Sonntag

Heute eine Blindschleiche erst beinahe überfahren, dann gerettet. Na ja, vom Radweg getragen und das noch nicht einmal selbst.

Der echte Retter steht noch da, als A. und A. angelaufen kommen. Wir kennen A. und A., A. und A. kennen den Retter. Großes Hallo.
Und das ist dein Enkele?, fragt der Retter und meint m.
A. zögert. Wie soll man das auch erklären? Ein halbes, antwortet sie schließlich.
Danke, liebe A., für alles, was war.

An den Urlaub am See denken, nach dem Regen, als allüberall kleine Frösche hüpften und U. Frösche von hier nach da trug. U., hier ist noch einer, rief andauernd irgendwer. U. jemand mit Ansprechgesicht.

Heute unter Hirschgeweihen gesessen und gegessen. Hirsch, natürlich. Auf Leinentischdecken. Bei einem Straßenfest. Und echte Teller, das auch. Und ein Schleifchenzettel auf dem Tisch: Schön, dass Sie hier sind, Guten Appetit. Oder so ähnlich.
Sehr lecker, der Hirsch.
Eingeladen worden.

Noch einen Spezialitätenteller, syrisch mit nach Hause genommen (nein, bei den Hirschen gab es den nicht). m hielt Börek für Pfannkuchen (m und Pfannkuchen: große Liebe) und fand es dann ein klein wenig doof, dass in diesen Pfannkuchen Käse drin war.
Zeigt später auf das Magenbrot und grinst.

Wegen des Spezialitätentellers fiel uns das Internationale Fest in D. wieder ein und mir die eingelegten Auberginen aus Georgien.
Wir hatten die Woche Walnüsse geknackt, eine Aubergine war auch noch da, morgen gibt es also georgische Aubergine, ich fürchte, es wird nicht ans Original herankommen, aber nun. Das Internet ist sich auch fürchterlich uneins darüber, wie georgische Aubergine zuzubereiten ist.

Bei G. anrufen, weil die für die Aubergine benötigte halbe Zitrone schimmelig war. Von G. gleich eine ganze Zitrone bekommen.

Daran denken, früher immer* und andauernd* nach nebenan geschickt zu werden, weil irgendetwas fehlte. Was brauchst du denn heute, fragte W. mal, danach wollte ich erst recht nicht mehr geschickt werden.
Im Heute sehr darüber gefreut, einfach anrufen und nach nebenan gehen zu können. Und dann eine Zitrone zu haben.

Bei Zitronen immer auch an K. denken, mich fragen, ob ihre Zitronenbäume bei uns groß werden, so groß, dass da tatsächlich auch mal Zitronen dranhängen. Wobei K. gar nicht so genau wusste, ob es tatsächlich Zitronenbäume sind. Könnten auch Mandarinen oder sonst was sein. Eventuell werden wir es herausfinden.

Die erste Feige von V.s Baum geerntet. Ich esse die ja nicht (pur), dem MMM hat sie geschmeckt. Dieser Baum eine wirklich schöne Überraschung von V.
Der alte Feigenbaum in D. im Grunde auch ein Geschenk. Von Frau V., die nicht mehr mitbekommen hat, wie der Feigenbaum groß und prächtig wurde und mehr Feigen hatte, als wir in einem Sommer essen konnten. Die auch nicht mehr mitbekommen hat, wie er abgesägt wurde (nicht von uns). Wir hatten uns zuvor Abkömmlinge gesichert, die wiederum momentan in guter Pflege bei R.
Bei Feigen immer auch an M. denken. Chili, Feigen, Schmand, alles in die Pfanne, Nudeln dazu, fertig. Das esse sogar ich.

Nach den neuen Walnüssen gesehen, denen, die noch am Baum hängen. Und nach den Äpfeln auch. Gleich welche gegessen, draußen im Herbst, auf dem Feld schmecken sie am besten. Fast in jedem rotbackigen Apfel der Wurm drin. Vermutlich werden es dieses Jahr nicht ganz so viele Kisten zum Einlagern.

Der MMM fragt sich (und mich), ob man Speierlinge** essen kann. Keine Ahnung. Er probiert und speit*** minutenlang Speierling aus.
Aber hübsch sehen sie aus, die Speierlinge.
P. hat den Speierling natürlich wegen des Mosts gepflanzt. Obwohl daraus dann auch nichts wurde, weil die Früchte viel zu früh (nun, früher als der Rest) reif werden.

Der Sommer ist mir am liebsten, wenn er sich verabschiedet. Wenn ich anfange, über Dampfnudeln und Kürbissuppe nachzudenken.
Draußen zu kalt fürs T-Shirt, aber noch nicht zu kalt für kurze Hosen. Die Apfelbäume regennass und auf dem Feldweg unter den Hochspannungsmasten werfen die Krähen schon wieder mit Nüssen. Im grünen Wald ein erster Anflug von goldenem Herbsttaumel.

Und auf den Bäumen am Bach erzählen die Stare. Vielleicht mein zweitliebstes Geräusch nach Pappelrauschen, diese Starengespräche, für die ich noch immer kein passendes Adjektiv gefunden habe, obwohl ich schon mindestens drei Jahre lang darüber nachdenke. Immer muss ich an Telegrafenmasten denken, Singender Draht und so, aber vermutlich hört sich das völlig anders an.

Mein drittliebstes Geräusch vielleicht Regenprasseln. Dann immer ans Juffing denken, das kleine Zimmer zur Kirche hin mit dem Blechdach davor. Das es jetzt leider nicht mehr gibt, dieses Zimmer. War schön da.
Zuhause prasselt der Regen auf die Dachfenster. Das ist auch gut.

An die Schafe von kürzlich denken. Die sich zwischen Weihnachtsbäumen versteckten und immer wieder mal nachsehen kamen, ob wir noch da sind. Mäh. Mähäh. Sehr gesprächig, diese Schafe.

Nach den Schafen tut sich eine Aussicht auf.
Die Aussichten. Niemals will ich im Flachland leben.

Gleich ist er vorbei, der Sonntag.

 


* gefühlt, halt
** Wie heißen sie denn, die Früchte des Speierling?
*** Ach. Daher der Name?

Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert