Mein lieber Dezember.

Nein, das war heute kein guter Anfang mit uns beiden. Na gut, es hat geregnet, war grau und trüb wie ein richtig guter Novembertag, aber dann, dann ging es ziemlich schnell abwärts.

Dafür, dass ich schon wieder bei der Ärztin herumsaß, kannst du ja nichts, auch nicht dafür, dass das mitgebrachte Buch ziemlich öde ist, da war es fast schon halb so schlimm, dass ich andauernd das Lesen einstellen musste, weil das neue Leben Purzelbäume schlug – zu Recht! – keine Lust auf Überwachung hatte.
Alles gut, hieß es dann und da war auch bei mir noch alles gut.
Ab sofort kommen Sie bitte zwei Mal pro Woche, hieß es als nächstes und schwupp, schon war die Laune, also meine, im Keller. Man hat ja noch ein anderes Leben.
Und warum eigentlich (zwei Mal pro Woche)? Das ließ sich nicht klären, also, es hätte sich sicher klären lassen, hätte ich darauf bestanden, aber bestehen ist schwierig, noch dazu, wenn man hauptsächlich aus der Arztpraxis herauswill.

Um Zimtsterne einzukaufen. Die waren zum Glück noch nicht ausverkauft, wäre auch eher verwunderlich, bei dem Preis. Die Laune machte einen Schwenk nach oben, aber dann ging ich – eigentlich wegen etwas anderem, harmloserem – in den Drogeriemarkt und mir fielen die Weihnachtsgeschenke wieder ein. Solche von der Kategorie „Keine Ahnung, was man schenken soll, nichts macht Sinn, alles, was einem dazu einfällt, ist total langweilig, aber nichts schenken geht auch nicht (aus Gründen).“
Immerhin, ich bin dann mit Geschenken aus dem Laden gegangen. Das sollte eigentlich die Laune heben, aber aus überhöhtem Anspruchsdenken und wegen „das ist alles falsch“-Gefühl tat es das nicht.
Die Laune also weiterhin im Keller, die mitgebrachte Tasche übervoll, vielleicht wäre es am besten, nach Hause zu fahren und den Dezember hinter dem Fenster zu begucken.

Gedacht, getan, es kam sogar recht fix eine Straßenbahn, aus der dann eine alte Dame aussteigen wollte. Sie hatte auch schon eine junge Helferin für die schier unüberwindliche Stufe von der Bahn auf den Boden gefunden. Dann aber wollte der mittelalte Herr hinter der alten Dame ebenfalls mithelfen und griff ihr ungefragt unter die Schultern, was sie mit einem „Lassen Sie mich los!“ quittierte. Der mittelalte Herr, der mit dieser Zurechtweisung ganz und gar nicht zurecht kam, schaltete übergangslos in den Motzmodus um und war nun kurz davor, die alte Dame aus der Bahn zu schubsen. Beschränkte sich dann aber doch darauf, einfach nur herumzumotzen.
„Dann machen Sie halt mal vorwärts, Sie schusselige alte Frau.“ In der Art.
Was der Herr unbestimmten Alters hinter mir wiederum mit einem „Die Leute haben kein Herz mehr“ quittierte.
*seufz*

Schlussendlich quetschte ich mir auch noch den neuen Lieblingsschal im Jackenreißverschluss ein und schaffte es nicht, ihn von dort wieder herauszubekommen, ohne ein Loch in den Schal zu reißen.

Tja, lieber Dezember. Jetzt gibt alles. Sonst kommt später der MMM nach Hause, ich zeige ihm die Geschenke, er stimmt ein „Jo“ der Kategorie „Na ja, umhauen tut es mich jetzt nicht“ an und wundert sich dann darüber, wo all die schlechte Laune herkommt, die plötzlich aus mir herausplatzt.

Und dabei ist doch alles halb so schlimm. Ich hab sogar Zimtsterne, im Grunde ist also alles bestens.
Ich will trotzdem den November zurück.
Menno.

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