmere Alternative – führt leider zu immer lauter werdenden Selbstbeschimpfungen.
Vermutlich sind also die von M. geliehenen Allmen-Bände (Danke!) an meinem sauberen Fenster schuld. Sie waren nämlich derart kurzweilig, dass ich einen nach dem anderen gelesen habe. Und heute in der Bücherei war, um mir auch noch den vierten und letzten nach Hause zu holen. Als Hörbuch – was die Ablenkung perfekt macht.
Vielleicht sollte ich mir in Sachen Produktivität einfach ein Beispiel an Herrn von Allmen nehmen. Oder am Kater. Letzterer macht es im Grunde wie ersterer, nur billiger.
Sinnvoller wäre wohl, mich den Fragen zu stellen, vor denen ich mich ablenken will.
Tja.
Ich gehe mal den Apfelkuchen aus dem Backofen holen.