An manchen Tagen passen das Wetter und ich einfach nicht zusammen. Im Normalfall sind das Tage wie heute, an denen alle außer mir* mit einem breiten Grinsen herumlaufen und Dinge wie „Endlich Sonne!“ oder „Endlich Frühling!“ sagen.
An solchen Tagen bleibe ich gern zu Hause. Das ist leider nicht immer eine Option, manchmal ist es unvermeidlich, das Haus zu verlassen und auf Menschen zu treffen.
Nun ja, auch unter Menschen kann man zu Hause bleiben**.
Heute ist so ein Tag. Ich habe die Jalousien heruntergelassen, meinen Kopfhörer aufgesetzt und den Lautstärkeregler nach rechts gedreht.
Aber in wenigen Stunden wird es unvermeidlich sein, mich doch unter Menschen zu begeben und spätestens, wenn mich der erste von ihnen in ein Gespräch verwickelt, ziehe ich mein Heidi-Kleidchen über.
Heidi wie Alm-Öhi und der Geißenpeter. Heidi wie: Denken Sie sich einen Namen für die Person aus, die Sie heute zum ersten Mal in ihrem Leben sehen und mit der Sie bisher noch kein einziges Wort geredet haben.
Die Leute mögen mich.
Das ist im Grunde nicht verwunderlich.
Das ist im Grunde etwas Gutes.
Das ist im Grunde so, als würde jemand Wildfremdes den Codenamen Heidi für mich wählen.
Und ich könnte es so gut verstehen.
Und ich könnte dieser wildfremden Person so gut eins auf die Nase geben***.
An den meisten Tagen bin ich ganz zufrieden damit, Heidi zu sein.
Aber manchmal wäre ich lieber Fräulein Rottenmeier.
Dann suche ich im CD-Regal nach etwas, das laut und böse ist und drehe den Lautstärkeregler nach rechts.
Manchmal habe ich Angst vor dem Tag, an dem das nicht mehr hilft.
* gefühlt
** Falls Sie sich fragen, wie das möglich ist – lesen Sie sich einfach durch complicissimus, Kategorie „vom Sichtbar werden“
*** Was ich natürlich nicht tue.