Mama, ich habe einen Fehler

Mama, ich habe einen Fehler, sagt das Kind und meint damit zum Glück nicht sich, sondern den Webrahmen, der sie gerade abwechselnd in tiefste Verzweiflung und höchste Begeisterung stürzt. Manchmal darf ich dann helfen, manchmal muss ich aber auch zusehen, wie das Kind sämtliche Webschiffchen (falls die so heißen) wild durch die Gegend wirft, dabei immer noch Mama, ich habe einen Fehler brüllt, aber wehe, ich nähere mich weiter als auf einen Meter. Wehe auch, ich gehe weiter weg als fünf Meter. Hilfreiche Ratschläge geben geht natürlich auch nicht, klar. Wer will schon hilfreiche Ratschläge hören, ich am allerwenigsten. Also manchmal schon, aber oft genug auch nicht.

Neuerdings gehe ich manchmal zu M., M. hält unter anderem Stimmseminare, für eins davon habe ich mich gleich zwei Mal angemeldet, wurde aber immer krank und konnte dann doch nicht teilnehmen. Was dazu führte, dass ich nun ab und zu ganz ohne Seminar zu M. gehe. Und dort in schöner Regelmäßigkeit auf das kleine Mädchen stoße, das völlig verschüchtert in der letzten Reihe steht (von ihr war hier schon mal die Rede).

Und ich habe da überhaupt keine Lust mehr drauf, wirklich nicht. Ich habe auch keine Lust mehr auf diesen Berg Traurigkeit und alles, was mich danieder drückt, aber natürlich ist es der Traurigkeit völlig egal, was ich will und dass ich keine Lust mehr auf sie habe, die kommt trotzdem.
Das Gute ist, dass ich neuerdings wütend werde und das Gute ist auch, dass ich nun ein gutes Vorbild habe und Ha!, irgendwann werde ich auch einfach mal losbrüllen, dass mich bitteschön alle in Ruhe lassen sollen und wenn sie das tun, werde ich weiterbrüllen, dass sie mich bitteschön in zwei Meter Entfernung und mit ausgestreckten Armen in Ruhe lassen sollen.

Das schlechte ist, dass M. mir Sachen vorschlägt, oder nein, es ist eher so, dass er mich dazu bringt, dass ich die Sachen selbst vorschlage, was natürlich ungleich geschickter ist. Sachen wie, ich könnte ja einfach mal B sagen, wenn alle anderen A sagen.

Und dann passiert es schon wieder, Situation xy, und ich merke, wie ich immer kleiner und unsichtbarer werde und natürlich nicht B sage, um Himmels willen.

T. sagt, ich müsse Geduld haben und T. hat natürlich recht, aber verdammt, kann das nicht einfach schneller gehen? Was kann denn schon passieren, schlimmstenfalls. Nichts.

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