In der Nacht gibt es nur die Straßenlaterne und mich. Abgesehen vom Kater, der miauend an der Tür steht und der Meinung ist, es wäre an der Zeit für die nächste Portion Futter (der Kater ist quasi durchgehend der Meinung, es wäre Zeit für die nächste Portion Futter).
Tagsüber sehe ich die Laterne gar nicht, obwohl sie natürlich da ist. Doch tagsüber ist so viel Ablenkendes um sie herum: Bäume, Wolken, Krähen, Elstern, Nachbarn, Kindergartenkinder, Kirchtürme, …
Nachts verschwindet die Welt, nur die Laterne bleibt übrig.
Die verschwundene Welt ist vernünftig und längst zu Bett gegangen. Ich sollte das auch tun. Um zehn Uhr beginnt meine nächste Schicht. Zehn Uhr, das ist natürlich nicht sonderlich früh, doch wenn man bis zwei Uhr wachbleibt und vor zehn Uhr noch unzähliges Grillgut einkaufen und eine Liste für die Kollegin schreiben will; wenn man darüber hinaus überhaupt kein Morgenmensch ist, vor allem dann nicht, wenn man erst nach Zwölf ins Bett gegangen ist – dann, ja dann sollte man vernünftig sein, dem Kater seine Portion Futter in den Napf füllen, der Straßenlaterne Gute Nacht sagen und: schlafen.
Mit der Vernunft ist das so eine Sache.