Von Seemännern, Lebensaufgaben und der Kunst, zu sein

Kürzlich war ich in einem Buchladen. Das ist in meinem Fall nichts ungewöhnliches, in diesem Buchladen war ich allerdings nur, weil ich mir vom Geburtstagsgeld ein Halbjahres-Galore-Abo gegönnt habe. Darin enthalten die Literatur Galore mitsamt Buchläden-Index. Und dort ist unter anderem diese Buchhandlung gelistet, die nicht gerade auf dem Weg liegt, aber ideale Ausflugs-Entfernung hat.

Und daher habe ich einen Ausflug gemacht. Mit dem Kind, wir waren dann noch ein Eis essen, das war eine sehr interessante Erfahrung, vor einem Jahr hätte ich dieses Eis vermutlich noch nicht gegessen (die Umstände), dieses Mal aber doch. Um das Eis wäre es vielleicht gar nicht so schade gewesen, es hat den Umständen entsprechend geschmeckt. Aber manchmal ist es wichtiger, sich überhaupt zu trauen, ein Eis zu essen.

Im Buchladen habe ich natürlich Bücher gekauft. Eins von Arno Frank, So, und jetzt kommst du. Von Arno Frank habe ich kürzlich Seemann vom Siebener gelesen. Das hat mich derart überzeugt, dass ich es mir noch kaufen werde (gelesen hatte ich ein Exemplar aus der Bücherei). Und das mache ich eigentlich nie. Zuletzt bei Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt, das steht jetzt hier im Schrank, sogar zweimal, da ich zwischenzeitlich vergessen hatte, dass ich es schon gekauft hatte.

Tatsächlich wird mir Iris Wolff unter „Das könnte Sie interessieren“ auf der Verlagsseite zu Seemann vom Siebener angezeigt. Vielleicht sollte ich mir die anderen Bücher, die mich interessieren könnten, auch noch genauer ansehen …

Das andere gekaufte Buch ist kreativ. Die Kunst zu sein von Rick Rubin. Wobei ich glaube, es geht gar nicht (nur) um Kreativität, mehr um das Leben an sich. Wer weiß, vielleicht gibt es da auch gar keinen Unterschied.

Eigentlich wollte ich aber von einem ganz anderen Buch erzählen, nämlich Ich lese deine Lebensaufgabe von Eric Standop. Das habe ich mir nicht gekauft, sondern aus der Bücherei ausgeliehen, eigentlich auch nur widerwillig, weil ich so etwas dachte wie: „Gesichtslesen? Was ist das denn für ein Quatsch.“ Ähnliches dachte wohl auch der MMM, als er mich das Buch lesen sah, zumindest fragte er sinngemäß etwas wie: „Ich lese deine Lebensaufgabe? Ernsthaft?“

Im Grunde geht es aber auch nur darum, einfach (haha, einfach) eine aufmerksame Beobachterin zu sein.

Standop schreibt von Lernsätzen. Je nach Lebensaufgabe hat man gewisse Lernsätze, einer davon: „Lerne, die Langeweile zu lieben.“

„Vielleicht springt uns aus einem Buch, das wir gerade lesen, ein Zitat entgegen (...)“ schreibt Rick Rubin. Und es fühlte ich so an, als wäre das mit der Langeweile so ein Zitat. Mir ist oft langweilig. Ich habe mittlerweile eine Idee, warum das so ist, scheitere allerdings trotzdem immer wieder daran, der Langeweile zu entkommen. Und ja, klar, Langeweile ist total super, idealer Nährboden für Kreativität, blabla, vielleicht hat Rick Rubin sogar ein Kapitel dazu.

*geht gucken*

Nö, hat er nicht. Oder zumindest betitelt er es nicht so.

Nun denn. Langeweile schön und gut, in meinem Leben gibt es definitiv zu viel davon. Das passt jetzt wiederum gar nicht zu „Lerne, die Langeweile zu lieben“, dann aber natürlich doch, denn wenn man etwas weghaben will, bleibt es ja meistens erst recht da, also liebt man es und zack, Erleuchtung.

Na ja, so ähnlich.

Standop wischt Treppen, ich habe beschlossen, die Hecke zu schneiden. Aufmerksame Beobachterin, die ich bin, habe ich festgestellt, dass es mir draußen im Normalfall besser geht als drinnen. Und ich will ja Dinge tun, die mir gut tun.

Ich schneide also die Hecke und schneide die Hecke und schneide die Hecke und vergesse völlig die Zeit darüber. Das hört sich jetzt langweilig an, aber ich vergesse normalerweise nie die Zeit, schon gar nicht beim Hecken schneiden.

Zeichen und Wunder!

(Eventuell auch nur eine hormonbedingte Euphorie-Phase. Aber egal, trotzdem schön.)

Ich bin da

T hatte mir von Dami Charf erzählt und über Dami Charf bin ich auf Umwegen zu Verena König gekommen, bei der ich dann dachte, dass mir das, was sie sagt, schon sehr bekannt vorkommt.

Manche Dinge kann man gar nicht oft genug hören.

Im Podcast (von Verena König), den ich heute gehört habe, ging es um den Körper, also den eigenen. Mit dem man sich wieder anfreunden soll. Weil er Antworten habe.

Mein Körper heute so: Leg dich auf den Boden. Ich war gerade im Wohnzimmer, als er das sagte, einer Erfüllung dieses Wunschs stand daher eigentlich nichts im Weg. Außer dem Gedanken: Hä? Was soll das, wozu soll das gut sein?

Ich habe mich auf den Boden gelegt, warum auch nicht, es tat erstaunlich gut. Vielleicht hatte ich ein klein wenig vergessen, wie gut das tun kann. Früher kam „auf dem Bauch auf dem Boden liegen“ in meiner Yoga-Routine vor, aus irgendwelchen Gründen (schwanger?) fiel es aber raus und ward seither nicht mehr gesehen. Vielleicht sollte ich es wieder aufnehmen.

Zuvor hatte ich schon beschlossen, heute mal so richtig krass nichts zu tun, beziehungsweise allenfalls nutzloses, gar „schädliches“ Zeug wie zum Beispiel: ohne schlechtes Gewissen belanglose Romane lesen. Komischerweise hatte ich irgendwann keine Lust mehr dazu, ich setzte mich dann lieber auf die Terrasse. Dort schien die Sonne, eine dicke Hummel brummte um mich herum, ich hatte auf einmal Lust, Sachen aufzuschreiben.

Der Nachbar klagte über seinen Rosenstock, kümmerlich sehe der aus. Der Nachbar stand noch auf dem Bürgersteig, sah die Straße hoch und wieder runter, als meine Kollegin mit dem Postfahrrad gefahren kam. Und obwohl sie gar keine Post für den Nachbarn hatte, hielt sie an und die beiden sprachen kurz über Wind und Wetter. Ich saß immer noch in der Sonne, hörte zu und als sie wieder weitergefahren war, dachte ich darüber nach, wie es sein kann, dass sie einfach so mit Leuten redet und ich nicht. Mich muss man schon ziemlich offensiv ansprechen, damit ich mich über Wind und Wetter unterhalte. Während ich noch darüber nachdachte, schrieb ich weiter Sachen auf, schrieb auch an diesen Gedanken herum und schrieb irgendwann: Annehmen, erwünscht zu sein.

Das ist nämlich das, was mich weiterfahren lässt. Weil es mir fehlt. Weil ich annehme, dass alle Menschen grundsätzlich Wichtigeres und Besseres zu tun hätten, als sich mit mir zu unterhalten. Dass ich ihnen mit meiner reinen Anwesenheit zur Last falle, etwas aufbürde, sie von anderen, sehr viel wichtigeren Dingen abhalte.

(Ich weiß, dass das nicht stimmt. Dieses Wissen ändert aber so ziemlich gar nichts.)

Dami Charf, Verena König und auch M sind sich recht einig: Diese Annahme, dieses Verhalten, es hatte gute Gründe. Es gab einmal eine Zeit, da war das meine beste Überlebensstrategie. Nicht anzuhalten. Weiterfahren, mich unsichtbar machen, verschwinden, verstummen, Ich-bin-gar-nicht-da.

Jetzt, heute, ist das nicht mehr sinnvoll. Dami Charf, Verena König und vielleicht auch M sind sich einig: das dauert. Ich werde noch viele Male vorbeifahren. Ich werde Gründe finden, warum Anhalten in diesem Moment keine gute Idee ist. Ich werde anhalten und sofort weiterfahren wollen. Ich werde anhalten und nach Zeichen Ausschau halten, die mir bestätigen, dass mein Gegenüber tatsächlich Wichtigeres zu tun hat. Aber eben auch: Ich werde merken, dass ich das tue. Ich werde mir verständnisvoll auf die Schulter klopfen und sagen: Okay, dieses Mal hat es noch nicht so gut geklappt. Vielleicht nächstes Mal.

Und irgendwann werde ich es einfach tun und es wird sich gut und richtig anfühlen.

Was ich will

Ich habe ein Buch gelesen: Nachts ist man am besten wach, von Kristina Sanders. Und natürlich ist das einer dieser Wohlfühlromane, niemals wäre die Wirklichkeit so pudrig rosa, das fängt schon damit an, dass fünf Menschen in einem Haus leben, ohne sich jemals zu streiten. Aber vielleicht stimmt das auch gar nicht, vielleicht ist die Wirklichkeit viel besser als man ihr nachsagt. Umgekehrt stellt es auch keiner in Frage. Diese Geschichten vom „echten“ Leben, die man erzählt bekommt oder selbst erzählt und hinterher sagt man: In einer Geschichte, einem Buch, würde einem das niemand glauben. Total unrealistisch, würden alle sagen.

Aber vielleicht ist das Leben ja so. Total unrealistisch.

Jedenfalls mochte ich dieses Buch sehr. Ich habe schon Unmengen Wohlfühlromane gelesen, überhaupt, was ist das für eine seltsame Kategorie, was für ein merkwürdiges Wort. Wohlfühlroman. Aber mir fällt gerade kein besseres ein. Ich habe schon sehr viele davon gelesen, die meisten sind doof. Wenn sie nicht unfassbar doof sind, lese ich sie oft trotzdem zu Ende. Und hinterher fühle ich mich schlecht.

Dieses Buch, diese Geschichte hingegen ist ungemein wohltuend. Obwohl sie doch gar nicht so viel anders ist als die anderen Geschichten. Dann aber doch. Ich habe keine Lust, darüber zu schreiben, warum das so ist. Ich weiß noch nicht mal, warum ich den Gedanken habe, ich müsste das tun. Ich kann doch hier tun und schreiben, was und worüber ich will.

Ich mochte das Buch vor allem deshalb, weil ich mir wünsche, dass ich diese versteckte Frau in mir drin auch endlich entdecke. Ihr Raum gebe. Da muss doch jemand sein. Da ist jemand. Ich weiß es. Ich weiß nicht, wer das ist, weiß noch nicht, wer ich sein kann, aber ich will es herausfinden. Ich weiß doch mittlerweile, wie das geht. Das Buch weiß es auch (zum Glück nur zwischen den Zeilen). Hinspüren. Hinhören. Ehrlich sein. Nicht mehr das tun, von dem ich denke, dass es irgendwer von mir erwartet. Herausfinden, was ich von mir erwarte.

Das Schöne ist, ich merke in letzter Zeit, dass sich tatsächlich etwas ändert, wenn es auch „nur“ meine Wahrnehmung ist. Immer öfter stehe ich neben mir und denke: Was zur Hölle tue ich da gerade?

(Herzlichen Dank dafür an M.)

Oder nein, meistens denke ich es erst hinterher. Was war das jetzt wieder? Warum verhalte ich mich so?

Netterweise ist dieser Gedanke neuerdings mit einem staunend-neugierigen Gefühl von „Ach guck“ verbunden und nicht mehr mit „Boah, du weiß es doch eigentlich besser, warum bekommst du es auch beim zweihundertsten Versuch noch nicht auf die Reihe?“

Weil ich noch nicht kann. Weil es so mühsam ist. Weil es viel einfacher ist, in siebentausend Wohlfühlromanen zu verschwinden, anstatt diese Leere auszuhalten, die sich auftut, wenn ich mich frage, was ich will. Was ich gerade brauche. Was mir gerade gut tun könnte. Und dann kommt da einfach nix.

Aber das stimmt nicht. Ich glaube das jetzt einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich will – vielleicht ist das einfach nur eine Geschichte, die ich mir schon viel zu lange erzählt habe.

Ich bin traurig.

Kürzlich hat mir das Internet von SAFE erzählt, einer Serie von Caroline Link zum Thema Kindertherapie.

Eine der Szenen, die bei mir hängengeblieben sind, ist die, als der sechzehnjärige Junge, der andere mit seinem Auftreten, seinen Worten, seinem Handeln Angst macht – als der auf einmal sagen kann: „Ich bin so traurig.“

Ich bin auch traurig. Ich denke immer, ich sollte es nicht sein, ich habe doch gar keinen Grund dazu. Es gibt so viele schöne Dinge in meinem Leben – ich bin gesund, habe eine Familie, ein Zuhause, neuerdings sogar einen Job, der mir Freude macht. Und doch. Ich bin traurig. Ich bin so furchtbar traurig und wenn ich denke, ich darf es nicht sein, macht das alles nur noch schlimmer. Und warum sollte ich auch nicht traurig sein, was ist denn so schlimm daran? Es geht vorüber. Nichts ist für immer. Irgendwann ist es wieder gut und erfahrungsgemäß ist es umso schneller wieder gut, je mehr ich es zulassen kann, je mehr das, was ich nicht haben will, eben doch da sein darf.

Ich bin traurig und denke, ich dürfte es nicht sein. Dass ich doch wenigstens einen Grund dafür haben müsste. Dies hat nicht geklappt oder jenes.

Ich habe keinen Grund. Oder vielleicht doch. Vielleicht den, dass vor vielen Jahren meine Mama gestorben ist. Da war ich zwei Jahre alt. Ich kannte sie gar nicht. Ich weiß nicht, wer sie gewesen ist. Sie war nicht für mich da. Sie war nicht mehr für uns da. Niemand wusste, wie man damit weiter leben kann. Man lebt trotzdem weiter, irgendwie geht das schon.

Das ist doch kein Grund, denke ich. Das ist so lange her.

Aber wenn noch nicht einmal das ein Grund ist, was dann? Dann darf ich nie traurig sein. Ich bin es aber. Ich bin traurig.

Und es ist gut.

heute nicht

Eigentlich wollte ich im Zuge von „beautiful stuff“ übers draußen sein schreiben. Weil das genauso großartig ist, wie die richtige Musik zum richtigen Zeitpunkt.

Es hat dann aber nicht funktioniert (darüber zu schreiben). War wohl noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Dafür höre ich jetzt schon wieder Musik. Wegen Frau Novemberregen. Die schrieb gestern Dinge, die ich heute morgen gelesen habe. Nämlich schrieb sie so wunderschön darüber, dass ich mich trauen soll und es gab auch noch einen Song dazu. Und ich war so berührt und vielleicht lese ich genau deshalb (um berührt zu werden).

Gerade schrieb ich ja noch, dass Lesen oft dazu führt, dass ich mich schlecht fühle, aber viel, viel öfter führt es eben auch dazu, dass ich mich gut fühle, dass ich überhaupt fühle und das ist doch wunderschön.

Nach dem Lesen habe ich besagten Song gehört (zum allerersten Mal überhaupt) und war noch berührter und das ist doch wunderschön.

Und jetzt ist es 11:29 Uhr und ich habe noch Zeit, nach draußen zu gehen und das werde ich auch tun, weil draußen sein vielleicht das Schönste überhaupt ist und noch schöner ist, dass ich neuerdings sogar dafür bezahlt werde, draußen zu sein. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich eine Arbeit habe, die ich großartig finde, ich denke an diese Arbeit und freue mich darauf, sie zu tun. Und ich tue sie (die Arbeit) und freue mich, dass ich sie tue. Manchmal regnet es und dann passiert es schon mal, dass ich bedauert werde, weil ich diese Arbeit tue und draußen sein „muss“ und nass werde. Und tatsächlich kann ich diesen Gedanken nachvollziehen, tatsächlich denke auch ich „Öch nö“, wenn ich mir vor der Arbeit das Regenradar ansehe und alles über Stunden mehr oder weniger blau ist. Aber dann fahre ich mit dem Fahrrad durch den Regen und es ist gar nicht schlimm, ich fühle mich so wunderbar lebendig und wenn wieder einer „Sie Arme“ sagt, weiß ich zwar nicht, was ich antworten soll, aber dass ich eigentlich beneidet werden müsste und nicht bedauert, das weiß ich, das spüre ich. Und wie wunderschön ist das.

Jetzt aber raus.

Text I just wrote.

Schon lange wollte ich das mal wieder tun. Hier schreiben.

Einfach so.

Oder auch, weil ich anderswo mehrfach „PLEASE blog“ gelesen habe. Texte gelesen habe, die ohne diesen Aufruf vermutlich nicht entstanden wären.

Dieser Text hier ist letztendlich aber doch eher Nadeah zu verdanken. Ihrem Album „Venus Gets Even“, insbesondere „Song I Just Wrote.“ Den habe ich heute Abend gehört und jetzt will ich davon erzählen. Weil es so schön ist. Musik ist schön. Die richtige Musik. Die etwas in mir berührt. Mich lebendig macht. So gern ich Bücher lese, führt dieses Lesen oft dazu, dass ich verschwinde. Mich aus dieser Welt ausblende. Gern mit einer Tüte Chips, die in mir verschwindet, mehr oder weniger unbemerkt. Lesen fühlt sich oft nicht gut an. Eher wie eine Sucht. Mehr, mehr, mehr, nie ist es genug, immer ist zu wenig guter Stoff da. Komischerweise lese ich selten ein Buch mehr als einmal. Auch wenn es ein großartiges Buch ist. Vielleicht gerade dann. Am Ende finde ich es beim zweiten Lesen gar nicht mehr so großartig.

Die richtige Musik kann ich unendlich oft hören. Zwischendurch wechselt sie, aber irgendwann ist die gute Musik von vor sechs Monaten wieder die gute Musik von heute.

Und jedesmal, wenn ich die richtige Musik höre, passiert es, dass ich mich bewegen will. Dann hüpfe ich durchs Wohnzimmer und es geht mir gut. Ich fühle mich lebendig. Ich bin lebendig.

Und ich denke an Nick Cave, an „The Red Hand Files“ (die ich auch nur durch Kikis Blog entdeckt habe), an Issue #223 und die Worte:

Visit galleries and look at paintings, watch movies, listen to music, go to concerts –  be a little vampire running around the place sucking up all the art and ideas you can. Fill yourself with the beautiful stuff of the world.

Ja, denke ich. Mal wieder auf ein Konzert gehen. Oder wenigstens durchs Wohnzimmer hüpfen.

So I might remember how to be.

Nadeah, Song I Just Wrote

WmdedgT

5. Januar – und Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag so gemacht haben. Wenn das mal nicht ein guter Grund ist, das Bloggen wieder aufzunehmen.

Heute morgen durfte ich mal wieder ein bisschen länger schlafen. Irgendwann sagte der MMM, er würde jetzt gleich losgehen und m hopste so lange auf mir herum, bis das Liegenbleiben dann doch keinen Spaß mehr machte.

Wir zerlegen den Adventskranz in Einzelteile. Das dauert erstaunlich lange und wir haben danach noch nicht mal wieder alles an seinen Platz geräumt.

Während ich noch aufräume, malt m ein Bild, das klappt dann aber nicht so, wie sie will und Zack, Zusammenbruch. Wir finden zwar eine Lösung, aber es dauert gefühlte Stunden und eigentlich sollten wir uns doch so langsam fertig machen, denn bald will der MMM abgeholt werden. Vorher müssen wir natürlich noch was essen und aufs Klo gehen und Sachen packen und auf einmal ruft er auch schon an und wir kommen natürlich viel, viel zu spät.

Der MMM und m fahren zurück, ich laufe. Das ist unser neuestes Vorgehen. Da der MMM und ich beide gern laufen, m allerdings nicht und daher jeder gemeinsame Spaziergang (und sei der noch so kurz) momentan in „wann sind wir endlich wieder zu Hause“ endet, haben wir uns folgendes ausgedacht: einer von uns läuft einfach los, wird dann mit dem Auto abgeholt, Rollentausch: der eine fährt, der andere läuft zurück. Das hat außerdem noch den Vorteil, dass sich der Radius erweitert und man auch mal andere Wege zu Gesicht bekommt als die ums Haus herum.

Mein Weg endet recht schnell im Nichts, beziehungsweise versuche ich mich ein Stück durchs Gestrüpp zu schlagen, damit ich nicht an der Straße entlanglaufen muss. Das klappt aber nicht, also steige ich doch die Böschung zur Straße hoch und erschrecke zwei Radfahrerinnen, die mich fragen, ob mit mir alles in Ordnung ist. Danke, ich glaube schon.

Auf dem richtigen Weg warnt ein Schild vor aggressiven Wildschweinen. Upsi. Ich rede mir ein, dass damit bestimmt nur erreicht werden soll, dass die Leute ihre Hunde an die Leine nehmen.

Tatsächlich begegnen mir nur zwei Pferde (mitsamt Reiterinnen). Ansonsten ist es überraschend still. Der Wald ist still (Vögel, wo seid ihr?), die Autobahn, die ansonsten gern mal für Hintergrundrauschen sorgt, ebenfalls nicht zu hören.

Wieder im Heimatort gehe ich noch am öffentlichen Bücherregal vorbei, finde tatsächlich etwas.

Zuhause gibt es für jeden noch einen Rest Chili.

Dann packen wir schon wieder zusammen: Wir wollen Bäume schneiden. Sogar m findet das (vorerst) gut. Wir packen alles, was wir brauchen, in den Fahrradanhänger und los geht es. Ich bin eine sehr beherzte Bäume-Schneiderin. Der MMM ist da normalerweise eher zurückhaltend, dieses Mal aus Gründen allerdings eher nicht. m will ebenfalls Äste schneiden. Irgendwann dann nicht mehr, aber wir müssen noch aufräumen und wenig überraschend ist der Rückweg viel beschwerlicher als der Hinweg. Ich darf vorauseilen (oder tue es einfach), weil ich gerade diejenige bin, die, äh, nicht mehr ganz so verständnisvoll ist.

Zuhause machen wir schon wieder was zu essen. Dieses Mal Rest-Spätzle.

Dann noch das Memory, das ich aus dem Bücherregal mitgebracht habe, ausprobieren. Maus-Videos schauen, lesen, duschen, eine Gartenliste schreiben.

Fertig.

Hallo Welt

So. Nach alles mögliche nicht mehr so wollte, wie es sollte, hat Frau Einhorn alles neu gemacht. Und dabei vieles vom Alten retten können. DANKE!

Die Kommentare leider nicht. Liebe Menschen, die ihr hier jemals kommentiert habt: das war keine böse Absicht.

Die Kategorien sind auch verloren gegangen. Eventuell werden sie wieder auferstehen. Vielleicht auch nicht.

Bestimmt gibt es auch bald wieder viele neue Beiträge. Doch, doch.

Sie befinden sich derzeit auf Position 1 der Warteschleife

In der Warteschleife läuft Für Elise. Bei Für Elise muss ich immer an Albert* denken. Albert aus meiner Klasse. Jeder andere hätte wohl ein Problem gehabt, mit diesem Namen und vielleicht hatte Albert ja auch eins, aber er war so einer, bei dem zumindest kein anderer auf die Idee gekommen wäre, ein Problem daraus zu machen.

Albert, der irgendwann viel später in D. aufgetaucht ist, wo ich derzeit auch gewohnt habe. So viel später, dass man einen Moment braucht, um ihn wiederzuerkennen, weil man sich erst nicht sicher ist, ist er das wirklich oder nicht? Er ist es, natürlich, einen wie Albert erkennt man auch noch zwanzig Jahre später.

(Über zwanzig genaugenommen. Wie konnte das passieren, wo sind die Jahre alle hin?)

Keine Ahnung, ob einer wie Albert eine wie mich noch erkennt. Ich habe ihn nicht gefragt. Weil ich auch vor über zwanzig Jahren kaum ein Wort mit ihm geredet habe. Weil ich ja immer glaube, die Leute wollen nicht mit mir reden. Weil ich Angst habe, er schaut mich an und hat nicht die leiseste Ahnung, wer ich sein könnte.

Komische Angst. Tatsächlich ist genau das vor kurzem passiert, da schaut mich einer an und hat nicht die leiseste Ahnung, wer ich sein könnte, dabei habe ich, glaube ich, sogar mal Briefe von ihm bekommen.
Das war überhaupt nicht schlimm. Dann weiß er das halt nicht mehr.

Bei Für Elise denke ich jedenfalls immer an Albert, denn Albert hat sich manchmal ans Klavier im Musikraum gesetzt und Für Elise gespielt. Immer nur Für Elise. Vielleicht, weil es ihm gefiel, vielleicht, weil er nichts anderes konnte, vielleicht hat er sogar mal etwas anderes gespielt und ich habe es vergessen.

Das kann ja nun auch nicht jeder. Sich ans Klavier setzen, Für Elise spielen und keiner der anderen kommt auf die Idee, ein Problem daraus zu machen.

So jemand war Albert. So jemand wäre ich auch gern gewesen, war ich aber nicht und es lag nicht daran, dass ich bis heute kein Klavier spiele.

Vielleicht stimmt das alles auch gar nicht, wer weiß, was Albert für Problem hat/te, bestimmt hat er eins, jeder hat ja irgendein Problem, vielleicht hätte Albert gern meine.

Meins wäre, dass ich auf Position 1 der Warteschleife feststecke, ständig und immer wieder, und nein, ich meine damit nicht den Anruf bei meiner Ärztin.

* Nein, er hieß nicht wirklich Albert.

Hallo

Melde ich mich also auch mal wieder zu Wort. Tun ja quasi fast alle, derzeit. Man hat ja sonst nichts zu tun.

Doch, hat man. Also na ja, manche von uns.

Ich hätte – vor Corona – heute sicher irgendeinen Grund gefunden, warum ich die Zimmerpflanzen ein anderes Mal umtopfe. So aber habe ich alle Zimmerpflanzen bis auf eine nach draußen geschleppt (beziehungsweise dem MMM gesagt, er möge doch bitte).

Dann hätte ich loslegen können mit Umtopfen, aber wie es nun mal so ist, stellte ich zuerst fest, dass man ohne Pflanzen endlich die staubige Ecke saugen könnte, an die man sonst nie drankommt. Und wo man gerade dabei ist, vielleicht auch gleich das Fenster putzen?

Aber dann. Dann kam die eine Pflanze in den Topf der anderen und die andere in den der wiederum anderen undsoweiter. Am Ende hatte ich völlig überraschend einen Topf zu wenig und es fand sich auch sonst keiner mehr.

Zum Glück haben wir Nachbarn. Die waren heute natürlich auch alle draußen, daher war das total einfach, man geht mit einem kleinen Topf rüber und kommt mit einem größeren zurück (zwischendurch hält man natürlich Abstand). Super Sache. Super Nachbarn.

Während ich so topfte, passierte es schon wieder:

Wir hatten mal überlegt, m (und mir!) eine Rutsche in den Hang zu bauen. Dann guckten wir uns nach Rutschen um, entweder waren die doof oder schweineteuer und entscheiden konnten wir uns eh nicht, also passierte nichts weiter.

Und heute sitze ich und topfe Blumen, kommt die Nachbarin und fragt, ob wir zufällig eine Rutsche gebrauchen könnten.

Dieses Leben, ey. Manchmal überrascht es mich dann doch.

Später waren sämtliche Blumen vertopft, alles wieder aufgeräumt, ich total zufrieden mit meinem Werk, alles fühlte sich total gut an, also na ja, fast alles, denn die eine Pflanze, die ich anfangs nicht rausgetragen hatte, die stand jetzt immer noch da und hm. Sah nicht gut aus. Im Grunde wollte ich sie gar nicht mehr im Haus haben, schon länger nicht. Aus Gründen habe ich trotzdem an ihr festgehalten, jetzt aber, wo ich dachte, Oh, dann könnte man deren Topf wiederum für die andere nehmen, die im Grunde immer noch einen viel zu kleinen Topf hat?

Zack, das war es dann mit der Pflanze. Jetzt ist sie weg und alles ist viel besser als vorher, aber bis es soweit kommen konnte, musste ich (beziehungsweise der MMM) nochmal Pflanzen raustragen, Werkzeug, Eimer und Erde wieder hervorkramen, die blöde Pflanze aus ihrem Topf herauskriegen (ich werde morgen Muskelkater haben), die eine in den nun freien Topf pflanzen, alles wieder aufräumen, Pflanzen wieder hineintragen und schon beim Hinaustragen hatte ich eigentlich keine Lust mehr, aber wann würde ich das je wieder in Angriff nehmen, in fünf Jahren oder so, also los.

Danach gab es eine Dusche und dann eine Pizza. Die Pizza haben wir besonders genossen, denn die wurde aus einem Viertel Geburtstagshefe gemacht, Hefe ist ja immer noch keine aufzutreiben, zumindest nicht, wenn ich einkaufen gehe. Und Hefe – Hefe ist Hach! Also nicht Hefe an sich, aber Hefeteig kneten. Frau Gröner hat da auch schon des öfteren darüber geschrieben und ja, Hefeteig kneten kommt eindeutig auf die Liste der Dinge, die ich zuverlässig großartig finde.

Da fällt mir ein, dass ich auch gleich noch Herrn Paul verlinken könnte, der hat nämlich irgendwann ein Rezept für Pizzateig verlinkt (das hier) und seither machen wir weltbeste Pizza, vorher war das mehr so na ja.

Das war ein guter Tag heute. Trotz allem.