Konzertflüchter.

Es gibt ja solche und solche. Konzerte, Filme, Sportereignisse, [beliebige Veranstaltung hier einsetzen].

Solche, bei denen man recht schnell anfängt, die Lampen an der Wand zu zählen. Dem Mann da vorne links ein Burnout unterstellt, weil er nicht aufhört, mit den Beinen zu zucken. Den Mann neben sich verstohlen mustert, um herauszufinden, ob es ihm ähnlich geht, ob auch er schon Lampen zählt und man ihn bedenklos fragen kann, ob man vielleicht … den Heimweg …?

Solche, die irgendwann zu Ende sind (leider) und man sitzt da (oder steht) und … hach. Irgendwann macht man sich dann doch auf den Heimweg, still und erfüllt. Man will nicht reden, außer vielleicht ein „Wow“ oder ein „wie kann das sein, wie ist das möglich“, man will eigentlich nur schweigend schwelgen und dieses Ereignis noch so lange wie möglich mit sich herumtragen.

Dann gibt es noch die dazwischen. Zum Nachhausegehen dann doch zu schön. Man bleibt und wenn man geht, geht man leichten Herzens und hat keine drei Schritte später schon wieder die Musik vergessen, kann sich problemlos darüber unterhalten, wann der Schornsteinfeger kommen wollte und wer dann derjenige ist, der zu Hause bleiben muss.

Und überall gibt es die Konzertflüchter, diejenigen, die sofort aufspringen, wenn das Ende naht. Um als erste an der Bar anzukommen, als erste ihr Glas abzugeben, als erste fünfzig Cent Pfand einzukassieren, als erste ans Auto zu gelangen, als erste aus dem Parkhaus heraus, als erste wieder zu Hause.
Das Ende naht, wenn die Band noch vorn auf der Bühne steht; Musik machend oder sich verbeugend oder meinetwegen auch schon dabei ist, die ersten Schritte hinter die Bühne zu tun.
Warum habt ihr es nur alle so eilig, frage ich mich dann. Im Grunde frage ich mich schlimmeres, aber vielleicht war es für die zur-Bar-Eiler ja ein Lampen-Zähl-Konzert. Wer weiß das schon.

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Das Tord Gustavsen Quartet macht Musik, die sich wie eine warme Decke um einen herumlegt; wie der Kater, wenn er die Ohren umklappt, um seinen Kopf in meine Hand hineinzuschmiegen.

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