20 Fünfer

20Fuenfer

Mit dem Schreiben, das ist ein bisschen wie mit dem Skifahren (oder mit allem?). Manchmal denke ich, ich kann’s wohl doch nicht. Oder dass es keinen Wert hat, die Mühe nicht wert ist. Weil immer noch keine Antwort im Postfach ist, geschweige denn im Briefkasten oder sonst wo. Weil es so viele gibt, die es auch können, besser können, anders können.

Aber auf einmal ist er wieder da, dieser Moment, an dem ich ein begeistertes Grinsen im Gesicht habe, wegen der Geschichte, meiner Geschichte, oder weil ich mich den Berg hinunterstürze und dabei lauthals „Jiha!“ rufe.

Der Moment, an dem ich merke, dass es doch etwas nützt, daran zu glauben. Und bis dahin immer schön fleißig die Frösche für die Beinmuskulatur zu machen oder – was das Schreiben angeht – mich über leere Wortansammlungen hinwegsetzen, denn: irgendwann wird er schon wieder kommen, dieser Moment, der mit den richtigen Wörtern. Und wenn er kommt, weiß ich, er ist tatsächlich die Mühe wert, auch wenn ich natürlich irgendwann wieder in einem Schneehaufen stecken bleiben werde, weil es einfach dumm gelaufen ist oder weil 20 Frösche eben doch besser sind als 15 – wie bei Bluff, dem Würfelspiel: wo 15 Fünfer sind, sind auch 20 Fünfer. Und manchmal sind es tatsächlich 20 Fünfer und schon ist er da. Der Moment.

Ein Snowboard im Wohnzimmer, Teil III.

Oder: Mehr! Mehr Urlaub. Mehr Schnee. Mehr kalt. Mehr Winter. Überhaupt Winter.

Jedenfalls: Das Snowboard liegt schon wieder im Wohnzimmer. Im Wohnzimmer liegt überhaupt ziemlich viel herum, denn noch weniger als für den Urlaub einpacken mag ich nach dem Urlaub auspacken. Noch stapelt sich dort also alles, was man so braucht, beziehungsweise gebraucht hat: Skisocken, zum Beispiel. Skibrille, kaum gebraucht.  Sonnenbrille, viel gebraucht. Sonnencremetube, kaum noch was drin.

Auf dem Sofa liegt nichts, nur die Katze. Die freut sich: endlich ist das Personal wieder da. Das Personal hat eine ausgewachsene Nach-Urlaubs-Melancholie. Kein Schnee. Keine Piste. Keine Berge. Kein Schaukelstuhl. Keine Badewanne.

Ab und an rieche ich an meiner Winterjacke (die noch den Urlaubsduft à la Schnee-Sonnencreme-Wintersonnenluft+einGanzKleinBisschenSchweiß in sich trägt). Hach. Dort, wo wir waren, hat es jetzt Neuschnee. Hier regnet es an die Fensterscheibe. Ziemlich klar, wo ich jetzt lieber wäre.

Und ach ja, die Sache mit dem Angst haben (mit einem Snowboard an den Füßen). Ähm. Nun ja. Ich bin nicht über Lektion 2 hinausgekommen: J-Turns. Und selbst da weiß ich nicht, ob das nun tatsächlich geklappt hat oder ob es nicht doch eher Zufall war.

Aber ich habe fleißig anderen Snowboardern beim Salto schlagen zugesehen. Wobei es dafür vermutlich einen viel cooleren Ausdruck als Salto schlagen gibt.

Und nebenbei bin ich auch noch Ski gefahren. Inklusive Angst haben. Einen kurzen Moment lang felsenfest davon überzeugt sein, jetzt doch endlich Skifahren zu können. Dann in einem Schneehaufen hängen bleiben und dem Übermut geschwind wieder Ade sagen. Bis zum nächsten Moment. Denn, um mal Bode Miller zu zitieren: „Sei schnell. Sei schneller. Hab Spaß dabei.“* Spaß hatte ich.

Und ist ja alles gut gegangen. Die Ski allerdings ziemlich mitgenommen (Huch. Wo kam der Stein plötzlich her?). Ich selbst nur einen blauen Fleck am Knöchel und den habe ich mir geholt, als ich mit bloßen Füßen an einem Sonnenschirmständer hängengeblieben bin (ja tatsächlich, im Skiurlaub).

Mal sehen, vielleicht verirrt sich ja doch noch die eine oder andere Schneeflocke hierher.

 

* Kapitelüberschriften aus seinem Buch „Wie ich allen davonfuhr“. Das nächste Kapitel heißt übrigens: „Mach deine Sache gut“. Ähem. Nun ja.

Mehr Aggressive Yoga.

Heute Morgen beim Yoga sämtliche Bedenken ignoriert, auf Thorsten Otto, Stefan Parrisius und Co. verzichtet und stattdessen das aufgelegt, was der MMM „böse Musik“ nennt.

„Shut up when I’m talking to you“

Gestern bei der Freundin einen Kinder-Boxsack entdeckt und spontan einen Wunsch an Weihnachtsmann und Co. abgeschickt. In Groß, bitte. Danke.

„The darkness holding me tightly“

Aber draußen scheint die Sonne. Und heute Morgen bin ich glucksend aus einem dieser Halbschlafträume emporgeschreckt.

„I put on my daily facade but then“

Mehr Musik. Mehr Konzerte. Und ein Zimmer mit perfekter Schalldämmung. Adieu, ihr Kopfhörer.

„But in the end

It doesn’t even matter“

 

* Lyrics von Linkin Park, aus dem Album Hybrid Theory

Alles wird gut: Ein Snowboard im Wohnzimmer, Teil II.

Den Glauben daran, dass alles gut wird, hat mir der SnowProfessor gegeben. Der SnowProfessor, das sind Jill und Rick und die sagen, ich kann das. Snowboarden. Jeder kann das. Hat man doch alles schon mal irgendwie gemacht. Nose, tail, posture, toes, heels, posture – alles wird gut. Und am wichtigsten ist sowieso, dass man coole Klamotten hat und ebenso cool damit aussieht (hat irgendein anderer in irgendeinem anderen Video gesagt).

Na ja, daran könnte es natürlich scheitern. Aber immerhin weiß ich jetzt, was ich mir zwischen Handgelenk und Skihose klemmen muss (Schneebälle), um nicht in Versuchung zu geraten, mit den Armen herumzuwedeln wie ein Schimpanse. Und auszusehen wie ein moron. Hübsches Wort, das.

Und wer braucht schon Knieschützer, Rick und Jill jedenfalls nicht.

Nichts wie weg also. Aktuelle Schneehöhe 110 cm. Früh-Temperatur -91° C.

Huch. Da hat doch hoffentlich jemand das Komma vergessen.

Leid tun.

Das ist so ähnlich wie mit dem Angst haben: Komisch, warum man sich manchmal leid tut. Die Katze übergibt sich aufs Sofa, beziehungsweise auf den Katzenteppich, der auf dem Sofa liegt – jetzt muss ich den Teppich waschen. Und dabei ist mir selbst schon so grummelig im Magen. Überhaupt, Montagmorgen, allein das reicht doch schon als Grund, sich ein bisschen leid zu tun.

Der Montagmorgen mit seinen wiederkehrenden Gedanken: Keiner da, der mir sagt, was ich zu tun habe. Hallo? Ist doch prima. Freie Zeiteinteilung. Aber nein, das selbst leid tun geht nahtlos ins selbst beschimpfen über: Du faule Socke, komm endlich in die Pötte, es gibt so viel zu tun. Aber zu nichts habe ich wirklich Lust (schneller Schwenk zurück zum Selbstmitleid) und überhaupt, egal, wie viel ich tue, der Stapel dessen, was immer noch zu tun ist, wird nie wirklich kleiner, denn kaum ist eine Sache erledigt, kommt eine andere hinzu.

Aber dann. Dann höre ich von jemandem, dessen Kind verunglückt ist, bei einem Unfall, ganz plötzlich, einfach so.

Der Tod.

Kaum ist er da, schon stirbt es dahin, mein Selbstmitleid an diesem Montagmorgen.

Liegt ein Snowboard im Wohnzimmer

Im Wohnzimmer gibt es neuerdings ein Snowboard zu bestaunen. Sieht schick aus. So ein Wohnzimmer gewinnt eindeutig durch ein Snowboard. Jedenfalls, wenn man genug Platz hat.

Das Wohnzimmer muss allerdings in gar nicht allzu ferner Zukunft schon wieder ohne Snowboard auskommen. Und ohne mich. Das Snowboard bekommt einen Spind, den es sich mit Skiern und Skischuhen teilt, ich bekomme ein Hotelzimmer, das ich mir mit dem Mann teile.

So ein Snowboard eignet sich auch ganz gut zum Angst haben. Jetzt im Wohnzimmer tut es noch ganz harmlos und sieht vor allem cool aus. Sobald es mit Skischuhen verbunden ist, die wiederum mit meinen Füßen verbunden sind, zeigt es allerdings seine wahre Gestalt. Beziehungsweise ich tue das.

Knieschützer machen dagegen keine Angst, sind allerdings auch viel weniger cool. Noch dazu, wenn sie dringend benötigt werden. Das mit dem Kurven fahren – na ja. Ich lerne noch.

Vielleicht wird das mit dem Winter sowieso nichts mehr. Oder die Skipiste zieht sich wieder so einen dicken Eispanzer an wie letztes Jahr. Dann geht das natürlich nicht, mit dem Lernen. Oder ich vergesse das Snowboard versehentlich im Wohnzimmer.

Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders und nächstes Jahr brauche ich schon einen Kicker*, um auf dem Snowboard Angst zu haben. Oder ich lerne surfen, das soll auch ziemlich cool sein. Überhaupt – so ein Surfbrett im Wohnzimmer. Das hat doch was.

Angst haben kann ich für heute jedenfalls auch schon wieder abhaken: Ich habe gerade in einem Snowboardforum Beiträge zum Thema „richtig fallen“ durchgelesen. Böser Fehler.

I can fly so high, I can fall so deep**

 

* „Steile Schanze, die einen möglichst hoch und weit in die Luft katapultiert.“ – Defintion nach D.C.‘s Snowboard-Lexikon.

** Guano Apes, Lords of the Boards

Angst haben.

wildwutz

Ich habe mein Jahresmotto gefunden: Angst haben.

Mit der Wahl des Mottos habe ich auch gleich schon mit dem Angst haben angefangen. Der abergläubische Anteil in mir befürchtet jetzt nämlich, in Messerstechereien und ähnliches verwickelt zu werden.

Und nein, so ist das eigentlich nicht gemeint. Ich dachte eher an Heißluftballonfahren oder einen dieser Anrufe, die ich entweder „vergesse“ oder bei denen ich denke: „Ach, jetzt ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt“. Oder auch Blogeinträge zu schreiben.

Komisch, vor was man so Angst hat. Hast du keine Angst, so allein (im Wald)?, wurde ich schon des öfteren gefragt, wenn ich erzähle, dass ich von A nach B gewandert bin. Oder auch nur mal eben eine Runde im Hauswald spazieren gehe. Allein, eben. Und manchmal sogar im Dunkeln. Na gut, das ist dann schon ein bisschen unheimlich. Plötzlich raschelt und knistert es links und rechts und überall.

Aber trotzdem: vor was soll ich da Angst haben? Wildschweine, vielleicht. Die gibt es, ich habe sie gesehen. Bisher sind sie immer vor mir davongelaufen, nicht ich vor ihnen.

Hier im Blog Beiträge schreiben, das finde ich dagegen schon beängstigend. Am Ende liest das noch jemand. Und findet es doof. Findet mich doof. Früher habe ich hunderttausend Sachen nicht gemacht, weil mich deshalb eventuell jemand doof finden würde.

Ist nicht wirklich aufgegangen, das Konzept. War auch eher unbefriedigend.

Ich werde also bei diesem Beitrag auf den Button „Veröffentlichen“ klicken und damit kann ich Angst haben für heute auch schon wieder abhaken. Wie praktisch: Den Anruf kann ich dann getrost auf morgen verschieben.

Krokodile, James Bond und die Queen

Beim gestrigen Rechercheprojekt Haare schneiden habe ich mich gefragt, was genau ich da eigentlich recherchieren wollte: Schere, Kamm, schnipp, schnapp, Haare ab, fertig.

Passt irgendwie zum akuten (Schreib-/Still-)Stand des aktuellen Projekts. Es drängt sich einfach nichts auf, was geschrieben werden möchte.

Dafür drängt sich Lesestoff. Der dienstälteste Lieblingsneffe empfiehlt: Ein Krokodil taucht ab (und ich hinterher). Geschrieben von Nina Weger.

[Randbemerkung: Ja! Es gibt sie tatsächlich noch: Kinder, die „richtige“ Bücher lesen.]

Aus dem Klappentext:

Was tut man, wenn der beste Freund das Klo runtergespült wird?

Ja, was tut man? Der Neffe hat es schon herausgefunden und ist begeistert. Da konnte mein aktuelles Leseprojekt (Alan Bennett, Die souveräne Leserin) nicht mithalten. Zwar geht es um die Queen (die Queen hat im weitesten Sinn etwas mit James Bond zu tun und ist daher durchaus von Interesse), aber „die Queen entdeckt das Lesen“ – na ja, da sind abgetauchte Krokodile doch spannender. Und hey, 007 hatte auch schon das ein oder andere Mal mit ihnen zu tun.

Mehr Hühner.

huhn

Das gurrende Singen der Hühner. Ähnlich beruhigend wie ein schnurrender Kater. Auf dem Sofa sieht der Kater allerdings besser aus. Dafür legt er keine Eier. Die Eier in unserem Kühlschrank haben keinen Stempel, stattdessen klebt manchmal noch Dreck an ihnen. Oder eine kleine, flaumige Feder.

Mit Hühnern kann man was erleben. Fuchsbesuche, zum Beispiel. Nicht sehr erfreulich. Noch dazu ein sinnloses Gemetzel, wenn man den Fuchs zwar auf frischer Tat, aber eben doch zu spät ertappt und er dann geschwind die Flucht ergreift. Der Fuchs meuchelt erst einmal alles nieder, bevor er sich daran macht, die Beute nach Hause zu tragen. Wird er zwischen dem fünften und dem sechsten Huhn gestört – zum Beispiel, ihn dem man ihn schreiend davonjagt -, kommt er so schnell nicht zurück. Dann hat man fünf tote Hühner im Garten liegen. Und einen herumhängenden Hahn mit Fuchs-Trauma und Herzeleid.

Mit einem Hahn kann man auch was erleben – man bekommt zum Beispiel Besuch vom lange nicht gesehenen Nachbarn, der vom Hahn aus dem Schlaf gekräht wurde. Da ist es schon ein bisschen komisch, wenn der Hahn drei Tage später tot im Garten liegt (diesmal ganz ohne Fuchseinwirkung). Na ja, war ein alter Kerl, sah eh nicht mehr so gut aus in letzter Zeit, nehmen wir mal an, es war Altersschwäche. Wenn dann allerdings der nächste Hahn tot im Garten liegt, fragt man schon mal herum, ob unter den Bekannten vielleicht jemand zu finden ist, der Todesursachen von Hähnen ausfindig machen machen.

Spannend also, die Sache mit den Hühnern. Und so praktisch, vor allem wenn man gern Rührei isst. Oder Zimteis. Oder Kokosmakronen. Oder wenn die Polenta in Italien irgendwie besser geschmeckt hat und man sich fragt, wer das misslungene Zeug jetzt alles essen soll.

Leider habe ich gar keine Hühner. Nur so ein bisschen anverwandte Hühner.

Bei uns in der Straße gibt es ein großes, freies Grundstück. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeilaufe, denke ich über Hühner nach. Vermutlich ist das gar nicht erlaubt. Baunutzungsverordnung und so. Und vermutlich gibt es auch hier mindestens einen Nachbarn, der Hühner spätestens dann nicht mehr toll findet, wenn ihn regelmäßig ein Hahn aus dem Bett kräht.

Vielleicht leihe ich mir einfach welche.

 

Heute leben.

heuteLeben

Angefangener Blogbeitrag Nummer 72 (bei den anderen hat mich jeweils die Panik gepackt, jemand könnte tatsächlich lesen (wollen), was ich so schreibe).
Auf dem kurz ausgefallenen Feiertagsspaziergang (kurz, weil: verschnupft und ähnlich matschig wie der begangene Weg) fand sich immerhin ein neuer Beitrag für den Lostopf eines neuen Jahresmottos: Heute leben.
So zu lesen auf einem Firmenauto, das gern in der Nachbarschaft parkt und auf dem mir bisher immer nur die Aufschrift „Wir sind immer für Sie da“ aufgefallen ist. Bin immer noch am Überlegen, ob ich mir die zugehörige Telefonnummer nicht doch mal notieren sollte. Für den Notfall.
Streifi habe ich dagegen nicht gefunden. Streifi ist ein Kater und wird vermisst. Nicht von mir – unser Kater hat einen viel schöneren Namen (nein, den verrate ich nicht) und kommt eben jetzt ganz unvermisst seiner Aufgabe nach, die Couch kleinzukriegen.
Ansonsten gefunden: Den Frühling. Um die Zeit. Schlimm. Aber mindestens dreiundzwanzig Vögel sind der Ansicht, es wäre so und haben das Frühlingslied angestimmt. Ich hoffe ja, sie haben Unrecht und so ein kleiner Mini-Hercules schafft es auch noch zu uns.