Vom Suchen und Finden.

Auf der Suche nach Inspiration zum Thema „Fahrrad“ eine Buchhandlung aufgesucht. Seltsamer Ort dafür? Für mich nicht. Ähnliches hat schon mehrmals hervorragend funktioniert. In diesem Fall leider nicht, ich habe zwar etwas gefunden, doch es war keine Inspiration, sondern ein Buch. Erstaunlich, nicht wahr.

Wenn ich mit dem festen Vorsatz, ein Buch zu kaufen, in eine Buchhandlung gehe, funktioniert das übrigens nie. Kaufe ich trotzdem eins (weil ich gerade ganz dringend eins brauche), gefällt es mir dann meistens doch nicht.

Jedenfalls habe ich das Buch eingepackt und bin mit dem Fahrrad, dem eigenen, zur nächsten Buchhandlung gefahren. Das Spiel wiederholt sich: Inspiration suchen, Buch finden.

Dann das Fahrrad durch die Fußgängerzone geschoben, dort nach Inspiration Ausschau gehalten, ebenfalls vergeblich. Dabei folgendes festgestellt: Die Leute sehen alle so gleich aus. War das schon immer so?

In ein Geschäft für Druckerzubehör gegangen, Druckerpatrone gesucht, Druckerpatrone gefunden. Geht doch.

Als nächstes das Fahrrad vor der Bibliothek geparkt. Unter Wkn – Weitere Straßenfahrzeuge; Fahrrad nach Inspiration gesucht. Einen Bußgeldkatalog für Radfahrer gefunden. Darüber nachgedacht, ob es wohl Radfahrer gibt, die noch nie gegen eine dieser Regeln verstoßen haben.

Inspiration dann doch noch gefunden. Wie es sich gehört eher zufällig und im Vorübergehen unter Ydk 25 – Geschenke, Verpackung von Geschenken.

Teppich.

gaensebluemchenteppich

Fundstück I, auf dem Teppich:

herzbluemchen

Fundstück II, im Buchladen:

Die Insel der letzten Wahrheit, Flavia Company.

Da man bei diesem Wetter unbedingt lesend in der Sonne herumsitzen sollte, habe ich genau das getan und das Buch dabei auch gleich zu Ende gelesen.

Hä?, habe ich dann gedacht und das dachten wohl auch andere, Christine Westermann auf alle Fälle, praktischerweise hatte sie auch gleich einen Buchhändler zur Hand, der das „Hä?“ in ein „Aha“ verwandeln konnte.

Den habe ich nicht. Na ja, vielleicht komme ich ja selbst noch drauf. Oder ich frage einfach Frau Westermann.

 

Listen, schon wieder.

Dieses Mal nicht meine. Gestern bin ich mehr oder weniger zufällig auf die von Herrn Meyer gestoßen. Herr Meyer schreibt nicht nur Listen, sondern auch Bücher und Postkarten, indirekt jedenfalls.

Die Fragen auf den Postkarten sollte ich besser nicht lesen, ansonsten werden meine eigenen Listen noch länger. Eine Frage ist allerdings recht harmlos („Was erfreut Sie heute?“), die kann ich gleich beantworten, Gänseblümchenteppiche natürlich, die werde ich mir heute aufs Neue ansehen.

Statt Postkarten lese ich besser Herrn Meyers Listen oder ich lasse meine Nachbarin wieder bei mir klingeln und sie darf mir dann noch einmal die Zeitschrift mit dem „Einfach anfangen?“ auf dem Cover vor die Nase halten. Dann sehe ich ein, dass das in der Tat das einfachste wäre und tue genau das.

Das Problem dabei (aus der Januar-Liste von Herrn Meyer):

1. Einsicht und Umsetzung liegen oft weiter auseinander als Erde und Mond.

Es gibt Tage, die sollten nie enden*.

Heute ist keiner dieser Tage. Dabei fing alles ganz harmlos an. Bis ich die Zeit vergessen habe und – als sie mir wieder einfiel – zur Arbeit gerannt bin, um dort außer Puste, aber immerhin pünktlich anzukommen. Das Gefühl, zu rennen, ließ mich nicht los: Obwohl ich pausenlos in Bewegung war, fragten mich am Ende meiner Schicht gleich zwei Leute: „Oh. Noch nicht fertig?“

Als wäre das nicht ziemlich offensichtlich.

Natürlich platscht an so einem Tag die Suppentüte auf den Boden und natürlich darf der Spruch „habe ich es nicht gleich gesagt“ dann auch nicht fehlen.

Als nächstes bin ich zu einem Treffen gefahren, das nicht stattfand. Was ich aber erst bemerkte, als ich schon dort war.

Und dazwischen, darunter, dahinter, mittendrin das Gefühl, das etwas Grundlegendes falsch läuft. Aber wie geht richtig?

 

 

* Kein Alkohol (ist auch keine Lösung)!, Die Toten Hosen

Enthüllungen oder: Was besser ungesagt bliebe.

Ich besitze neuerdings eine Coldplay CD. Das ist schon, also … nun ja. Aber kürzlich fuhr ich nach H. und da kam dieses Lied im Radio und dann dachte ich: Moment mal, was singt der da gerade? „Nobody said it was easy“, sang er und plötzlich war nicht mehr ich am Steuer, sondern Zach. Zach, der gerade nach Rostock fährt und Erdbeer-Helen im Auto hat und jetzt schon weiß, dass es zu dem Part kommen wird, an dem es Zeit „for us to part“ ist (ja, das war jetzt ein ziemlich doofer Wortwitz, tschuldigung). Und dann habe ich mir an der nächsten roten Ampel diesen Fetzen („nobody said it was easy“) notiert, denn da wusste ich ja noch nicht, wer da singt (sowas verraten die ja nie, im Radio). Dass es am Ende Coldplay* war, hat mich dann schon etwas entsetzt, aber was will man machen. Zach wäre wohl auch nicht begeistert, aber selbst er muss zugeben, dass es einfach passt. Muss er nicht, wird er nicht, egal, ich weiß es trotzdem.

Ach ja, Zach ist natürlich ein Romanheld, falls Sie sich schon gewundert haben. Ein zu Ende geschriebener. Momentan schreibe ich an einer neuen Geschichte und die Gefahr, dabei Coldplay zu hören, ist deutlich geringer. Diese Geschichte tendiert eher in Richtung Nine Inch Nails und damit kann ich gut leben, genauso wie mit dem von Biffy Clyro inspirierten Arbeitstitel: Not the lucky ones (aus: Saturday Superhouse, Puzzle).

Aber man weiß ja nie, was die im Radio so spielen, wenn man gerade nach H. fährt.

 

* “The Scientist“ aus „A Rush Of Blood To The Head“

Don’t.

Es gibt also Leute, die haben Don’t-Do-Listen, an die sie sich glücklicherweise nicht halten. Wo käme man da auch hin.

Ich habe keine Don’t-Do-Liste, aber hätte ich eine, wäre Punkt Eins auf der Liste: im Selbstmitleid versinken. Natürlich würde ich mich auch nicht daran halten, wie auch, falls jemandem etwas dazu einfällt, bitte gerne, ich bin sehr daran interessiert.

Ich tue es also, viel zu oft und wenn ich es tue, versinke ich voll und ganz in sämtlichen Don’t-Dos, die das Selbstmitleid so mit sich bringt. Das ist wohl so ähnlich wie mit dem Garten: ein Punkt auf der Liste => 2077 Punkte auf der Liste,

Um mich von all dem Selbstmitleid abzulenken, sitze ich dann zum Beispiel auf der Couch und lese Bücher, bei denen man schon am Cover erkennt, was passieren wird, die einzigen offenen Fragen: Heißt die Heldin Lucy oder Sophia? Und: Welche Augenfarbe hat eigentlich der Held?

Und obwohl so klar ist, was passiert, lege ich das Buch erst gegen 03:00 Uhr zur Seite, frage mich, wer all die Chips und Gummibärchen gegessen hat, schaffe es gerade noch, die Zähne zu putzen und will am nächsten Tag überhaupt rein gar nicht aufstehen. Was noch nicht einmal am Schlafmangel liegt, sondern an den Chipstüten, mit denen ich nach dem Aufstehen konfrontiert wäre. Und den To-Do-Listen, die so lang sind wie eh und je, denn die Bücher, die Couch und die Chips sind leider nichts, was ich darauf abhaken könnte. Ich tue mir also schon wieder leid, was im schlimmsten Fall dazu führt, dass ich mich daran erinnere, dass ich zwei solcher Bücher vom Flohmarkt mit nach Hause gebracht habe … Hurra, Endlosschleife.

Und jetzt schreibe ich diesen Beitrag, der im Grunde auch nur aus Selbstmitleid besteht, was die Sache nicht besser macht, aber na ja, wofür ist so ein Blog denn da, wenn nicht, um sich selbst leid zu tun (darauf jetzt bitte keine Antworten).

Und immerhin habe ich die Bücher auf Englisch gelesen.

Ein Snowboard im Wohnzimmer, Teil IV. Oder: Frühling.

Es liegt immer noch im Wohnzimmer. Das Snowboard. Ich will es einfach noch nicht zurückgeben. Seinem rechtmäßigen Besitzer, der mich dann wieder fragen wird, wie es war und … argh. Versagt. Irgendwie.

Draußen tobt der Frühling, drinnen klicke ich beim ZDF durch die Olympia Mediathek. Snowboarder in einer Halfpipe. Erstaunlicherweise sieht das gar nicht soooo angsteinflößend aus, aber das kann auch daran liegen, dass ich vorher auf Skifahrer in der Halfpipe geklickt habe und – um Himmels willen. Völlig irre.

Draußen tobt also der Frühling und ich gebe mein Bestes, ihn zu ignorieren, nur dummerweise geht er davon auch nicht weg. Ich werde es dann wohl doch zurückbringen, das Snowboard, der Winter kommt bestimmt nicht mehr. Schließlich ist schon längst dieser nervige Frühling da. Ja, er ist grün, er riecht gut, die Sonne und die bunten Krokusse und wenn dann erst die Obstbäume blühen und überhaupt.

Hmpf.

Mich erinnert er daran, dass scheinbar alles und alle um mich herum mehr Energie haben als ich. Dass scheinbar alle dieses platzend Pralle, raus damit, gib alles total gut finden, während in meinem Kopf nur die To-Do-Listen länger werden. Kein Wunder, denn mit dem Frühling kommt „der Garten“ auf die Liste. „Der Garten“ – das ist der Sammelbegriff für zweitausendsiebenundsiebzig Einträge, die sich in einer Endlosschleife tummeln.

Ja, so ein Garten ist toll, genau wie der Frühling. Man kann sich mit einem Liegestuhl mitten hineinlegen, sich von der Sonne bescheinen und von Hummeln unterhalten lassen. Aber wie stellt man all die Stimmen ab, die Arbeitsanweisungen geben?

Darum mag ich den Winter. Richtigen Winter, wenn der Garten hinter Schnee und Eis verschwindet und der einzige Punkt auf der To-Do-Liste Schneeschippen ist.

Termine.

Drohend stehen sie im Kalender. Als ich sie eingetragen habe, erschienen sie noch ganz harmlos und ich habe mir vorgemacht, dass ich mich sogar darauf freue.

Ist ja noch lange hin.

Ha.

 

Doch nicht mehr so lange.

Wirklich, ich sollte absagen. Zu müde. Zu weit weg. Was soll ich denn da. Das wird doch nichts. Saublöde Idee, echt jetzt, warum habe ich mich darauf nur eingelassen? Am besten, ich rufe an und sage ab. Am besten, ich drehe vor dem Eingang um und tue so, als wäre ich nie dagewesen.

Tue ich aber nicht. Weil die Ausreden in dem Fall rein gar nichts mit Bauchgefühl und Co. zu tun haben, sondern einzig und allein mit Angst haben: Weil ich mich fürchterlich blamieren werde. Weil ich ganz bestimmt einsam in einer Ecke herumstehen werde. Mich schrecklich langweile. Ausgelacht werde. Blöde Dinge sage. Blöde Dinge tue. Niemals nicht dazugehören werde.

Da fällt mir schon was ein.

Aber dann drehe ich doch nicht um, sondern mache die Eingangstür auf und sage Hallo.

 

Später, wenn sich die Tür wieder hinter mir schließt und ich mich auf den Heimweg mache, erfüllt mich oft ein seltsam euphorisches Glücksgefühl. Ich war dort. Ich war gar nicht so allein, habe mich gar nicht so blöd angestellt. Es hat sogar richtig Spaß gemacht.

Na sowas.

 

Man sollte meinen, ich hätte dann etwas dazugelernt. Pustekuchen, der nächste Termin kommt bestimmt.