49° 27´ N, 8° 40´ O

deviazione

Leben ist wie Wandern ohne Karte.

Du kannst an der Straße entlanggehen. Das ist am einfachsten, am schnellsten. Du weißt, wohin sie führt, du weißt, wann du ungefähr ankommen wirst.

Wenn du Pech hast, wirst du überfahren. Wenn nicht, bist du trotzdem ein Hindernis. Ärgernis für all diejenigen, die schneller unterwegs sind als du. Vielleicht nimmt dich jemand mit, vielleicht willst du gar nicht mitgenommen werden.

Abseits der Straße – ohne wegweisende Schilder* – musst du deinen eigenen Weg finden. Jede Gabelung wird zu einem Scheideweg: Hierhin? Dorthin?

Wenn du Pech hast, landest du im Nichts. Der Weg endet; einfach so oder vor einem verschlossenen Tor**.

Oder der Weg endet zwar irgendwo, aber nicht da, wo du eigentlich hinwolltest. Das kann gut sein, das kann schlecht sein.

Vielleicht hast du es schon vorher gemerkt, hast dir gedacht, dass ein Richtungswechsel angebracht ist, hast dir deshalb dort, wo keiner war, einen eigenen Weg gesucht, durchs Dickicht hindurch. Das ist mühsam. Dauert länger. Wenn du Pech hast, war die Mühe umsonst und du stehst erneut vor verschlossenen Toren.

Vielleicht triffst du jemanden, den du fragen kannst. Du kannst ihm glauben oder auch nicht.

 

Irgendwann kommst du an.

Ankommen ist immer nur der Zeitpunkt vor der nächsten Wanderung.

 

* na ja, außer vielleicht, du bist gerade im Schwarzwald, da steht alle zwei Meter ein Schild. Ausgenommen natürlich die Stelle, an der man es am dringendsten bräuchte.

** solltest du gerade in Italien sein, hängt mit Sicherheit auch noch ein Schild daran: „Attenti al Cane!“

Allgemein

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